Die Diskussion um ein mögliches Dieselfahrverbot hat zuletzt den Fokus auf die Verkehrsbelastung in der Grombühlstraße gelenkt. Allerdings steht laut dem Bayerischen Verwaltungsgericht in München noch nicht fest, wann die im Januar eingereichte Klage der Deutschen Umwelthilfe verhandelt wird. Doch auch an anderen Stellen in der Stadt leiden Anwohner unter dem Verkehr.
Zum Beispiel in der Zeller Straße. In den Häusern am Zeller Berg hört man auch bei geschlossenem Fenster die Autos anfahren und beschleunigen. Wenn man es öffnet, riecht es im ganzen Haus nach Abgasen. 8000 Autos rollen laut Angaben der Stadt täglich über den Berg.
Die Fensterscheiben klirren
"Besonders schlimm ist es, wenn der Verkehr von der Autobahn umgeleitet wird," berichtet Martina Sebald, Miteigentümerin eines Anwesens in der Zeller Straße. Sie spricht von wackelnden Scheiben und langen Staus. Diese bilden sich auch im Berufsverkehr regelmäßig. Was dabei an Feinstaub ausgest0ßen wird, ist an der Fensterscheibe gut zu erkennen. Sie ist schwarz, obwohl die Scheibe vor einer Woche geputzt wurde.
Eine andere Methode, die Luft in der engen Häuserschlucht zu messen, gibt es nicht. Denn den Antrag der ÖPD, dort Messstationen aufzustellen, hat Umweltreferent Wolfgang Kleiner vergangenes Jahr mit der Mehrheit des Stadtrats abgelehnt. Der Umweltreferent argumentierte damit, dass diese nicht nötig seien, weil die Grenzwerte ohnehin bald eingehalten würden. Die Luftbelastung in der Zeller Straße wird bislang nur berechnet. Danach werden die Grenzwerte für Feinstaub eingehalten, aber die für Stickoxid knapp überschritten.
"Seit über 20 Jahren kämpfen wir gegen Lärm und Abgase. Es wird aber immer schlimmer," erklärt der frustrierte Hausbesitzer Hans-Jörg Wolf. Die Anwohner des Mainviertels wollen weniger Autos und ein paar Bäume in der Zeller Straße.
Die Stadt sieht bislang keinen Handlungsbedarf. Seit den 90er Jahren gibt es eine Tempo-30-Zone. Vergangenes Jahr wurde bergabwärts die Fahrbahn durch Schutzstreifen für Radfahrer verengt. "Das sorgt aber für Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern", berichten die Anwohner. Sie wünschen sich, dass ihre Straße zur Einbahnstraße wird.
Vorschlag: Einbahnstraße als Lösung
"Die Einführung einer Einbahnstraße wird das Autoaufkommen verringern und eine sinnvolle Radwegführung ermöglichen", sagt Manfred Neuner, Sprecher der Bürgerinitiativen "Ringpark in Gefahr" und "Brummis weg vom Stadtring", die sich für eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs in Stadt und Umland einsetzen. "Die Stadt muss vernünftige Vorschläge dazu erarbeiten und sie dann mit den Beteiligten besprechen", fordert Neuner.
Doch das Baureferat und die Mehrheit der Stadträte lehnten erst im Februar die von der ÖDP beantragte Einbahnstraßenregelung ab. Befürchtet wurde ein Verkehrschaos und versprochen, andere Lösungen zur Verkehrsberuhigung zu suchen.
50 Anwohner schicken Hilferuf an Stadt und Politik
Als die Anwohner sich im Sommer im Rathaus nach diesen Lösungen erkundigten, erfuhren sie, dass noch keine gefunden seien. Stattdessen tröstete man sie damit, dass auch die sukzessive Umsetzung des Green City Plans mit Förderung von Parkraummanagement, Radwegen und intelligenten Ampeln "positive Auswirkungen" auf die Zeller Straße haben werde. Diesen Optimismus teilen die Anwohner nicht. 50 Mieter und Hausbesitzer haben die Forderung an Politik und Verwaltung unterschrieben, schnell dafür zu sorgen, dass der Zeller Berg wieder lebenswert wird.
"Lärm und Luftverschmutzung will niemand lange aushalten, deshalb wechseln in den Häusern auch die Mieter immer schneller", berichtet Martina Sebald. Familien und langjährige Viertelbewohner würden wegziehen und Hausbesitzer sich fragen, ob sich Investitionen in ihre Immobilie noch lohnen. Doch auf den jüngsten Hilferuf der Anwohner, den diese vor drei Monaten allen Stadtratsfraktion und Oberbürgermeister Schuchardt geschickt haben, hätten nur ÖDP und CSU reagiert. "Dabei war es früher in dieser Straße wirklich schön", erinnert sich die Würzburgerin, die im Mainviertel aufgewachsen ist. "Warum lässt man die Zeller Straße im ältesten Viertel der Stadt zur Durchgangsstraße verkommen?"
offenbart mMn auf Anhieb die Ursache für die Misere: wer aus Richtung Zell kommt und Richtung Stadt (oder weiter Richtung Süden) will, wird wohl kaum den Schlenker über Wörthstr./ Luitpoldstr. fahren, sondern direttissime geradeaus.
Mir würden sich zwei Lösungen bieten:
1) Umfirmierung der Mainaustr. zur Hauptverkehrsachse statt der Frankfurter Str. (mehr oder weniger zur "Freude" der jeweiligen Anwohner/innen...)
2) weniger Autoverkehr durch besseren ÖPNV und mehr (anständige!) Fahrradwege
Da ja aber Deutschland einig Autoland und in WÜ dauert sowieso alles etwas länger, fürchte ich, das werden die derzeitigen Anwohner/innen der Zeller Str. genausowenig erleben wie ich...
Ich bin mir sicher, dass es einen Unterschied zwischen echten Werten und der "Hochrechnung" gibt.