
Es ist 12.15 Uhr nach nepalesischer Zeit und der Würzburger Zahnarzt Oliver Heilmann und seine Teamkollegen legen eine kurze Mittagspause ein. Seit einer Woche sind sie in Malekhu, etwa 70 Kilometer entfernt von Kathmandu, um sich im Dienste der Nepalhilfe Kulmbach e.V. ehrenamtlich zu engagieren. Für Heilmann ist es bereits das fünfte Mal vor Ort, erzählt er bei einem Videogespräch mit dieser Redaktion.
Die Hilfsorganisation baute in Malekhu eine Schule auf, die 2006 eröffnet wurde. Etwa 400 Grund- und 800 Hauptschüler werden dort unterrichtet. Für das Würzburger Zahnärzte-Team stehen die Schülerinnen und Schüler im Fokus, "aber es kommen auch Kinder und Erwachsene aus der Umgegend zu uns, um sich behandeln zu lassen", so Heilmann. Neben Zahnärzten sind dank der Nepalhilfe auch regelmäßig Fachärzte sowie Augenoptiker und Akustiker vor Ort.

Die Armut, beschreibt der Würzburger Zahnarzt, sei groß in dem südasiatischen Land, das zwischen Indien und Tibet liegt. Dies spiegele sich auch im Gesundheitswesen wider. "Wir beobachten, dass viele Kinder einfach nicht wissen, wie man richtig die Zähne putzt. Familien, die fernab von größeren Dörfern leben, besitzen oft nicht einmal Zahnbürste und Zahnpasta." Die Folge: extreme Zahnbelege, Karies, Entzündungen des Zahnfleisches oder der Zahnwurzel.
Deutscher Patient erklärt den Kindern das richtige Putzen
Im Team mit dabei sind unter anderem Heilmanns Tochter Laura, die Medizin studiert und bereits zum zweiten Mal mithilft, seine Zahnarzt-Kollegin Laura Geim sowie Oliver Lange, der schon seit 30 Jahren Patient bei dem Würzburger Zahnarzt ist. "In der Praxis habe ich gesehen, dass er sich für Nepal engagiert", erzählt Lange im Videogespräch. Er selbst habe schon lange die Intension gehabt, zum Beispiel mit Ärzte ohne Grenzen auf Reisen zu gehen.
"Jetzt habe ich die Chance ergriffen." Das Leben habe ihm viel gegeben, nun wolle er etwas zurückgeben, sagt der Ingenieur. Da sei es selbstverständlich, dass Flug, Hotel- und Essenskosten in Nepal er selbst zahle - wie alle anderen auch.

Dass er trotz fehlender medizinischer Ausbildung wichtig fürs Team ist, zeigt der 59-Jährige an der Prophylaxe-Station: Er schwingt vor vielen Kindern die Zahnbürste und zeigt an einer Prothese, was gutes Putzen ausmacht. Mit im Gepäck: jede Menge Sets mit Zahnbürsten und Zahnpasta. "Herr Lange ist derjenige, der die Patienten für uns vorbereitet. Das spart Zeit, die wir für die Behandlung brauchen", ist Heilmann dankbar. Zudem ist Lange ein bisschen "Manager für alles, egal ob es an Obst fehlt oder, wenn es um Reparaturen geht".
Es freue ihn, die Kinder strahlen zu sehen, erzählt Lange weiter. Erst vorhin sei die Mutter eines kleinen Patienten gekommen und habe Blumen gebracht. "Schon bei der Ankunft wurden wir mit Gesang und Blumen überhäuft. Da blieben meine Augen nicht trocken".

Geschlafen wird in einem Anbau an der Schule
Geschlafen wird in einem neuen Anbau an der Schule, dort gibt es zwei Mehrbettzimmer und ein Einzelzimmer. "Das hat an Luxus zugenommen, das letzte Mal haben wir noch auf Matratzen auf dem Boden geschlafen", so Heilmann und hofft, dass dies vielleicht mehr Ärzte animiert, sich an der Hilfe zu beteiligen.
Behandelt wird im Schulgebäude selbst, in der sogenannten Gesundheitsstation. Etwa 500 Kinder werden in den zwei Wochen versorgt. Dabei stehen Zahnreinigungen, Füllungen und Zahn-Ziehen auf der Tagesordnung. Die Erfolge, seitdem die Nepalhilfe hier tätig ist, seien deutlich erkennbar, erklärt Heilmann. "Leider sind auch die Corona-Jahre spürbar. Vier Jahre lang hat es keine Reisen nach Malekhu gegeben. Das hat uns zurückgeworfen."

Eine tolle Begegnung hatte er vor wenigen Tagen mit einem Mädchen, das bei Heilmanns ersten Besuch in Malekhu sechs Jahre alt war. "Sie hat so gute Zähne, das macht mich fast sprachlos." Für Zahnärztin Laura Geim, die zum ersten Mal dabei ist, ist der Aufenthalt eine Bereicherung: "Es ist unglaublich, wie geduldig die Kinder hier sind." Und: "Es wird sich vor Ort so gut um unser körperliches und seelisches Wohl gekümmert, dass wir richtig etwas wegschaffen können", so die 32-Jährige.
Begeistert von der Herzlichkeit der Menschen vor Ort
Das gesamte Team ist begeistert von Land und Leuten und der Herzlichkeit der Menschen – trotz ihrer oft großen Armut. Dieses Jahr müssen die Helferinnen und Helfer allerdings besonders aufpassen, nicht von Mosquitos gestochen zu werden. Laut Heilmann hat die Verbreitung des Dengue-Fiebers in Nepal zugenommen.

Sowohl Geim als auch Lange können sich vorstellen, beim nächsten Mal wieder dabei zu sein. Lange hat nun auch über die Hilfsorganisation zwei Patenschaften übernommen. "Damit kann ich für ein Kind in Nepal den Schulbesuch finanzieren", erklärt er. Aber jetzt geht es erstmal in Malekhu weiter. Die Mittagspause ist vorbei. Gleich wird Lange wieder vor eine Kinderschar treten und Zahnbürste und Prothese zum Einsatz bringen.