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WÜRZBURG
Würzburger Student unter Terrorverdacht vor Gericht
Abdulhadi Bakari, unter Terrorismusverdacht stehender Medizinstudent aus Syrien in Würzburg (rechts) mit Anwalt Wolfgang Kunkel
Foto: Manfred Schweidler | Abdulhadi Bakari, unter Terrorismusverdacht stehender Medizinstudent aus Syrien in Würzburg (rechts) mit Anwalt Wolfgang Kunkel
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:16 Uhr

Offiziell war Abdulhadi B. aus Syrien in Würzburg als Medizinstudent eingeschrieben. Doch der heute 30-Jährige soll als „Schläfer“ der islamistischen Terrorgruppe IS auf seine Chance gewartet haben.

Prozess beginnt

Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am 20. Februar unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den seit 17 Monaten in Haft sitzenden Verdächtigen. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, gefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen.

Zunächst schien der Medizinstudent B. in Würzburg vor allem eine Gefahr für seine Lebensgefährtin zu sein. Um sie von einer Trennung abzubringen, hatte der Mann sie 2016 in ihrer Wohnung überfallen, geschlagen, getreten und mit einem Messer mit dem Tod bedroht. Der Fall von häuslicher Gewalt wäre vielleicht mit einem Strafbefehl ausgegangen. Das hätte ihm trotz Bestrafung das Weiterstudieren ermöglicht, bestätigt der damalige Richter am Amtsgericht Würzburg, Thomas Behl. Dann wäre B. inzwischen fast schon fertiger Mediziner. Doch einen Strafbefehl wollte er nicht akzeptieren.

Doch kein „harmloser Student mit großer Klappe“?

In der folgenden Gerichtsverhandlung in Würzburg bestätigte sich im Oktober 2016 die Beschuldigung aus der Anklageschrift. Der Angeklagte kassierte fünf Monate Gefängnis ohne Bewährung. Doch dann hörten bayerische Terrorfahnder Äußerungen, die den Verdacht nährten, hinter dem Mann stecke mehr als ein „harmloser Student mit großer Klappe“.

Dies ist nicht der einzige aktuelle Fall von Terrorverdacht in Franken. Seit Anfang Februar steht in Bayreuth ein 19-jähriger Syrer vor Gericht. Er soll einen Terroranschlag in Deutschland oder Syrien geplant haben, bei dem möglichst viele Menschen sterben sollten.

Anleitung zum Bombenbau

Bei der Festnahme des Bayreuther Verdächtigen im Sommer 2017 fand die Polizei auf seinem Handy Anleitungen zum Bau von Bomben, Tipps, wie man sich einen Lkw für einen Terroranschlag beschafft, welche Ziele für einen Anschlag ideal sind sowie Propagandamaterial des Islamischen Staats (IS).

Außerdem soll er bereits ein Bekennervideo gedreht haben, das nach einem möglichen Anschlag veröffentlicht werden sollte. Auf seinem Smartphone soll auch ein kinderpornografisches Video gespeichert gewesen sein – und Gewaltvideos, die zeigen, wie man Menschen brutal hinrichtet.

Prahlerei alarmierte Ohrenzeugen

Bei Abdulhadi B. in Würzburg war zunächst weder Sprengstoff noch ein konkreter Anschlagsplan gefunden worden. Doch nach Informationen aus Ermittlerkreisen soll er sich an Plänen für einen Anschlag auf eine Synagoge in Berlin beteiligt haben. Als er gegen seine Lebensgefährtin handgreiflich wurde, erinnerten sich Ohrenzeugen an entsprechende vollmundige Drohungen und informierten die Strafverfolger. Laut Staatsanwaltschaft soll B. auch dem siebenjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben. Diese Methode wendet die Terrororganisation IS an, um minderjährigen Nachwuchs zu generieren.

Terrorfahnder hatten auch in Aschaffenburg im vorigen Frühjahr einen 14-jährigen Deutschen festgenommen: Er drohte zusammen mit einem 16-Jährigen aus Mannheim, bis zu 400 Menschen in Aschaffenburg mit Schnellfeuergewehren zu erschießen. Ein abgehörtes Telefonat alarmierte die Ermittler. Waffen fanden sie nicht bei dem heranwachsenden Verdächtigen. So standen sie vor der Frage: echter Terrornachwuchs oder nur dumme Teenagersprüche?

Zwölfjähriger als Terrorist

Nicht immer bleibt das harmlos: Ende 2016 versuchte ein Zwölfjähriger zweimal, einen Bombenanschlag auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu verüben. Der selbst gebaute Sprengsatz detonierte jedoch nicht. In Deutschland sind nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere seit dem Jahr 2000 insgesamt 16 Terroranschläge verhindert worden – drei allein im Jahr 2017.

