zurück
Würzburg
Würzburger Wirt druckt auf Rechnungsbons seinen Ärger aus: "Ich bin kein Wutbürger, aber ich bin wütend"
Aus Frust druckt der Würzburger Wirt Volker Budig eine fragwürdige Botschaft auf Rechnungsbons. Darf er das? Wie reagieren seine Gäste?
Wirt Volker Budig vom Main Haus druckt politische Äußerungen auf Rechnungsbon aus, weil er sich über die Mehrwertsteuer ärgert.
Foto: Thomas Obermeier | Wirt Volker Budig vom Main Haus druckt politische Äußerungen auf Rechnungsbon aus, weil er sich über die Mehrwertsteuer ärgert.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:36 Uhr

Donnerstag, 15 Uhr. Im Garten des Restaurants "Main Haus" an der Naturheilinsel zwischen Würzburg und Randersacker sind fast alle Tische im Garten besetzt. Die fränkische Küche des Lokals ist bekannt und beliebt. "Kochen macht mir Spaß", sagt Volker Budig. Er führt das Main Haus seit 2018. Auch der Umgang mit den Gästen und seinen Beschäftigten bereitet dem 60 Jahre alten Wirt Freude. "Aber der Rest ist Frust."

Der Text steht am Ende des Rechnungsbons.  
Foto: Manuela Göbel | Der Text steht am Ende des Rechnungsbons.  

Diesem Frust macht sich Budig mit einem Text auf seinem Rechnungsbons Luft. Im Fokus: die Mehrwertsteuer. Die Steuer, die nicht zweckgebunden ist und somit in die unterschiedlichsten Staatsausgaben fließt, war für die Gastronomie während der Corona-Pandemie von 19 auf 7 Prozent reduziert worden, seit Januar 2024 gelten aber wieder 19 Prozent. 

Am Ende des Bons im Main Haus steht nun nach der aufgeführten Mehrwertsteuer: "Das Finanzamt Würzburg hat sich riesig gefreut, heute mit Ihnen am Tisch zu sitzen. Von der aufgeführten MwSt. werden unsere Politiker honoriert, Kriege finanziert und Millionen an Kindergeld ins Ausland überwiesen. Vielen Dank, dass Sie ihren Beitrag dazu geleistet haben." Die sieben Zeilen lässt Budig seit einiger Zeit auf jeden Bon drucken. Die Wiedereinführung der 19 Prozent Umsatzsteuer in der Gastronomie Anfang des Jahres sei "der Tropfen gewesen, der das Fass bei mir zum Überlaufen gebracht hat".

Der Kassenbon ist ein Dokument, das zum Beispiel beim Finanzamt vorgelegt werden kann. Ist es überhaupt erlaubt, ihn zur Äußerung von politischen Ansichten zu benutzen?    

Dehoga-Geschäftsführer Schwägerl rät von politischen Anmerkungen auf Bons ab

Dazu hat die Redaktion den Würzburger Rechtsanwalt  Chan-jo Jun befragt, der sich gegen öffentlich geäußerten Hass und Hetze im Internet engagiert. Jun sagt, dass private Unternehmen nicht zu Neutralität oder Sachlichkeit verpflichtet sind. Die Äußerung sei zwar geeignet, Hass zu schüren, aber laut Jun noch von der Meinungsfreiheit gedeckt. Eine strafbare Handlung, wie die Beschimpfung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer verfassungsmäßigen Ordnung, erkennt der Anwalt eher nicht.

"Es ist Gastwirten nicht verboten, politische Anmerkungen auf ihre Rechnungsbons zu drucken", sagt Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga Bayern) in Unterfranken zu dem Fall. "Wir raten allerdings davon ab." Nicht zuletzt, weil das Kundtun von eigener Meinung in dieser Form kontraproduktiv sein kann, wenn sich Gäste daran stören.

Ein Gast äußert Kritik: AfD-Parole  

Wirt Budig sagt, ihn hätten nur wenige Gäste in den vergangenen Monaten auf seine persönliche Botschaft angesprochen: "Und die fanden es gut." Gegenüber der Redaktion äußerte sich ein Gast allerdings kritisch: "Ich finde sowas nicht in Ordnung", sagt er. Die Bon-Botschaft würde wie eine Parole der AfD klingen. 

Rechtspopulistische Ansichten teilt Budig aber laut eigener Aussage nicht. "Ich habe weder etwas gegen Ausländer noch gegen den Staat oder die Politik", versichert er. "Ich bin auch kein Wutbürger, aber ich bin wütend." 

Wenn man ihn fragt, was ihn wütend macht, berichtet der gelernte Koch von Personalproblemen, Auflagen, Kontrollen, Beschwerden, die es ihm schwer machten. Als Gastronom würden ihm von Behörden eher Steine in den Weg gelegt, als dass seine Arbeit unterstützt werde. "Manchmal denke ich schon daran, alles hinzuschmeißen."

