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WÜRZBURG
Zimmerer: Presseberichte von 1962 bis 1984 (31/52)
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:40 Uhr
28. Mai 1965, Main-Post:
 

Das Ende der "Rücker-Affäre"

Das Ergebnis der Verhandlungen mit den Erben des Stadtrats Rücker – Vierzig von 104 Wohnungen werden zurückgegeben – ein trübes Kapitel der Nachkriegsgeschichte der Stadt findet seinen Abschluss


In der vorgestrigen Stadtratssitzung gab der Oberbürgermeister folgende Erklärung ab: "Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch, dem 12. Mai 165, das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Rücker-Erben und Oberbürgermeister Dr. Zimmerer gebilligt. Danach übergeben die Erben Karl Rücker fünf Häuser mit 40 Wohnungen gegen Wertersatz der bis zum 31. Dezember 1962 erbrachten Bauleistungen an die Stadt Würzburg. Die danach erbrachten Leistungen sind zu den tatsächlich in Rechnung gestellten Preisen zu vergüten. Die dieser Regelung entsprechenden Einzelverträge zwischen Rücker-Erben auf der einen und Stadt bzw. Bürgerspitalstiftung auf der anderen Seite sind abzuschließen."
 
Red.: Eines der unerfreulichsten Kapitel der Nachkriegsgeschichte der Stadt Würzburg ist damit verhältnismäßig schlicht und geräuschlos zum Abschluss gebracht worden. Am 13. April 1960 hat das Plenum des Stadtrats seine Zustimmung zu dem Vorhaben gegeben, wonach ein 11.000 Quadratmeter großes Baugelände aus bürgerspitälischem Grundbesitz in der äußeren Sanderau dem damaligen Stadtratsmitglied und Vorsitzenden der CSU-Fraktion Karl Rücker im Erbbaurecht überlassen wurde. Rücker errichtete auf diesem Grundstück Gebäudlichkeiten mit nicht weniger als 104 Wohnungen. Die Bürgerschaft war der Meinung, dass ihm diese einmalige Chance nur in seiner Eigenschaft als Stadtrat und Fraktionsvorsitzender gewährt worden war. Die gesamte Grundstückspolitik der Stadt, wobei Einzelfälle genannt wurden, war in diesem Zusammenhang als fragwürdig bezeichnet worden. Am 20.10.1962 hat unsere Zeitung den Fall aufgegriffen. Stadtrat Rücker trat vom Fraktionsvorsitz zurück. Hitzige Debatten im Stadtrat schlossen sich an. Prozesse wurden geführt. Die Regierung von Unterfranken leitete eine eingehende Untersuchung ein. Die Angelegenheit wurde auch außerhalb Würzburgs aufgegriffen.

In diese Zeit platzte noch eine andere Affäre hinein, die nicht nur von der deutschen, sondern auch von der Weltpresse aufgegriffen wurde. Das Ansehen unserer Stadt stand auf dem Spiel. Inzwischen war auch Stadtrat Rücker, der sicher auch seine guten Eigenschaften hatte, verstorben. Der Oberbürgermeister leitete Verhandlungen ein, um wenigstens einen Teil der dem Bürgerspital entfremdeten Vermögenswerte diesem wieder zuzuführen. Das hat, wie sich aus der oben wiedergegebenen kurzen Meldung ergibt, zu einem Erfolg geführt.
 
Wichtiger war aber für uns, dass Garantien geschaffen wurden, um sicherzustellen, dass bei der Vergabe von städtischem Grundbesitz das Gemeinwohl unbedingt an erster Stelle rangiert. Und das ist unserer Kenntnis nach, wie wir hier schon einmal anerkennend erwähnten, seitdem geschehen.
 
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