Die Torheit eines 23-Jährigen
Oberbürgermeister Zimmerer und der Doktorvater – Krach in der SPDDer "Münchner Merkur" berichtet von einer Krise in der Würzburger SPD "im Zusammenhang mit den jüngsten schweren Anschuldigungen gegen den Würzburger Oberbürgermeister".
Zu lesen ist, dass der SPD-Stadtrat Hartmut Kimmich, Studienrat von Beruf, aus der Fraktion ausgetreten ist, "aus Protest gegen eine Ehrenerklärung des Fraktionsvorsitzenden Philipp Fasel, die dieser zugunsten Dr. Zimmerers abgegeben hatte." Kimmich warf Fasel und der SPD-Parteileitung vor, sich "in untragbarer Weise" für Zimmerer engagiert zu haben, sowohl bei den umstrittenen Grundstücksgeschäften wie auch bei der rassistischen Doktorarbeit. Der "Merkur" zitiert Kimmich: "Das Eingeständnis eines Fehlers wäre keine Schande, sondern eine Tugend."
- Die Skandale des Dr. Zimmerer
- Kommentar: Keine Straße für Helmuth Zimmerer
- Dokumentation: Zimmerers Doktorarbeit
Das Blatt berichtet: "Eine in dieser Schärfe und Hartnäckigkeit noch nie dagewesene Vertrauenskrise zwischen Bürgerschaft und Stadtrat mit Stadtverwaltung herrscht seit Monaten in Würzburg." Grund seien die Grundstücksaffären und die Doktorarbeit. Und:
"Dr. Zimmerer hat seine damalige Doktorarbeit inzwischen als 'Jugendtorheit eines 23-Jährigen' entschuldigt."
Zu Zimmerers Rechtfertigung, er habe sich das Thema der Dissertation nicht aussuchen können, stellt der "Merkur" eine Aussage von Zimmerers Doktorvater Professor Dr. Wenzel: "Helmuth Zimmerer habe sich damals das Thema selbst ausgebeten und sei lediglich von ihm, Wenzel, darauf aufmerksam gemacht worden, dass er bei der Wahl dieses Themas auch die Nürnberger Rasse-Gesetze berücksichtigen müsse."
Nächste Seite:
30. Januar 1963, Nürnberger Nachrichten: "Er soll seinen Doktortitel ablegen"
Inhaltsverzeichnis