
Durch den Triumph der französischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland wurde Peter Schäfer erinnert an einen kleinen Schatz in einem Kästchen seiner Wohnung. Dort bewahrt der leidenschaftliche Fußball-Fan Erinnerungsstücke auf: Zeitungsausschnitte bedeutender Spiele, Fotos – und Autogramme wie die von den Walter-Brüdern, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer aus der früheren Meistermannschaft seines Herzensvereins 1. FC Kaiserslautern.
Rekord: 13 Tore in einem WM-Turnier
Darunter ist auch ein signiertes Foto von Just Fontaine, jenem legendären französischen Stürmer, der bei der WM 1958 in Schweden sagenhafte 13 Treffer erzielte. Ein bis heute unerreichter Turnierrekord. Damals war Peter Schäfer als 17-jähriger Fremdsprachenschüler zu Gast in einer Familie in Nizza. Der Vater hieß Robert Rémond und war Trainer der Mannschaft von Cavigal Nizza. „Er wusste um meine Fußballbegeisterung“, erinnert sich der 77-jährige Schäfer, „und so fragte er mich eines Tages, ob ich nicht Lust hätte, Just Fontaine zu treffen“. Und ob er hatte. „Ich war zwar sehr aufgeregt, aber natürlich auch sehr froh.“ Zu welchem Anlass Fontaine, der damals für Stade Reims spielte, kurz nach der WM in Schweden in Südfrankreich gewesen war, weiß Schäfer nicht mehr. Doch die kurze Begegnung im Casino an der berühmten Promenade von Nizza hat sich bei dem Veitshöchheimer ins Gedächtnis eingebrannt.
Widmung auf dem Foto
Der damals berühmte Torjäger schrieb nicht nur sein Autogramm auf das Foto, sondern auch eine Widmung: „Für Peter Schäfer, den deutschen Fußball-Fan. Ich entschuldige mich, dass ich ihm einen unglücklichen Tag bereitet habe.“ Damit spielte der französische Nationalspieler auf das Spiel um Platz drei bei der WM in Schweden an, in dem die deutsche Elf den Franzosen mit 3:6 unterlag. Vierfacher Torschütze: Just Fontaine. Es war die bislang höchste Niederlage einer DFB-Elf gegen die Equipe tricolore – und erst fast 20 Jahre später gelang den Deutschen 1977 wieder ein Sieg.
„Damals wurde ich bei meinen Frankreichbesuchen immer mit dem 3:6 aufgezogen“, so Schäfer, der den Kontakt zur Gastfamilie stets aufrecht erhielt und heute noch regelmäßig mit den Söhnen des verstorbenen Robert Rémond schreibt. Peter Schäfer, Vater der ZDF-Korrespondentin Patricia Schäfer, blieb Frankreich stets eng verbunden. 36 Jahre lang unterrichtete er als Französisch- und Englischlehrer, zuletzt am Mozart- und Schönborn-Gymnasium in Würzburg, seine Frau Bernadette Schäfer-Gendron ist Französin. Dazu war er langjähriger Geschäftsführer und Vorsitzender der deutsch-französischen Gesellschaft in Würzburg.
WM-Sieg ist für Frankreich identitätsstiftend
Über Frankreichs zweiten WM-Sieg hat sich der Fußball-Fan denn auch sehr gefreut, „auch wenn mich das Niveau dieser WM nicht vom Hocker gerissen hat“. Für das Land sei dieser Titel in einer schwierigen politischen Phase „wichtig und identitätsstiftend“.
Und schließlich hat der Triumph dazu geführt, dass Peter Schäfer wieder einmal das Foto des Just Fontaine aus dem Sammelkästchen geholt hat – seit nunmehr 60 Jahren ein schönes Stück Erinnerung.