
Der Würzburger Bischof Franz Jung hält die schweren Vorwürfe, wonach es in einem Würzburger Kinderheim zu "rituellem Missbrauch" gekommen sein soll, für plausibel. Das erklärte der Sprecher der Diözese Würzburg Bernhard Schweßinger am Dienstag auf eine Anfrage dieser Redaktion. Damit widerspricht der Bischof den Erlöserschwestern, die bis Mitte der 1990er Jahre in der Wickenmayerschen Kinderpflege im Stadtteil Grombühl tätig waren.
Die Vorwürfe wurden vergangene Woche öffentlich. In einem Fernsehbeitrag berichtete eine heute 61-Jährige, die als sechsjähriges Mädchen in der Einrichtung untergebracht war, von Übergriffen, an denen Geistliche und Nonnen beteiligt gewesen sein sollen. Dabei sprach sie auch von "rituellem Missbrauch" in der einstigen Kapelle des Heims.
1998 definierte eine Enquete-Kommission des Bundestages "rituellen Missbrauch" als "Formen sexueller, physischer und psychischer Übergriffe auf Kinder und jüngere Jugendliche (...), die mit wiederkehrenden Symboliken, gleichförmigen Handlungen und kultisch-rituellen Vollzügen einhergehen". Die "wiederkehrenden 'rituellen Handlungen' und Symboliken" könnten nach Expertenmeinung unter anderem "Ausdruck eines Glaubensystems" sein.
Worauf sich die Einschätzung des Bischofs stützt
Die Würzburger Erlöserschwestern schenken den Vorwürfen keinen Glauben. Man habe die Angaben der Frau "detailliert geprüft" und konnte "die Ereignisse, die sie uns geschildert hat – unter anderem den 'rituellen Missbrauch' durch Geistliche in der Kapelle – auf der Basis der uns vorliegenden Unterlagen und Aussagen nicht nachvollziehen", so eine Ordenssprecherin gegenüber dieser Redaktion.
Bischof Jung kommt zu einer anderen Einschätzung. Diese gründe sich "vor allem auf Informationen der Missbrauchsbeauftragten der Diözese Würzburg und auf persönlichen Gesprächen des Bischofs mit der Betroffenen", so Bistumssprecher Schweßinger.
Bringt Gespräch zwischen Schwestern und Bischof Klarheit?
Nun seien mit den Erlöserschwestern "weitere Gespräche zur Klärung der Vorwürfe geplant", so Schweßinger weiter. Der Orden hatte laut eigenen Angaben schon Ende Mai um ein Gespräch mit dem Bischof gebeten, aber bisher keine Antwort auf die Anfrage erhalten. "Bischof Jung hat sich bisher nicht an uns gewandt, weder mit Fragen zur damaligen Situation in dem benannten Kinderheim, noch zu den Vorwürfen der Betroffenen", so die Erlöserschwestern gegenüber dieser Redaktion. "Für uns gehört dies zur Prüfung der Plausibilität."
Das Konzept der "Falschen Erinnerung" (False-Memory) dafür anzuwenden, wäre fachlich nicht korrekt. Die False-Memory-Bewegung wurde vor 30 Jahren von Evangelikalen in den USA gegründet, mit dem Zweck, Opfer sex. Missbrauchs und deren HelferInnen zu diskreditieren, um die in den Staaten sehr hohen Schadenersatz- und Schmerzensgeldzahlungen abzuwenden. Auslöser war, dass die Tochter eines missbrauchenden Elternpaares ihre beiden TäterInnen angezeigt hatte. Inzwischen ist die amerikanische False-Memory-Stiftung aufgelöst, den deutschen Verein gibt es noch.
In einem Verein wo Mord und Totschlag, sexueller Missbrauch, Lügereien usw.
stillschweigend hingenommen hingenommen werden, möchte ich meine letzten Jahre nicht verbringen.
Um die Vorwürfe umfassend zu klären, würde eine staatliche, mit juristischem Durchgriff ausgestattete Untersuchungskommission benötigt, die auch Zugriff auf Unterlagen aus den Archiven der Erlöserschwestern nehmen kann. So etwas gab es als "Royal Commission" in englischsprachigen Ländern und als Untersuchungsausschuss in Teilen der USA. Es könnte aber auch sein, dass Beweismittel (Fotos, Filme, Schriftstücke) auftauchen. Denn die organisierte sadistische Folterung von Kindern hat ein besonders großes Erpressungspotential.
Anmerkung: auch die False-Memory-Bewegung wurde in den USA von Kirchenleuten (Evangelikale) gegründet, um Schadenersatzprozesse wg. Missbrauchs abzuwehren. Die Stiftung hat sich inzwischen aufgelöst.
Alles andere ist im Reich der Spekulation. Sowohl von Kirchengegner, die nichts auslassen gegen die Kirche zu reden und auch von "blinden" Kirchenunterstützern, denen jeder Angriff auf die Kirche ein Dorn im Auge ist. Dies gilt übrigens auch für die MP.
Gegen das Heim in Speyer wird von einem Betroffenen der Vorwurf erhoben, eine 13jährige sei damals erhängt worden, weil sie den an ihr verübten Missbrauch und eine Zwangsabtreibung bei der Polizei angezeigt hatte. Da Mord nicht verjährt, wurden Ermittlungen eingeleitet.
Es wäre angemessen, dass sich bis dahin alle, vor allem die Medien, mit ihren Urteilen und Spekulationen zurückhalten. Im Interesse der mutmaßlichen Opfer ebenso wie im Interesse der mutmaßlichen Beschuldigten.
Hier geht es konkret darum, ob bei den Erlöserschwestern Kinder "rituell" missbraucht worden sind. Und das soll bitte ehrlich und vollständig aufgeklärt werden. Schlimm genug, dass alle paar Wochen neue Missbrauchsfälle neu aufgeklärt werden müssen.
Und Psychopathen bleiben auch mit diesem 'Glauben' Psychopathen.
Und Sexualneurotiker bleiben auch mit diesem 'Glauben' Sexualneurotiker.
Wozu ist dieser 'Glaube' also von Nutzen?