Für den Prozess gegen den Würzburger Medizinstudenten sind 16 Verhandlungstage bis in den März hinein angesetzt.

 
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  • T. B.
    @mdeeg, der geneigte Leser weiß nur zu gut, dass Sie auf die Bayerische Justiz (insbesondere die Unterfränkische) nicht gut zu sprechen sind. Aber mdeeg, das gibt in Ihnen nicht das Recht den Terrorverdacht eines syrischen Studenten kleinzureden, ja geradezu zu verniedlichen. Wo fängt Terror für Sie an? Alleine die Tatsache ein Kind zu verprügeln um dieses für die kranke Ideologie des IS zu rekrudieren ist Terror genug. Wie groß muss Ihr Hass gegen die Ermittlungsbehörden sein, dass Sie mehr oder weniger alle Anklagepunkte in Frage stellen? Sie sind dabei jegliches Maß an Seriösität zu verlieren, da Ihnen eine objektive Beurteilung, bedingt durch Ihre eigenen Erfahrungen, nicht mehr möglich scheint.
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  • G. S.
    Mich schockiert vor allem wieder mal, wie man jemanden, der an seiner Partnerin und deren Kind! "lebensgefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefehohlebnen" ausübt, immer noch als "harmloser! Student mit großer Klappe" bezeichnen kann. Wie weit geht die Toleranz in unserer Demokratie eigentlich noch? Erst wenn von Terrorgefahr die Rede ist, reagieren unsere Behörden plötzlich.
    Der "Terror" fängt aber immer im Kleinen, im "Kinderzimmer" an. Warum wird gegen solche Gewaltpraktiken immer noch nicht massiv genug und konsequent eingeschritten und wehrlose Kinder zu lange solchen "Verbrechern"ausgeliefert, ob es die eigenen Eltern sind oder Stief- bzw. Pflegeltern? Wie fallen anscheinend so massenhaft Kinder und Jugendlichen überhaupt in die Hände der IS-Verbrecher? Wenn man die "noch" unschuldigen Kinder besser beschützen könnte, würde die Terrorgefahr gegen die Gesellschaft vermutlich erst gar nicht oder nicht in diesem Ausmaß bestehen.
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  • J. K.
    Vielleicht sollte man mal die Verhandlung abwarten anstatt im Vorfeld schon zu urteilen...
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  • M. D.
    Macht allerdings nur Sinn, wenn man die bayerische CSU-Justiz für objektiv und unabhängig hält.

    Ich sehe in der öffentlichen Vorverurteilung hier allenfalls noch graduelle Unterschiede zu dem, was die türkische Regierung mit Deniz Yücel etc. macht - zur Erinnerung: Yücel wird dort auch als "Terrorist" gesehen, öffentlich an den Pranger gestellt. Und alle Deutschen außer Frau Weidel sind sicher: hier werden Unschuldige aus politischen Motiven kriminalisiert. Ich übrigens auch.

    Die Frage ist: warum geht diese kritische Sicht bei der eigenen Justiz verloren!
    Die Kernkompetenz der CSU ist ebenfalls, sich als Garant für "Sicherheit durch Abschottung" darzustellen, Angst zu erzeugen, eine Gefährdungslage durch "Schläfer" etc. - die Formulierung im Begriff willig aufgegriffen - zu suggerieren.

    Ich will den bayerischen Richter sehen, der "unabhängig" genug ist, gegen dieses Klima einen Mann freizusprechen, der seit 17 Monaten wegen diesem Vorwurf in U-Haft sitzt!
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  • M. D.
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  • B. S.
    ....man.. hätte kein Problem,sich von einem Arzt mit syrischer Abstammung behandeln zu lassen..nur mit dem Hintergrundgedanken,das wäre der Arzt,der seine Freundin geprügelt und misshandelt hatte,..die übliche Herangehensweise gegen ungehorsame Frauen von manchen Männern mit islamischen Hintergrund..da würde..man sich doch total unwohl fühlen.

    Woher hat der junge Mann das Geld für ein Medizinstudium..Stipendium? Und setzt diesen Beruf mit möglich hohem Einkommen aufs Spiel ob seiner radikalen GEsinnung?
    Klingt nicht sonderlich intelligent für einen mutmasslich 30jähr.gebildeten Mann.. traurig
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  • M. D.
    Na, da können Sie ja beruhigt sein. Statt einem "dubiosen" syrischen Arzt, von dem Sie nicht wissen, wie er sein Studium finanziert hat, gibt es jetzt einen öffentlich vorverurteilten "Terroristen", der den Rest seines Lebens damit verbringen wird, an seiner von der bayerischen Justiz auf Hörensagen zerstörten Biographie zugrundezugehen - oder sich zu dem radikalisierten Gefährder zu entwickeln, den man sich hier gebastelt hat. Selbsterfüllende Prophezeihung.
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  • M. S.
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  • M. S.
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  • W. S.
    Ich bin auch ein bisschen überrascht, dass in dem Artikel immer wieder Fälle eingestreit werden, die mit dem im Titel genannten Fall nichts zu tun haben. Von anderen Tageszeitungen kenne ich diese Unart zwar schon, von der Mainpost bin ich sie bisher glücklicherweise nicht gewohnt.

