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Würzburg
Ist wirklich nur die Ampel schuld? Würzburger Rentner warten Monate auf Wohngeld, im Landkreis dauert es wenige Wochen
Die Stadt Würzburg begründet lange Wartezeiten bei Wohngeldanträgen mit dem Verwaltungsaufwand nach einer Reform. Besser sieht es im Landkreis aus. Die Hintergründe.
Eine Würzburger Rentnerin wartet seit März dieses Jahres auf ihr Wohngeld. Im Landkreis fallen offenbar lediglich Wartezeiten von wenigen Wochen an.
Foto: Benjamin Brückner | Eine Würzburger Rentnerin wartet seit März dieses Jahres auf ihr Wohngeld. Im Landkreis fallen offenbar lediglich Wartezeiten von wenigen Wochen an.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 18.08.2024 02:37 Uhr

Rund 2500 Haushalte in Würzburg warten teils seit Monaten auf die Bearbeitung ihrer Wohngeldanträge. Mehrere Rentner aus Würzburg haben gegenüber der Redaktion von der prekären finanziellen Lage berichtet, in der sie sich deswegen befinden.

Das Sozialreferat begründet die Probleme mit einer Reform auf Bundesebene im Jahr 2023, viele Kommunen, darunter beispielsweise München, seien betroffen. Die Würzburger Sozialreferentin Hülya Düber erklärte im Sozialausschuss Ende Juni, dass die Bearbeitungsdauer eines Antrags momentan bei rund acht Monaten liege. Anders sieht die Situation jedoch offenbar im Landkreis Würzburg aus.

"Die Bearbeitungsdauer eines Wohngeldantrags beträgt derzeit vier bis sechs Wochen", teilt die Pressestelle des Landratsamts auf aktuelle Anfrage mit. "In Ausnahmefällen beziehungsweise Fällen, in denen Unterlagen verzögert durch die Antragsteller eingereicht werden, kann sich die Bearbeitungsdauer länger ziehen." Dennoch spricht auch das Landratsamt von einem "erhöhten Zugang an Wohngeldanträgen" durch die Reform. Im Jahr 2022 seien 1075 Anträge eingereicht worden. Im Reformjahr 2023 waren es 1671, eine Erhöhung von 55 Prozent. 

Wohngeld-Fallzahlen im Landkreis Würzburg niedriger als in Ballungszentren

Der zusätzliche Aufwand konnte jedoch durch die Wohngeldstelle "mit dem vorgehaltenen, sehr erfahrenen Personal" gut bewältigt werden, teilt Sprecher Paul Justice mit. Zum Stand 13. August seien 241 Anträge für das Jahr 2024 offen. Justice hält jedoch auch fest: "Es ist davon auszugehen, dass die Fallzahlen in Landkreisen niedriger sind als in Ballungszentren."

Die Bundesregierung hatte zum 1. Januar 2023 das Wohngeld in Deutschland reformiert. Anstelle von 600.000 waren nun rund zwei Millionen Haushalte für das neue "Wohngeld Plus" bezugsberechtigt. Durchschnittlich wurden die Bezüge laut Bundesregierung pro Haushalt um 190 Euro angehoben.

Tatsächlich stellt der zusätzliche Verwaltungsaufwand viele Kommunen vor Herausforderungen. "Es braucht dringend Vereinfachungen und Entbürokratisierung beim Wohngeld, damit alle Bürgerinnen und Bürger die ihnen zustehende Leistung schnell erhalten", hatte Anfang des Jahres der Vorsitzende der Bauministerkonferenz, Christian Bernreiter, der "Augsburger Allgemeinen" gesagt. Die Reform der Bundesregierung sei richtig, müsse aber praxistauglich umgesetzt werden, so der CSU-Politiker.

Wohngeld: Kommunen fordern Vereinfachung und bessere Digitalisierung  

Auch der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, verlangte demnach schnelle Vereinfachungen. Die Abläufe müssten durchgängig digitalisiert und aufeinander abgestimmt werden. Viele Kommunen erließen für bedürftige Mieterhaushalte Kurzbescheide für Vorschusszahlungen. Doch auch hier entstehe Arbeitsaufwand für die erforderlichen Nachprüfungen.

Genau mit dieser Begründung gewährt die Stadt Würzburg in der Regel keine Vorschüsse, wie es aus dem Sozialreferat heißt. Man habe zusätzliches Personal eingestellt und die Bewilligungszeiträume verlängert. Für die Wartenden ändert das freilich kaum etwas. Von einem "Organisationsversagen" sprach ein Rentner gegenüber der Redaktion, dem nach eigener Aussage empfohlen wurde, sich an die Tafel zu wenden.

 
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Kommentare
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  • Barbara Fersch
    am Ende des Tages...ist es doch wieder der Personalmangel, warum die Ämter Monate zur Bearbeitung benötigen ! Über weniger Verwaltung wird ja auch tatsächlich schon Jahrzehnte diskutiert, dabei bleibt es eben !!!
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  • Walter Seubert
    Lehrieder, CSU
    Ullmann, FDP
    Rützel, SPD

    dürften WÜ kennen.
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  • Johannes Metzger
    Jetzt wird wieder mal über Digitalisierung & Entbürokratisierung geschwafelt.
    Für die Digitalisierung hat die CSU ja mal eine eigene Ministerin ins letzte Bundeskabinett geschickt. Die DigiDoro aus den Hassbergen. Ergebnis: weniger als bescheiden.
    Auch auf Landesebene baute die CSU ein potemkinsches Dorf, mit der CSU Frau Gerlach auf.
    Ergebnis: weniger als bescheiden.
    Und jetzt kommt die Forderung nach Bürokratieabbau und Vereinfachung. In erster Linie von denen, die aus dem kleinsten Fehler anderer, einen Bohei machen.
    Weniger Bürokratie & Vereinfachung, bedeutet auch eine hohe Fehlertoleranz.
    Beim Wohngeld aber gehts um eine soziale Leistung. Da ist der Neidfaktor, geschürt von den Ultrarechten & Rechtspopulisten (Aiwanger/Söder;Merz & Co) (die FDP findet sich unter Co wieder)besonders hoch.
    Wer will da schon Fehler machen? Und die Sozialreferentin bewirbt sich für ein CSU Bundestagsmandat. Und—sie hat einen parteiinternen Mitbewerber. Das machts nicht einfach.
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  • Klaus B. Fiederling
    kennt in Berlin überhaupt jemand Würzburg?
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  • Hermann Spitznagel
    Klar.
    Jeder hat schon mal den Hinweis auf der Autobahn gesehen.
    -außer Baerbock-
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