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Würzburg
Zehnter Corona-Todesfall in Würzburger Seniorenheim: Evakuierung möglich
Nach dem zehnten Todesfall im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus werden nun doch alle Bewohner auf das Coronavirus getestet. Auch das Ehehaltenhaus ist nun betroffen.
Blick auf das Seniorenheim St. Nikolaus der Stiftung Bürgerspital im Würzburger Stadtteil Sanderau. Hier sind mittlerweile zehn Bewohner am Coronavirus gestorben.
Foto: Patty Varasano | Blick auf das Seniorenheim St. Nikolaus der Stiftung Bürgerspital im Würzburger Stadtteil Sanderau. Hier sind mittlerweile zehn Bewohner am Coronavirus gestorben.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

Aus dem Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus ist ein zehnter Bewohner an den Folgen einer Coronavirus-Erkrankung gestorben. Dies bestätigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Mittwoch in einer Pressekonferenz mit mehreren Behördenvertretern. Es handele sich um einen älteren Mann, der wie alle anderen Verstorbenen unter Vorerkrankungen gelitten habe. Lebensbedrohlich waren diese – nach Informationen der Redaktion – bei dem 88-Jährigen nicht. 

Unterdessen wird auch eine teilweise Evakuierung des Heimes, das wie das benachbarte Ehehaltenhaus zur städtischen Stiftung Bürgerpital gehört, nicht mehr ausgeschlossen. Dies hänge von Testergebnissen ab, die für Donnerstag erwartet werden. Man sei "bereit zu einem Strategiewechsel", so Schuchardt. Es gebe Argumente für eine Evakuierung (eine bessere Separierung) und dagegen (Transportrisiken).

Zehn Bewohner werden derzeit in Kliniken behandelt

Seit Dienstagabend werden nach Angaben von Johann Löw, Leiter des Gesundheitsamtes, alle derzeit 149 Bewohner getestet, auch wenn sie keine Symptome haben – ebenso alle Pflegekräfte. Neben den zehn Verstorbenen wurden bereits 29 weitere Senioren positiv auf das Virus getestet, zehn von ihnen werden derzeit in Würzburger Kliniken behandelt. 

Ein erster Corona-Fall wurde nun auch für das Ehehaltenhaus der Stiftung Bürgerspital bestätigt. 
Foto: Heiko Becker | Ein erster Corona-Fall wurde nun auch für das Ehehaltenhaus der Stiftung Bürgerspital bestätigt. 

Bis Montag hatte das Heim gar nicht über genügend Testsets verfügt, Nachschub war nicht zu bekommen. Kurzfristig habe das Landesamt für Gesundheit nun 200 Teströhrchen geliefert, so Löw gegenüber dieser Redaktion. Er selbst steht dem Reihentest skeptisch gegenüber, wie er vor der Presse deutlich machte, und begründet dies mit Test-Unsicherheiten. Man müsse zielgerichtet vorgehen. Dass hier dringend benötigte Tests "verschenkt" würden, wie Löw es ausdrückte, wollte Staatssekretär Gerhard Eck so nicht stehen lassen. Er habe Verständnis dafür, dass in dieser Ausnahmesituation alle Maßnahmen zu Klärung und Beruhigung ergriffen werden, so Eck.

Erster Corona-Fall nun auch im Ehehaltenhaus

Unterdessen hat die Corona-Pandemie mittlerweile auch auf das benachbarte Ehehaltenhaus übergriffen. Von dort wurde am Montagabend eine über 90-jährige Frau mit Fieber in die Klinik eingeliefert. Ein umgehend veranlasster Corona-Test war tags darauf positiv. Auf Anfrage der Redaktion bestätigte OB Christian Schuchardt die Ausbreitung. Weitere Fälle seien für das Ehehaltenhaus mit seinen rund 40 Bewohnern aktuell nicht bekannt. Sie alle werden nun ebenfalls auf das Coronavirus getestet. Dies habe man bereits kurz vor Bekanntwerden des ersten Falls geplant, so der OB.

Pressekonferenz mit Sicherheitsabständen: Zur Corona-Situation in Stadt und Landkreis Würzburg wurde am Mittwoch im Sitzungssaal des Landratsamtes informiert.
Foto: Patty Varasano | Pressekonferenz mit Sicherheitsabständen: Zur Corona-Situation in Stadt und Landkreis Würzburg wurde am Mittwoch im Sitzungssaal des Landratsamtes informiert.

