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Würzburg
Zentralrat der Juden: Josef Schuster aus Würzburg offenbar im Visier eines iranischen Killerkommandos
Jüdische Repräsentanten um den Zentralratsvorsitzenden Josef Schuster aus Würzburg sind konkret in Gefahr. Es geht um einen Spitzel und brisante Zusammenhänge.
Konkret gefährdet: Josef Schuster (am Pult) aus Würzburg. Ein Spitzel soll Informationen über den Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland gesammelt haben – für ein Kommando des iranischen Geheimdienstes. Das Bild zeigt Schuster während einer Veranstaltung vor etwa zwei Wochen in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover.
Foto: Michael Matthey, dpa | Konkret gefährdet: Josef Schuster (am Pult) aus Würzburg. Ein Spitzel soll Informationen über den Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland gesammelt haben – für ein Kommando des iranischen Geheimdienstes.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:22 Uhr

Als Symbolfigur der Juden in Deutschland muss Josef Schuster besonders gut vor Attacken geschützt werden. Doch wie stark der Vorsitzende des Zentralrates und Arzt aus Würzburg zum Objekt finsterer Pläne gegen sein Leben geworden ist, wird nun erneut deutlich: Gerade erst waren nach Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen fast nebenbei auch Pläne zu seiner Bespitzelung bekannt geworden. Jetzt erfuhr diese Redaktion: Sicherheitskreise machen einen noch brisanteren Fall öffentlich, bei dem Schusters und seine Familie schon ausgespäht worden sein sollen - möglicherweise für ein iranisches Killerkommando.

Spitzel der Spionageabwehr telefonierte mit dem iranischen Geheimdienst

Ausgerechnet ein irakischer Ex-Agent des Bundesamtes für Verfassungsschutzes (BfV) soll von Stuttgart aus Informationen über den Repräsentanten der jüdischen Deutschen gesammelt haben – für Irans Geheimdienst MOIS. Der wird weltweit für zahlreiche tödliche Attentate auf Gegner des Mullah-Regimes verantwortlich gemacht.

Das verrieten Sicherheitskreise dem Magazin "Focus" und wiesen auch unsere Redaktion darauf hin. Am Samstagmittag meldete auch der "Spiegel": In Sicherheitskreisen kursiere, "dass im Auftrag Irans eine hochrangige Person des jüdischen Lebens in Deutschland ausgespäht werde". Es könne sich "nur um Josef Schuster handeln".

Laut "Focus" warnten die Geheimdienste von Großbritannien, Kanada und den USA "am Mittwoch dieser Woche eindringlich vor Attentaten auf jüdische Repräsentanten, iranische Dissidenten und Journalisten". Offiziell wollen sich dazu weder Schuster noch zuständige Sicherheitsexperten auf Anfrage äußern.

Der Zentralratsvorsitzende lebt seit Jahren - gerade bei repräsentativen Anlässen - mit einer erhöhten Gefährdungslage. Er wird entsprechend intensiv geschützt und nimmt Einschränkungen dadurch so gelassen wie möglich, wie er dieser Redaktion früher sagte.

Signal an Extremisten: "Wir kennen Eure Pläne!"

Verantwortlich für seinen Schutz ist vorrangig das Polizeipräsidium Unterfranken. Dort hatte Pressesprecher Björn Schmitt auf Anfrage am Donnerstag zu aufgedeckten Observationsplänen eines nach Teheran geflohenen Deutsch-Iraners gegen Schuster erklärt: Man stehe "in engem Austausch mit vorgesetzten und benachbarten Sicherheitsbehörden, bewertet fortlaufend die Gefährdungssituation und passt die Schutzmaßnahmen jederzeit flexibel an die Erkenntnislage an".

Nun werden Details der weiter gediehenen Ausspäh-Attacke des in Stuttgart wohnenden Irakers Aladin Mohammed H. gegen den Würzburger bekannt. "Sicherheitsbehörden tun dies gelegentlich zum Schutz der Gefährdeten, indem sie der Gegenseite signalisieren: Wir kennen Eure Pläne, also lasst es bleiben!", sagte uns ein Insider zum Motiv der Enthüllung.

Killertruppe im Auftrag der Mullahs

Der "Focus" beruft sich auf das Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz, für das der 49-jährige H. wohl sechs Jahre lang Islamisten bespitzelt haben soll – bevor der Geheimdienst misstrauisch wurde und sein Telefon abhörte. "Die intensive Überwachung der Telekommunikation des ehemaligen BfV-Spitzels ergab“, dass der Iraker wohl ein Doppelagent war. Er unterhielt intensive Kontakte zum iranischen Geheimdienst MOIS, schreibt das Magazoin.

Für den Geheimdienst der Mullahs in Teheran arbeite die Killertruppe "Quds Force", die "mit Hilfe von ortskundigen Agenten wie H. sensible Daten für die Planung von Angriffen“ sammle. Dazu gehören Informationen über das Leben und den Alltag ausgespähter Personen, ebenso Details über Familienverhältnisse, Wohnort, Fahrtstrecken, ehrenamtliche Tätigkeiten und soziale Netzwerke.

Der in Damaskus geborene mutmaßliche Terror-Helfer H. habe Josef Schuster "offenbar für Irans Geheimdienst ausgespäht", sagen die Spionageabwehr-Experten in Köln. Das BfV wollte eine Gefährdung Schusters mit Rücksicht "auf etwaige operative Maßnahmen" weder bestätigen noch dementieren.

 
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  • A. M.
    Was haben wir nur für einen lächerlichen Geheimdienst. Als Doppelagent enttarnt und dann schafft es dieser Aladin auch noch nach Hause? Deutschland ist wirklich zu einem alten zahnlosen Papiertiger verkommen.
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  • B. F.
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    Die ständigen Angriffe auf Dr. Schuster und seine Familie finde ich unerträglich.
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  • F. K.
    Das haut doch wohl dem Fass den Boden aus! Es wird langsam an der Zeit, dass wir auch gegenüber dem Iran die Daumenschrauben fester anziehen und es klar aussprechen: Dieses Regime ist ein Terrorregime! Ich hatte ja die Hoffnung, dass man es mit dem Atomabkommen irgendwie einhegen und verhindern kann, dass der Iran i-wann die Bombe hat und auf Israel wirft. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.

    Was jedenfalls die vom Iran geplanten und womöglich bereits auf sein Konto gehenden Anschläge in Deutschland angeht, ist es nicht nur wichtig, dass unsere Sicherheitsbehörden mit höchster Wachsamkeit agieren, sondern auch, dass auch aus der Mitte der Zivilgesellschaft heraus gegenüber Islamisten (aber auch ggü Rechtsextremen) ganz klar gesagt wird: Die Jüdinnen und Juden in Dtl gehören zu uns und wir werden sie mit aller Kraft schützen! Hitler hat es nicht geschafft, 1700 Jahre jüdisches Leben in Dtl und Europa zu vernichten - und das werdet Ihr auch nicht!!!
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  • R. A.
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  • D. P.
    Nur zur Erinnerung: Das, was der Herr Schuster und sein Umfeld hier erleiden müssen ist Radikalisierung, Extremismus und Terror. Vielleicht wird dem einen oder anderen der Unterschied zu zivilen Widerstand bewusst.
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