Das Ziel ist bessere Luft für die Anwohner und mehr Platz für Radfahrer: Der untere Teil der Zeller Straße wird ab Mitte der Sommerferien probeweise zur Einbahnstraße stadtauswärts. Das hat am Dienstag der Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) des Stadtrats mit einer Mehrheit von elf zu sechs Stimmen beschlossen. Die Testphase soll ein Jahr dauern, erste Ergebnisse sollen dem Ausschuss im kommenden Frühsommer vorgelegt werden.
Baureferat hatte eine Einbahnregelung abgelehnt
Leicht gemacht haben sich Puma und Verwaltung die Entscheidung nicht: Der Antrag von ÖDP-Stadtrat Raimund Binder stammt vom Februar 2019 und wurde mehrmals kontrovers diskutiert. Das Baureferat hatte auf Grundlage einer Verkehrsuntersuchung eine Einbahnregelung abgelehnt, weil eine Verlagerung von rund 4000 Pkw-Fahrten auf andere Straßen, insbesondere die zu Hauptverkehrszeiten bereits stark belastete Dreikronenstraße und Saalgasse, befürchtet wird.
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"Natürlich kann es auch zu negativen Auswirkungen kommen. Deshalb machen wir einen Versuch", sagte Antragsteller Binder. "Wir wollen, dass der motorisierte Individualverkehr mittelfristig zurückgeht und müssen in unserer engen Stadt neue Lösungen ausprobieren."
Unterschiedliche Positionen bei den Anrainern
Anfang Dezember hatte der Ausschuss die Verwaltung beauftragt, zwischen den Einmündungen Burkarder Straße und Nigglweg den Probebetrieb als Einbahnstraße zu prüfen. "Wir haben den Auftrag ernst genommen und mit den Anrainern gesprochen", berichtete Stadtbaurat Benjamin Schneider.
Die Rückmeldungen fielen unterschiedlich aus: Während zum Beispiel das Verwaltungsgericht in der Burkarder Straße die Pläne "entschieden ablehnt", werden sie von der Schulleitung des Deutschhaus-Gymnasiums als "wichtige Maßnahme für die Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler" begrüßt.
Auf Vorschlag von Patrick Friedl wird der Probebetrieb in den Sommerferien beginnen: "Damit haben alle Betroffenen genug Zeit sich zu überlegen, wie sie die Anfahrtssituation lösen. Für den Radverkehr wird es sicherer, schneller und bequemer", sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Friedl geht davon aus, dass sich Pkw-Fahrer "neue Wege oder andere Verkehrsmittel suchen". Für den Radverkehr gilt die Einbahn-Regelung nicht, Radfahrende werden während der Testphase auf beiden Seiten der Fahrbahn einen Angebotsstreifen haben.
Verwaltung sprach sich gegen Probebetrieb aus
Die Umweltstation, das Nautiland und der Norma-Einkaufsmarkt am Deutschhaus-Gymnasium sind für Autofahrer weiterhin von beiden Seiten erreichbar. Eine Zufahrt zum Schottenanger vom Nigglweg aus wird während des Probebetriebs nicht möglich sein, um Ausweichverkehre durch das Quartier zu verhindern.
Das bedeutet, dass der Schottenanger und das darunter liegende Wohngebiet sowie die Burkarder Straße während der Probephase nur noch über die Dreikronenstraße/Saalgasse angefahren werden können. Einige Buslinien, unter anderem die Linie 11, müssen umgeleitet werden.
Die Verwaltung hat nach Abwägung aller Auswirkungen und Stellungnahmen erneut empfohlen, den Probebetrieb nicht durchzuführen – unter anderem deshalb, weil nach den Berechnungen im Luftreinhalteplan die Schadstoffbelastung unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegt. Die Ausschussmitglieder der Grünen, Linken, SPD, ÖDP, Freien Wähler sowie ein Mitglied der CSU waren anderer Meinung und brachten mit ihren Stimmen den Probebetrieb auf den Weg.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass zwei CSU-Mitglieder für den Probebetrieb gestimmt hätten. Tatsächlich stimmte nur ein Mitglied der CSU-Fraktion dafür. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Passt aufeinander auf!
Komme aus SW und fahre seit fünf Jahren kein Auto mehr.
Wenn ich nach Wü muss, nehm ich entspannt den Zug.
Na ja. mag daran liegen das ich vor 53 Jahren nicht in einer Blechkiste gezeugt wurde.
Außer den fast immer leeren 7er-Bussen wüsste ich keine andere dort regelmäßig verkehrende Linie.
Ansonsten kann man all den um „ihre“ Zeller Straße trauernden Autofahrern als Trost mitgeben, was für Einschränkungen in den letzten Jahren schon verkraftet wurden, ohne dass Würzburg dadurch untergegangen wäre.
So konnte man Anfang der 1990er Jahre noch per Automobil über die Alte Mainbrücke und danach auch noch direkt weiter durch die Domstraße in die Plattnerstaße fahren.
Ebenso die gesamte Juliuspromenade vom Main kommend bis in die Theaterstraße. Auch die Kaiserstraße stand den Pkws noch offen. Und der direkte Weg von Münzstraße über Bruderhof und Paradeplatz zum Stadttheater war noch jedem Autofahrer möglich.
Wünscht sich dies heute noch jemand zurück?
Die Brückenschöppler sicherlich nicht.
Sich weniger Autos (von anderen Leuten) wünschen ist eine Sache. Sich selbst umweltbewußt fortbewegen ist oft etwas Anderes. Wekcher Anteil dieser 80 bis 90 Prozent fährt selbst regelm. Auto? Oder fliegt mal eben in den Urlaub?
in WÜ wird immer nach dem Motto gedacht, ich vermiese den Leuten etwas, damit sie es nicht mehr tun. Gebracht hat es? Schauen Sie sich die Zahlen an: so gut wie nichts. Weniger Parkplätze = weniger Autos? Nö. Die stehen jetzt bloß gedrängter wo sie dürfen oder gleich da wo sie eigentlich nicht dürfen. Merken Sie als Fußgänger jeden Tag (mehr). Toll. Apropos: Aufenthaltsqualität und gefühlte Sicherheit als Fußgänger? Wär zum Lachen, wenn es/ sie nicht zum Heulen wär (s. die Alles-andere-als-Fußgängerzonen, auch im Stadtpark).
Als die Heuchelhof-Linie auf Straba umgestellt wurde, gab es lt. WVV ca. 30 % mehr Fahrgäste. Aber werden wir in WÜ wirklich nochmal eine neue Strabalinie erleben dürfen?
Dann das (Un)Thema Park & Ride. Das scheint mir in WÜ mehr ein Feigenblatt denn ernst gemeint bzw. findet eigentlich gar nicht statt.
Oje. Also Verkehrspolitik in WÜ ist mMn ein ganz finsteres Kapitel. Aber wenigstens für alle...
...die Abstände dann richtig eingehalten werden