Wie sich die Seniorin im Heim infizieren konnte, dazu gebe es keine gesicherten Erkenntnisse. Ob auch das Ehehaltenhaus zumindest teilweise evakuiert wird, soll nach Vorliegen aller Testergebnisse entschieden werden. Schuchardt spricht lieber von "Verlagerung". Welche Ausweichquartiere man dafür im Blick hat, wollte er am Mittwoch noch nicht mitteilen. Dafür freute er sich über eine Meldung aus der Uniklinik: Drei Corona-Patienten aus dem Heim seien dort "entlassfähig". Wegen der unklaren Situation in St.Nikolaus bleiben sie aber zunächst im Krankenhaus.

Nachschub an Schutzausrüstung eingetroffen

Nach tagelangem Warten ist am Dienstag auch Nachschub an Schutzausrüstung im Heim eingetroffen. Laut Stiftungsdirektorin Annette Noffz wurden 300 Masken geliefert, weitere wurden für Mittwoch erwartet. Noffz selbst arbeitet derzeit vorsorglich im Homeoffice, befindet sich aber weder in Quarantäne oder ist gar selbst positiv auf Corona getestet, wie von der Deutschen Presse-Agentur irrtümlich berichtet wurde.

Von 42 Fach- und 44 Hilfskräften im Seniorenheim St.Nikolaus wurden bisher 33 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Diese Zahl hatte das Bürgerspital am Montag mitgeteilt. Oberbürgermeister Christian Schuchardt unterstrich vor der Presse das hohe Engagement der Pflegekräfte und verwies auf ihr Risiko: Ein Mindestabstand von eineinhalb Metern sei bei der Betreuung von alten Menschen nicht einzuhalten.

Blick auf das Seniorenheim St. Nikolaus (rechts), links die St.Nikolaus-Kapelle als Wahrzeichen des benachbarten Ehehaltenhauses.
Foto: Daniel Peter | Blick auf das Seniorenheim St. Nikolaus (rechts), links die St.Nikolaus-Kapelle als Wahrzeichen des benachbarten Ehehaltenhauses.

Die von Angehörigen der Heimbewohner geäußerte Kritik, sie wären zu spät und unzureichend über Lage und Entwicklung im Heim informiert worden, wies der OB zurück. Am Montag seien alle Betroffenen telefonisch kontaktiert worden. Zuvor, so berichten es Angehörige, sei nichts geschehen.

Information und Hygiene: Weiter Kritik von Angehörigen

Weiterhin erreichen die Redaktion Hinweise, wonach in St.Nikolaus auch das Personal erst spät über die Corona-Fälle in Kenntnis gesetzt wurde und manche Hygienevorschriften nicht eingehalten werden. Wie Leiter Johann Löw auf Nachfrage bestätigte, war das Gesundheitsamt bisher nicht persönlich im Heim. Man stehe aber in engem Austausch mit der Heimleitung.

Unterdessen wurden am Mittwoch auch die ersten Corona-Todesfälle in Unterfranken außerhalb von Würzburg bekannt. Im Landkreis Main-Spessart ist laut Landratsamt einen Mann Mitte 50 mit Vorerkrankung gestorben. In Aschaffenburg starb eine 75 Jahre alte Frau mit Vorerkrankungen im Krankenhaus. 

 
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  • lanalando
    Die Verantwortlichen aller für den Stift und den Maßnahmen nach den ersten 2-3 Toden hat voll versagt .
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt. Danke für Ihre Bemühungen, allerdings ist das Verständnis des Kommentars gewährleistet. Viele Grüße, Louisa Krüger aus der Online-Redaktion
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  • istia
    Und die Sanitäter und Ärzte der Bundeswehr bleiben weiterhin in den Kasernen...
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  • jutta.noether@web.de
    Evakuierung - was soll denn das bringen?
    Der Virus sitzt schließlich nicht in den Wänden des Seniorenheimes.
    Für eine Evakuierung der "Gesunden" (wie will man die herausfinden, wenn nicht getestet wird/werden kann) dürfte es ein bisschen zu spät sein...
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  • kej0018@aol.com
    Ich kann nicht verstehen, warum man nicht schon längst ALLE Insassen des Seniorenheims getestet hat. Auch alte Menschen haben ein Recht auf Leben.
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Und was soll das bringen?

    Es kommt doch nicht jeder Infizierte sofort auf Intensiv! Es hängt doch von den Symptomen ab, was passiert. Und die Symptome bemerkt man auch ohne Test.
    Wer keine Symptome zeigt, braucht keine Sonderbehandlung, weil ja sowieso alle isoliert werden.
    Und wenn man "schon längst ALLE" getestet hätte, hätten die, deren Ergebnis negativ war, ein paar Tage später doch positiv sein können.

