Die Träger der Einrichtungen der Notfallhilfe können aktuell aufgrund der begrenzten Kapazitäten nach dem jeweiligen Hygienekonzept in den bestehenden Wärme- und Hilfsräumen (Wärmestube, Bahnhofsmission, Kontaktcafé) nur knapp ein Drittel der bedürftigen Menschen tagsüber ein temporäres zu Hause bieten, teilt die Pressestelle der Stadt Würzburg mit.
Neben der Wärme, einem Tee und einer warmen Suppe sind diese Orte für viele Menschen oft die einzige Möglichkeit einer Ansprache, einer Beratung und der Vermittlung zu medizinischen Diensten. Hinzu kommt, dass viele Räume, in denen sich Menschen bisher auch zumindest kurz aufhalten konnten, ebenfalls beschränkt zugänglich oder geschlossen sind.
Selbstgespräche am Bahnhof
„Geschäfte, Cafés, Büchereien sind zu“ beschreibt Michael Lindner-Jung, Leiter der Würzburger Bahnhofsmission, die aktuelle Lage. „Es gibt keine Orte mehr im öffentlichen Raum, wo Menschen sich aufhalten können." Besonders hart treffe das Menschen, die auf der Straße leben. Ein Mann, der durch Corona seine Arbeit verloren hat und nun die Tage ziellos am Bahnhof verbringt, erzählte ihm vor kurzem, wie er Leute beobachtete, die Selbstgespräche führen. Auch er habe Angst, den Kontakt zur Außenwelt zu verlieren.
Lindner-Jung erlebt in der Bahnhofsmission, wie problematisch es ist, wenn selbst die vorhandenen sozialen Einrichtungen sich nicht mehr ausreichend kümmern können. „Menschen in Notlagen verlieren wichtige Anknüpfungspunkte, nach und nach alles, was sie im Leben hält.“ Bereits seit dem Sommer arbeitete daher der Arbeitskreis „Menschen ohne Wohnung“ gemeinsam mit dem Sozialreferat an Lösungen.
Kontaktcafé wurde erweitert
Mit Spendenmitteln, die dem Sozialreferat zur Verfügung gestellt wurden, erweiterte im Herbst der Verein Condrobs das Kontaktcafé in leerstehende angrenzende Räume. Mit Hochdruck wurde die Suche nach weiteren temporären Möglichkeiten fortgesetzt.
Ab Anfang Januar 2021 kann im Erdgeschoss der Posthalle eine sogenannte „Wärmehalle“ für die kommenden drei Monate eröffnet werden. Die Bahnhofsmission hat in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat der Stadt die Planung übernommen, ein Hygienekonzept erstellt, die Finanzierung für die erste Zeit sichergestellt und weitere Partner gewinnen können.
PLatz für 16 Hilfesuchende
Die Wärmehalle bietet Platz für 16 gleichzeitig anwesende hilfesuchende Menschen. Die Halle wird zunächst von Montag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr geöffnet sein. An der Ausweitung auch am Wochenende wird gearbeitet.
„Gerade in der Weihnachtszeit ist dies eine wichtige Botschaft für die Schutzlosesten in unserer Gesellschaft. Wir wollen alle in den Blick nehmen und versuchen mit allen Kräften die Sozialen Systeme zu erhalten oder wenn erforderlich ausbauen“, sagt die Sozialreferentin Hülya Düber: „Es erfüllt mich mit großer Freude, dass sich Würzburg wieder einmal solidarisch zeigt und trotz der Probleme und Herausforderungen, die jeder und jede Einzelne zu meistern hat, der Blick auf die Nächsten nicht verloren geht.“
„Während der Weihnachtszeit brauchen die Schwächsten der Gesellschaft einen Ort der Geborgenheit, an dem sie Hilfe bekommen und angenommen werden. Die Wärmehalle bietet ihnen diesen Ort, den sie so dringend benötigen. Die Wärmehalle ist so ein Projekt der gelebten Nächstenliebe. Ich danke alle, die dieses Projekt unterstützen sowie es möglich gemacht haben und so ein Weihnachtsgeschenk für Menschen in Not gestaltet haben“, freut sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt über diese gute Nachricht zu Weihnachten.
Erste wichtige Unterstützer des Projekts „Wärmehalle“ der Bahnhofsmission/Christophorus- Gesellschaft und dem Sozialreferat der Stadt Würzburg sind gefunden:
- Rotary Hilfswerk Würzburg e.V.
- Posthalle GmbH
- Beethovengruppe
- Caritasstiftung Würzburg
- Deutsche Bahn
- VR Bank Würzburg
- Horn Ingenieure
- Formstabil ID
- Förderverein Bahnhofsmission
Kontakt unter Tel.: (0931) 73 04 88 01 (Bahnhofsmission) oder (0931) 372527 (Sozialreferat der Stadt Würzburg. Spendenkonto: Christophorus-Gesellschaft, IBAN DE82 7509 0300 0103 0018 81, Verwendungszweck "Wärmehalle Coronawinter".