Anfang Mai 1990 wurde sie als Bestandteil der Landesgartenschau (LGS) offiziell eröffnet, an diesem Sonntag wollte die Würzburger Umweltstation im Rahmen des "Frühling International" auf dem ehemaligen LGS-Gelände eigentlich ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Daraus wurde wegen der Corona-Einschränkungen nichts, das beliebte Fest der Partnerstädte musste abgesagt werden.
Seit Mitte März ruht deshalb auch der Publikumsverkehr. So ruhig wie in den vergangenen zwei Monaten war es in den fast 30 vergangenen Jahren nie in der ersten Umweltstation Bayerns gewesen. Schließlich dürfte - wer nach 1990 in Würzburg im Kindergarten war oder längere Zeit eine Schule besucht hat - mit seiner Gruppe oder Klasse mindestens einmal dort gewesen sein.
Umweltbildung als eine der zentralen Aufgaben
Umweltbildung nicht nur, aber vor allem für junge Menschen, ist eine der zentralen Aufgaben der Umweltstation, die bis 2018 im inzwischen abgerissenen Torwächterhaus des Zeller Tores untergebracht war. Alleine an den Umwelt-Erlebniswochen auf dem grünen Gelände hinter dem Gebäude haben in den vergangenen Jahren immer um die 2500 Kinder und Jugendliche teilgenommen.
Gegründet wurde sie als Gemeinschaftsprojekt der Stadt Würzburg zusammen mit der Universität Würzburg und dem bayerischen Umweltministerium als erweiterter Informations-Stand für die LGS-Besucher – fünf Jahre, nachdem der Deutsche Umwelttag 1985 in Würzburg erstmals Leitlinien für den Umweltschutz verabschiedet hatte.
Ein halbes Jahr nach Ende der LGS zog sich der Freistaat aus der Finanzierung zurück, die Stadt übernahm die Umweltstation und siedelte dort unter anderem ihre Abfall-, Energie- und Umweltberatung an – eine Idee des damaligen Umweltreferenten Matthias Thoma. Der Freistaat Bayern erkannte immerhin den Modellcharakter der Einrichtung und machte sie zum Vorbild eines Netzwerks von inzwischen 58 bayernweit existierenden Umweltbildungsstationen. Nicht dazu gehört übrigens das Ökohaus des Bund Naturschutz, das ebenfalls für die LGS 1990 gebaut wurde und in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen feiern kann.
Teilweise Öffnung ab 18. Mai
"Würzburg war die Geburtsstunde", betonte Umweltminister Thomas Glauber bei der Eröffnung der neuen Umweltstation vor ziemlich genau einem Jahr. Der Neubau steht mit seiner Eisspeicherheizung und dem beim Bau verwendeten Recycling-Beton aus dem Abbruch-Material einer ehemaligen Autobahnbrücke vor allem für Nachhaltigkeit und damit auch für das, was die Mitarbeiter ihren rund 8000 Besuchern im Jahr seit 30 Jahren vermitteln möchten.
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Die Bibliothek ist inzwischen auf über 5000 Bücher angewachsen, und es gibt vermutlich kein Umwelt- oder Umweltschutz-Thema, zu dem sich in der Umweltstation keine Informationsbroschüre oder ein Ansprechpartner finden lässt.
Ab Montag (18. Mai) ist das Haus zumindest teilweise wieder geöffnet: Montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 16.30 Uhr und freitags bis 12.30 Uhr. Nach aktuellem Stand bleiben alle geplanten Veranstaltungen bis Ende August aber abgesagt – unter anderem deshalb, weil der 120 Quadratmeter große Veranstaltungsraum derzeit nur für maximal 15 Personen zugelassen ist.
Ideen für kleinere Veranstaltungen
Anja Knieper und ihr Team sind deshalb dabei, Ideen für Veranstaltungen mit kleineren Teilnehmerzahlen zu entwickeln: "Wir werden versuchen, mit wenigen Menschen intensiver zu arbeiten", sagt die langjährige Chefin der Umweltstation, der gerade jetzt generationsübergreifende Formate sehr wichtig sind: "Senioren sind Menschen, von denen wir sehr viel lernen können. Sie sollten nicht nur als Risikogruppe gesehen werden."
Digitale oder Online-Angebote passen dagegen nicht wirklich zu dem in drei Jahrzehnten bewährten Konzept des Hauses. Dafür gebe es professionelle Anbieter, die die Klimakrise und andere Themen sehr gut visualisieren", so Knieper. Und:"Das ist keine Umweltbildung im eigentlichen Sinn. So etwas geht nur mit Erlebnischarakter und Gruppengefühl."