Offiziell war Abdulhadi B. aus Syrien in Würzburg als Medizinstudent eingeschrieben. Doch der heute 30-Jährige soll als „Schläfer“ der islamistischen Terrorgruppe IS auf seine Chance gewartet haben.
Prozess beginnt
Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am 20. Februar unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den seit 17 Monaten in Haft sitzenden Verdächtigen. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, gefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Zunächst schien der Medizinstudent B. in Würzburg vor allem eine Gefahr für seine Lebensgefährtin zu sein. Um sie von einer Trennung abzubringen, hatte der Mann sie 2016 in ihrer Wohnung überfallen, geschlagen, getreten und mit einem Messer mit dem Tod bedroht. Der Fall von häuslicher Gewalt wäre vielleicht mit einem Strafbefehl ausgegangen. Das hätte ihm trotz Bestrafung das Weiterstudieren ermöglicht, bestätigt der damalige Richter am Amtsgericht Würzburg, Thomas Behl. Dann wäre B. inzwischen fast schon fertiger Mediziner. Doch einen Strafbefehl wollte er nicht akzeptieren.
Doch kein „harmloser Student mit großer Klappe“?
In der folgenden Gerichtsverhandlung in Würzburg bestätigte sich im Oktober 2016 die Beschuldigung aus der Anklageschrift. Der Angeklagte kassierte fünf Monate Gefängnis ohne Bewährung. Doch dann hörten bayerische Terrorfahnder Äußerungen, die den Verdacht nährten, hinter dem Mann stecke mehr als ein „harmloser Student mit großer Klappe“.
Dies ist nicht der einzige aktuelle Fall von Terrorverdacht in Franken. Seit Anfang Februar steht in Bayreuth ein 19-jähriger Syrer vor Gericht. Er soll einen Terroranschlag in Deutschland oder Syrien geplant haben, bei dem möglichst viele Menschen sterben sollten.
Anleitung zum Bombenbau
Bei der Festnahme des Bayreuther Verdächtigen im Sommer 2017 fand die Polizei auf seinem Handy Anleitungen zum Bau von Bomben, Tipps, wie man sich einen Lkw für einen Terroranschlag beschafft, welche Ziele für einen Anschlag ideal sind sowie Propagandamaterial des Islamischen Staats (IS).
Außerdem soll er bereits ein Bekennervideo gedreht haben, das nach einem möglichen Anschlag veröffentlicht werden sollte. Auf seinem Smartphone soll auch ein kinderpornografisches Video gespeichert gewesen sein – und Gewaltvideos, die zeigen, wie man Menschen brutal hinrichtet.
Prahlerei alarmierte Ohrenzeugen
Bei Abdulhadi B. in Würzburg war zunächst weder Sprengstoff noch ein konkreter Anschlagsplan gefunden worden. Doch nach Informationen aus Ermittlerkreisen soll er sich an Plänen für einen Anschlag auf eine Synagoge in Berlin beteiligt haben. Als er gegen seine Lebensgefährtin handgreiflich wurde, erinnerten sich Ohrenzeugen an entsprechende vollmundige Drohungen und informierten die Strafverfolger. Laut Staatsanwaltschaft soll B. auch dem siebenjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben. Diese Methode wendet die Terrororganisation IS an, um minderjährigen Nachwuchs zu generieren.
Terrorfahnder hatten auch in Aschaffenburg im vorigen Frühjahr einen 14-jährigen Deutschen festgenommen: Er drohte zusammen mit einem 16-Jährigen aus Mannheim, bis zu 400 Menschen in Aschaffenburg mit Schnellfeuergewehren zu erschießen. