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Würzburg
Hilfsangebot: Würzburger Wärmestube wird zum Corona-Impfzentrum
Warum das Team der Wärmestube im Rahmen seines medizinischen Projekts Menschen in schwierigen Lebenslagen Corona-Impfungen anbietet.
Für Obdachlose und Menschen in ähnlich schwierigen Verhältnissen ist es nicht leicht, ins Impfsystem zu gelangen. Keine feste Wohnung, kein Internet - in der Würzburger Wärmestube gibt es jetzt ein spezielles Angebot.
Foto: Thomas Obermeier | Für Obdachlose und Menschen in ähnlich schwierigen Verhältnissen ist es nicht leicht, ins Impfsystem zu gelangen. Keine feste Wohnung, kein Internet - in der Würzburger Wärmestube gibt es jetzt ein spezielles Angebot.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:27 Uhr

Durch die wöchentliche Arzt-Sprechstunde der vom Franziskaner-Minoriten Bruder Tobias gegründeten Straßenambulanz hat die medizinische Grundversorgung von Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen in der Wärmestube der Christophorus-Gesellschaft schon eine lange Tradition. Neu hinzu gekommen ist im vergangenen Sommer ein staatlich gefördertes medizinisches Projekt – auch Corona-Impfungen für wohnungslose und andere hilfsbedürftige Menschen finden seit einigen Wochen in der Wärmestube statt.

Jeden Donnerstag ab 14 Uhr werden die Räume in der Rüdigerstraße zu einem kleinen Impfzentrum: "Es läuft sehr unkompliziert und unbürokratisch. Auch Menschen ohne Versicherungsschutz können sich bei uns kostenlos impfen lassen", sagt der Leiter der Wärmestube, Christian Urban. Möglich wurden die Impfungen für Menschen ohne festen Wohnsitz durch den Neurochirurgen Horst Poimann, der den Impfstoff zur Verfügung stellt.

"Bei Menschen ohne festen Wohnsitz ist ein zweiter Imftermin nur sehr schwer zu organisieren."
Christian Urban, Leiter der Würzburger Wärmestube

Davor war die Beschaffung von Impfstoff für Urban und seine Mitstreiter die höchste Hürde bei der Umsetzung ihrer Idee, mit der Wärmestube ihren Beitrag zur bundesweiten Corona-Impfkampagne zu leisten. Von ehrenamtlich engagierten Ärzten wird der Impfstoff "Janssen" der Firma Johnson & Johnson verabreicht, bei dem nur eine Gabe nötig ist. Das macht Sinn, "weil bei Menschen ohne festen Wohnsitz ein zweiter Impftermin nur sehr schwer zu organisieren ist", so Urban.

Sobald er und sein Team mit größeren Impfstoffmengen planen können, kann auch die Zielgruppe erweitert werden: Dann können alle Menschen, die aus den verschiedensten Gründen keinen Zugang zum normalen Gesundheits- und Hilfesystem haben, in der Wärmestube auf Wunsch eine Impfung erhalten. "Wir bieten das an und klären darüber auf. Gezwungen wird natürlich keiner", betont Urban.

Medizinische Grundversorgung nicht nur für Wohnungslose

Er spricht von einer "unterversorgten Personengruppe", zu der nicht nur Wohnungslose, sondern auch Menschen in anderen schwierigen Lebenslagen gehören: "Viele haben wegen Versäumnissen oder Fehlzeiten keine Krankenversicherung, andere finden aus verschiedensten Gründen den Weg zum Arzt nicht."

Auch beim Papierkram wie das Ausfüllen der Impfbescheinigung helfen die Mitarbeiter der Wärmestube.
Foto: Thomas Obermeier | Auch beim Papierkram wie das Ausfüllen der Impfbescheinigung helfen die Mitarbeiter der Wärmestube.

Sie alle finden in der Rüdigerstraße nicht nur einen geschützten Raum und das Impfangebot. Seit Juli 2020 gibt es ein von der Wärmestube und vom Förderverein Wärmestube e.V. gemeinsam auf den Weg gebrachtes Projekt, das eine medizinische Grundversorgung möglich macht. Das Team des Projekts besteht aus den Sozialpädagogen Julia Abler und Andreas Schick, die beide auch eine medizinische Ausbildung haben. Sie kümmern sich zusammen mit mehreren Ärztinnen und Ärzten und Bruder Tobias von der Straßenambulanz um die Patienten.

Die medizinische Betreuung ist aber nicht auf die wöchentliche Sprechstunde beschränkt: Das Team kümmert sich täglich um die gesundheitlichen Probleme der Gäste der Wärmestube und berät, behandelt und begleitet bedürftige Menschen in allen Fragen rund um die medizinische Versorgung.

"Die Menschen dürfen so kommen, wie sie sind."
Hanne Steinbach, Allgemeinärztin

Das Angebot soll möglichst niedrigschwellig sein: "Die Menschen dürfen so kommen, wie sie sind", sagt Hanne Steinbach. Die Allgemeinärztin engagiert sich inzwischen seit 13 Jahren in der Wärmestube und steht auch als Impfärztin zur Verfügung. "Es ist ein Angebot für alle Menschen, die nicht so privilegiert sind wie andere oder die nicht die erwartete Gesellschaftsfähigkeit mitbringen. Das hat mich von Anfang an sehr angesprochen", sagt sie.

Für Christian Urban ist das medizinische Projekt so etwas wie der "Sozialdienst der Straßenambulanz". Die Arbeit der Wärmestube trägt durch Prävention dazu bei, Behörden und Krankenhäuser zu entlasten – zum Beispiel wenn eine Wunde so rechtzeitig behandelt wird, dass sie sich nicht entzündet und der obdachlose Patient dadurch am Ende sein Bein verliert. Bisher ist das Projekt durch das bayerische Sozialministerium bis Ende November 2021 finanziert. Wie es danach weitergeht, ist laut Urban noch offen: "Wir sind aber mit den zuständigen Stellen im Dialog."

 
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  • jutta.noether@web.de
    Was ich mich allerdings frage (bitte kläre mich auf, wer es weiß!): Hat eigentlich schon vorher mal jemand an Impfangebote für Obdachlose gedacht? Und nicht erst jetzt, da sozusagen Impfstoff übrig ist?
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  • rw.kreiselmeier@gmx.de
    Ich finde es zeugt von großer Solidarität, dass Impfstoff gespendet und ehrenamtlich verabreicht wird! Vielen Dank!
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  • Laeufer61
    Ein sehr wichtiger...

    ...und guter Beitrag den Frau Dr. Steinbach, Herrn Urban und allen Beteiligten an dieser Impfaktion für die Ärmsten in unserer Gesellschaft!
    Meine Hochachtung für diese Arbeit und auch ein Danke an den Impfstoff-Spender, Herrn Poimann.
    Auch das ist ein Mosaikstein zur gewünschten Herdenimmunität!

    MfG und... bleiben sie alle gesund.
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