Dass der Inhalt seines Bon-Textes mit diesen Problemen nicht wirklich etwas zu tun hat, ist ihm schon klar. Aus ihm spricht eine gewisse Ohnmacht, kein Gehör zu finden. "Ich wollte meinem Ärger einfach mal Luft machen", sagt er. Inzwischen sei dieser auch schon wieder kleiner geworden und er hat den Text jetzt entfernt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Alternative für Deutschland
Ausgehen und Einkaufen in der Region Würzburg
Finanzamt Würzburg
Gastwirte
Instagram-Inhalte
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Richard Werner
    Die Fakten:
    1. Vollzeit-Politiker bekommen eine Aufwandsentschädigung, leider auch die von der AfD.
    2. Kindergeld kann nur dann ins Ausland überwiesen werden, wenn man in Deutschland steuerpflichtig ist.
    3. Wenn mit "werden Kriege finanziert" die Unterstützung der Ukraine gemeint ist, sich gegen Russland zu verteidigen zu können, dann ist das auch falsch. Es handelt sich nämlich um eine "Spezialoperation".
    Wer in Russland von "Krieg" spricht, riskiert bis zu 15 Jahre Haft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Rechnungen mit solchen dummen Sprüchen zahle ich natürlich. Aber ohne jegliches Trinkgeld.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Voll
    Warum wird Patriotismus immer wieder schlecht geredet. Deutschland immer zuerst.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Bitte bleiben Sie beim Thema.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wenn unter Patriotismus Russlandhörigkeit verstanden wird, gibt es gute Gründe, ihn schlecht zu reden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lukas Dinsing
    Aus der Geschichte wohl nicht gelernt :)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gurbet Alyol
    Wir können den Kommentar aufgrund der unbelegten Anschuldigungen leider nicht veröffentlichen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Keine Bevorzugung der Gastronomie. Ich fordere von der Bundesregierung 7 Prozent MWSt. für ALLE.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Heribert Mennig
    "Rechtspopulistische Ansichten teilt Budig aber laut eigener Aussage nicht." Und warum druckt er dann rechtspopulistische Ansichten auf den Kassenbon? Nichts anderes ist das nämlich! Herr Budig sagt, die Wiedereinführung der 19% Umsatzsteuer habe bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Aussage ist völlig unverständlich. Es wurde von der Bundesregierung bei der Absenkung der Mwst. auf 7% unmissverständlich darauf hingewiesen, dass diese Absenkung nur vorübergehen sein soll. Also konnte man sich als Gastronom darauf einstellen! Es wäre interessant zu erfahren, ob Herr Budig die damalige Absenkung der Mwst. an seine Gäste weitergegeben hat. Ich habe den Eindruck, dass viele Gastwirte das damals nicht gemacht haben. Die Erhöhung auf den alten Stand von 19% wurde dagegen auf jeden Fall an die Gäste weitergegeben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans Kaiser
    Das ist keine Ansicht, sondern die Wahrheit, auch wenn sie nicht jedem in den Kram passt und sie nicht jeder hören will.
    Ich glaube wir haben es hier mit Wahrheitsleugnern zu tun.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jens Lattke
    Ich kenne diesen Text aus diversen sozialen Medien. Und ich finde ihn berechtigt. Nur wenn Unmut auch kundgetan wird kann man mit Änderungen rechnen. Wir halten bei viel zu vielen Themen die Klappe und halten aus. Es wird Zeit, dass Meinung wieder öffentlich und Unzufriedenheit erlebbar wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans Kaiser
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Anne Bernau
    Aber vorsichtig!! ein falsches Wort und sie sind AFD Anhänger oder ein nazi falls sie noch eine Deutschland Fahne im Garten hängen haben!!!zum Glück bin ich ausgewandert!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Wieviel Milliarden Corona Hilfe wurden denn an die Gastronomie in Deutschland ausbezahlt und was hatte der Steuerzahler davon?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans Kaiser
    und wozu können wir in den eben veröffentlichten ungeschwärzten rki Protokollen nachlesen, aber nur nicht in den sogenannten Qualitätsmedien.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sebastian Madeiski
    Jürgen Huller, wer hat diesen unsinnigen Lockdown denn angeordnet? Nicht ohne Grund sind etliche Passagen der RKI-Protokolle geschwärzt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Sehen Sie, mein Kommentar ist genauso populistischer Unsinn wieder Quatsch auf diesem Zettel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Paul Schüpfer
    Gut, dass das mal thematisiert wurde. Ich werde jetzt auch mal dieses Lokal besuchen in dem ich noch nie war, um den Wirt zu unterstützen. Wo der Anwalt bei diesem Text "Hass schüren" sehen will ist mir ein Rätsel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Elisabeth Hofmann
    jetzt weiss die AFD wenigstens wo Sie ihr Stammlokal einrichten kann.

    gez Lorenz Hofmann
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Ich möchte jedenfalls nicht mit derart unsinnigen Aussagen von einen Wirt, Metzger, Bäcker oder sonst wem auf Kassenbons belästigt werden.
    Und wenn der Herr Budig in der Selbstständigkeit gefrustet ist kann er sich ja einen Job als Kantinenkoch suchen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten