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Würzburg
Würzburgs weltweit bekanntester Schriftsteller: Eine "große Sause" zum 100. Geburtstag von Jehuda Amichai
Zahlreiche Veranstaltungen zu Leben und Werk von Jehuda Amichai in Würzburg. Was wann geplant ist und woran die ursprünglichen Pläne gescheitert sind.
Jehuda Amichai ist Israels bekanntester Schriftsteller. In seiner Geburtsstadt Würzburg war er lange Zeit wenig bekannt.
Foto: Petra Winkelhardt (Archivbild) | Jehuda Amichai ist Israels bekanntester Schriftsteller. In seiner Geburtsstadt Würzburg war er lange Zeit wenig bekannt.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 27.04.2024 02:43 Uhr

Er wurde am 3. Mai 1924 in der Augustinerstraße geboren und 1981 mit dem Kulturpreis seiner Geburtsstadt Würzburg ausgezeichnet. Trotzdem war Jehuda Amichai, der bekannteste Lyriker Israels, in Würzburg lange Zeit kaum bekannt – bis sein autobiografischer Roman "Nicht von jetzt, nicht von hier" vor fünf Jahren bei der Aktion "Würzburg liest ein Buch" im Mittelpunkt stand.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Jehuda Amichai, der 2000 in Israel gestorben ist, veranstaltet der Verein "Würzburg liest" zusammen mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Leonhard Frank-Gesellschaft und der Stadt Würzburg vom 11. bis 16. Mai Geburtstagsfeierlichkeiten mit internationalen Gästen.

Verlag legt Veto gegen Veröffentlichung des Briefwechsels mit Karlheinz Müller ein

"Jehuda Amichai ist ein Kind dieser Stadt. Würzburg hat nicht so viele bedeutende Literaten, er ist der weltweit bekannteste. Ihm gebührt einfach eine große Sause", sagt Daniel Osthoff von Würzburg liest. Er bildet zusammen mit Burkhard Hose, dem katholischen Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, und dem Israeli Yona-Dvir Shalem das Team, das die Veranstaltungen für den 100. Amichai-Geburtstag organisiert hat.

'Jehuda Amichai hat eine große Sause verdient', sagen die drei Organisatoren des Programms zum 100. Geburtstag des in Würzburg geborenen Dichters, (von links nach rechts) Daniel Osthoff, Burkhard Hose und Yona-Dvir Shalem.
Foto: Patrick Wötzel | "Jehuda Amichai hat eine große Sause verdient", sagen die drei Organisatoren des Programms zum 100. Geburtstag des in Würzburg geborenen Dichters, (von links nach rechts) Daniel Osthoff, Burkhard Hose und Yona-Dvir ...

Die ursprüngliche Idee war es, den Briefwechsel zwischen dem 2020 verstorbenen Würzburger Theologie-Professor Karlheinz Müller und Jehuda Amichai und die von Müller ins Deutsche übersetzten Gedichte Amichais in Form eines Buches zu veröffentlichen. Als dieses Projekt im vergangenen Jahr am Veto des Verlags scheiterte, "haben wir aus einem Teil der Gedichte eine Festschrift zum hundertsten Geburtstag Amichais gemacht und damit begonnen, Feierlichkeiten zu planen", berichtet Osthoff.

Persönliche Erinnerungen an Jehuda Amichai prägen seinen 100 Geburtstag

Die 355-seitige Festschrift trägt den Titel "Auf meinem Tisch liegt ein Stein ..." und wird beim offiziellen Festakt mit geladenen Gästen im Rathaus am 13. Mai vorgestellt. Zu Wort kommen darin auch Literaturwissenschaftler und Menschen, die Jehuda Amichai persönlich gekannt haben. Burkhard Hose ist als ehemaliger Assistent von Karlheinz Müller einer davon: "Ich habe Amichai oft getroffen und persönlich erlebt. Seine Gedichte waren und sind für viele Menschen auch ein Stück Lebenshilfe, weil sie den Alltag und alles, was sich darin ereignet, zur Sprache bringen."

Yona-Dvir Shalem, der an der Uni Würzburg im Fach Altorientalistik promoviert, ist in Israel mit Jehuda Amichai aufgewachsen. "Er ist gestorben, als ich erst vier Jahre alt war. Aber ich erinnere mich daran, weil alle darüber gesprochen haben", sagt Shalem. Jehuda Amichai war im Alter von zwölf Jahren mit seiner Familie nach Palästina ausgewandert und lebte seit 1937 in Jerusalem. Sein Werk wurde aus dem Hebräischen in mehr als 40 Sprachen übersetzt, er wurde mehrmals für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen.

Festakt und eine Führung zu Orten der Kindheit von Jehuda Amichai in Würzburg

Grund genug für die große Sause: "Der hundertste Geburtstag steht auch für die Erkenntnis, was in Würzburg damals verloren gegangen ist. Der größte Dichter der Stadt ist in Israel aufgewachsen", sagt Burkhard Hose. Beim Festakt im Ratssaal werden die Amichais Witwe Hana Amichai und seine beiden Kinder Emanuella und David Amichai die Festrede halten.

Die Feierlichkeiten beginnen am Samstag, dem 11. Mai, mit einer Führung von Stadtheimatpfleger Hans Steidle zu den Orten in Würzburg, die in der Kindheit Amichais eine Rolle spielten. Treffpunkt ist um 19:30 Uhr am jüdischen Gemeindezentrum "Shalom Europa".

Dort finden am 13. Mai ab 20 Uhr auch zwei literarische Podiumsdiskussionen statt, unter anderem mit Ingo Schulze, dem Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus Berlin. Einen Tag später spricht der Historiker und Journalist Roland Flade im Burkardushaus über persönliche Begegnungen mit Jehuda Amichai und seinem Werk.

Das Veranstaltungsprogramm ist online unter www.wuerzburg-liest.de/programm zu finden. Ein Programmheft liegt im Antiquariat Osthoff und in den Buchhandlungen Knodt und Dreizehneinhalb aus.

 
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