    Also was hätte das Testen gebracht?
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  • flyarcus@gmx.de
    @miluzi....danke. Viele haben es echt nicht gerafft, maulen und nörgeln aber nur gescheit herum. Und für den Fall, dass die Pflegekräfte positiv getestet werden, wer füttert die alten Leute? Pflegekräfte wachsen nicht auf den Bäumen, die waren schon vor der Krise absolute Mangelware! und noch eine Anmerkung zum Schluss: wären alle Bewohner positiv getestet worden, was hätte man mit ihnen machen können? in eine Turnhalle, oder ein Zeltlager? Unsere medizinische Versorgung läuft im Moment auf Hochtouren und tut alles um das Beste aus der Situation machen zu können.... Was überhaupt nicht hilft sind solche Sau blöden Kommentare von Leuten die mit der Materie rein gar nichts zu tun haben!
    Bleibt gesund!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wenn ich Ihre Meinung so lese, fragen Sie, warum macht man denn überhaupt was?
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  • Arcus
    Die Tests sind tatsächlich verdammt knapp. Deshalb so handeln, als wären alle infiziert.
    das schadet keinem, hilft aber vielen. Bei einer akuten Erkrankung muß dann allerdings die/der Erkrankte getestet werden.
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  • rkern
    Die Stiftungsdirektorin arbeitet in sicherer Entfrrnung im Homeoffice, das Gesundheitsamt war noch nicht in diesem Haus, eine komplette Testung wurde durch das Gesundheitsamt bisher abgelehnt, der OB spricht von ausreichender Info (vor 2 Tagen, nachdem 2 Wochen KEINERLEI Information zu uns Angehörigen kam)... was ist das für ein HORRORHAUS wo Bewohner, Angehörige und Pfleger derart behandelt werden...
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  • SieberJoh
    Ich möchte mir nicht anmaßen über Sinn oder Unsinn von Massentests zu urteilen.
    Die sachliche Frage ist jedoch die, wie aussagekräftig so eine Testreihe ist, denn es wird hier der Status (positiv oder negativ) zum Zeitpunkt der Probenahme festgestellt. Um ein belastbares Ergebnis zu bekommen müssten alle getesteten Personen (Bewohner und Pflegepersonal) bis nach Auswertung der Proben strengstens voneinander isoliert werden. Ansonsten könnte im Zeitraum zwischen Probenahme und Testergebnis das Virus unbemerkt weitergetragen werden und eine zuvor negativ getestete Person infiziert worden sein. Und durch diese Test-Unsicherheiten könnte eine trügerische Sicherheit vorgetäuscht werden.
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  • rkern
    Meine Mutter befindet sich in die im Altersheim. Erst vor zwei Tagen erfolgte eine Information nach dem über zwei Wochen nichts aber auch nichts zu erfahren war
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  • tommy33
    Für wen sind denn die 28.000 Intensivbetten reserviert?
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  • juergenmagic@t-online.de
    Da stellt sich schon die Frage, wo man die ganzen Bewohner unterbringen will. Die Plätze in solchen Heimen sind auch nur begrenzt. Gerade in so einem Heim, wo auch noch viele Todesfälle und Infektionen auftreten, hätte an schon lange die Test bei allen (also Bewohnern und Pflegekräften) machen müssen. Stattdessen hat man fahrlässig die Gesundheit des Personals aufs Spiel gesetzt. Aber das ist nur ein kleiner Baustein in unserem derzeitigen Gesundheitssystem, wo es hakt.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Das darf doch nicht wahr sein! Wieso wurden die Bewohner nicht schon längst auf das Virus getestet? Wurden die Angestellten etwa auch noch nicht getestet? Das Gesundheitsamt nimmt Corona wohl sehr auf die leichte Schulter oder steht einfach da und weis nicht was man machen soll??? Oder geht man davon aus, das sich das Virus über Nacht von selbst verflüchtigt?
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  • flyarcus@gmx.de
    Gut dass sie so qualifiziert nachfragen, denn die Verantwortlichen sind bestimmt noch nicht auf die Idee gekommen die Pflegekräfte testen zu lassen.....
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Eben!!!
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  • Kleindienst
    Ich möchte doch mal wissen lieber Herr Löw, ob Sie auch so prechen würden wenn ein Angehöriger von Ihnen dort liegen, oder arbeiten würde. VERSCHENKEN TUN WIR HIER NICHTS ist meine persönliche Meinung. Aber vielleicht sollten Sie auf ihren Test freiwillig verzichten. Dann hätten wir zumindest einen mehr, egal wann. Den Angehörigen wünsche ich Kraft. Den Pflegekräften zolle ich meinen höchsten Respekt für ihre Arbeit. Da kann man sich solche Aussagen sparen - Herr Löw.
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