In den Jahren 2017 und 2018 veröffentlichte die Medienproduktion art&weise in enger Kooperation mit der Main-Post drei DVDs mit historischen Filmaufnahmen aus Würzburg. Das Besondere daran: Das Material bestand in den allermeisten Fällen aus privat aufgenommenen Filmen, die über einen Aufruf dieser Redaktion zur Verfügung gestellt wurden. Die erste der drei DVDs befasst sich mit den Jahren von 1929 bis 1956, also die Zeitspanne, in die die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 und der Wiederaufbau der Stadt fiel. Auf dieser DVD kommen auch mehrere Zeitzeugen zu Wort, die ihre Erlebnisse vom 16. März 1945 schildern. Im Folgenden einige Auszüge.
Ilse Schiborr war zur Zeit des Angriffs in einem Luftschutzkeller am letzten Hieb: "Der 16. März 1945 war ein schöner, sonniger Tag, an dem wir mal vergessen wollten, dass eigentlich eine große Gefahr auf uns zukommt. Denn wir haben allmählich gespürt, dass vielleicht doch auch Würzburg drankommt. Ich war mit meiner Mutter auf dem Weg zu einem kleinen Lokal in der Rottendorfer Straße, wo wir etwas essen wollten. Dann kam plötzlich eine Vorwarnung. Wir sind dann zu einem Luftschutzkeller am letzten Hieb gelaufen, der schon gut besetzt war. Es dauerte nicht lange, dann kam der Hauptalarm und es hieß "Mit einem Angriff auf Würzburg muss gerechnet werden". Manche Leute im Keller haben gebetet, manche waren ganz still, andere haben geweint. Nach dem Angriff bin ich dann raus gegangen. Da hat mich die Hölle empfangen: Wahnsinniger Wind, der Sturm, das Feuer, der Geruch - es war furchtbar. Ich bin mehr gekrochen als gelaufen, weil der Feuersturm so enorm war. Es flogen mir dann auch Dachziegel und alle möglichen Trümmer entgegen. Ich habe nur noch gebetet, dass unser Haus in der Simon-Breu-Straße noch steht." Ilse Schiborrs Gebet wurde erhört.
Hilde Müller-Tamm: "Meine Mutter und ich sind damals aus einem Keller rausgegangen in die Sanderstraße. Dort sahen wir ein einziges Flammenmeer. Wir hatten Wolldecken zum Schutz gegen die kalten Nächte dabei. In der Straße standen Wasserbottiche, in die haben wir die Decken getaucht und über uns gestülpt und sind durch die Flammen gelaufen. Dann haben wir vor uns Würzburg abbrennen sehen."
Ado Schlier befand sich beim Bombenangriff des 16. März in einem Luftschutzkeller: "Es waren ganz schreckliche Geräusche zu hören. Ein Bruder von mir war gerade einige Tage zu Besuch in Würzburg, er war als Soldat an der Ostfront eingesetzt und hatte ein paar Tage frei bekommen. Er schrie fast, dass er lieber wieder an die Front möchte, weil man in dem 'Käfig Luftschutzkeller' nichts gegen die Bombeneinschläge machen konnte. Dann ist das Licht ausgegangen und im Raum stand eine große Staubwolke."
Lydia Weiß erinnert sich so: "Es hat weh getan, wenn man vor seinem Haus stand und zuschauen musste wie das Haus Stockwerk für Stockwerk abgebrannt ist. Man sah die Bilder brennen, die Betten und das Kinderzimmer, in dem man so viele fröhliche Kinderjahre verbracht hat. Das steckt immer noch in einem drinnen."
Auch Elisabeth Müller hat Würzburg brennen gesehen: "Wir hatten am 16. März keine Zeit mehr, in einen Luftschutzkeller zu kommen, deshalb sind wir in eine Naturhöhle unterhalb der Festung gegangen. Zur Stadt hin war das Gewölbe offen. So sahen wir den Abwurf der Markierungslichter und konnten die Bombardierung miterleben. Ich hatte damals als Kind wahnsinnige Angst. Die ist mir bis heute geblieben."
Die drei jeweils eineinhalbstündigen CD behandeln folgende Zeiträume: 1929 bis 1956, 1956 bis 1970 und 1970 bis 1990. Sie kosten jeweils 19.95 Euro. Erhältlich sind sie in den Geschäftsstellen der Main-Post im Raum Würzburg. Sie können auch telefonisch unter (0931) 60010 oder per E-Mail unter service.center@mainpost.de bestellt werden.
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