    Vielleicht hätte man erst den Fall des Würzburgers und dann die anderen Fälle abarbeiten sollen, und zudem einen Titel verwenden, aus dem hervorgeht, dass über mehrere Fälle berichtet wird. Allerdings erkenne ich bei den genannten Fällen aus 2016 und 2017 keinen aktuellen Bezug, oder wurden die erst kürzlich bekannt?
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  • W. S.
    Oder vielleicht wäre es einfacher gewesen gleich auf den Artikel "Kinder als kleine Terroristen" vom Dezember zu verweisen, statt ihn in Auszügen zu wiederholen.
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  • M. D.
    Noch ein Beispiel, wie Sie hier Infos aus "privilegierter Quelle", Hören-Sagen und heiße Luft vermischen:

    ...."Laut Staatsanwaltschaft soll B. auch dem siebenjährigen Sohn seiner Ex-Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben. Diese Methode wendet die Terrororganisation IS an, um minderjährigen Nachwuchs zu generieren."....

    KLAR! Sie verbreiten hier schlicht das, was die Anklagebhörde wenig objektiv behauptet. Das muss mit der Realität nicht unbedingt viel zu tun haben, wie man weiß!

    Aus diesem Hörensagen und aus unbewiesenen Behauptungen wird dann gleich noch eine "Rekrutierung" des "geprügelten" Siebenjährigen für den IS fabuliert, weil das ja so "üblich" ist in der "Branche".

    Sie suggerieren und schreiben hier, ebenso wie Ihre "Quelle", ein fränkischer Provinzstaatsanwalt, als seien Sie tagtäglich mit den Gräueln des IS befasst. Und der obrigkeitshörige phantasiebegabte Leser denkt, "Wow"!

    Verdachtsberichtersattung - schon mal gehört?
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  • M. S.
    Ach Herr mdeeg weiss mal wieder alles besser als der Rest der Welt. Können Sie lesen oder nur pseudoklug daherreden? Dann dürften Ihnen diese Sätze nicht entgangen sein: „Waffen fanden sie nicht bei dem heranwachsenden Verdächtigen. So standen sie vor der Frage: echter Terrornachwuchs oder nur dumme Teenagersprüche?“
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  • M. D.
    Sie halten sich für den "Rest der Welt"? Boah.

    Erstaunlich, wie Sie sachbezogene Kritik - die Sie offenkundig nicht verstanden haben - reflexhaft auf ein persönliches Niveau runterzerren wollen, Herr Schweidler.

    Wie verträgt sich solche persönliche Dünnhäutigkeit mit journalistischer Objektivität und Neugierde?

    Etwas Nachhilfe: wenn es sich hier nur um, Fragezeichen, "dumme Teenagersprüche" handelt, was soll dann diese "Terrorliste", dieser alarmistische Artikel und die schreierische Schlagzeile "Würzburger Student wegen Terrorverdacht vor Gericht"....?
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  • J. S.
    Danke für den Hinweis. Wir prüfen das!
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  • J. S.
    Danke für den Hinweis. Wir prüfen das!
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  • M. D.
    Das Etikett "Terror" derart manipulativ für jeden Popanz zu verwenden, kann nicht Sinn der Pressefreiheit sein.

    Der geneigte Querleser darf sich hier dann auch noch das passende raussuchen, oder ist das eh wurscht? Jedenfalls wird kreuz und quer mal eben aufgelistet, was verschiedenen Verdächtigen, die nichts miteinander zu tun haben, vor verschiedenen Gerichten so "vorgeworfen" wird.

    Hauptsache, das Schlagwort "Terror" lässt sich unterbringen?

    Dieser Satz ein absolutes "Highlight", BILD-Premium-Standard:

    "Terrorfahnder hatten auch in Aschaffenburg im vorigen Frühjahr einen 14-jährigen Deutschen festgenommen: Er drohte zusammen mit einem 16-Jährigen aus Mannheim, bis zu 400 Menschen in Aschaffenburg mit Schnellfeuergewehren zu erschießen."....

    Respekt! Man hat zwar KEIN "Schnellfeuergewehr" gefunden und es allenfalls mit einer diffusen "Androhung" zweier Heranwachsender zu tun, aber die Zahl der -völlig fiktiven - "Opfer" wird hier - Gänsehaut! - als "Fakt" verbreitet....
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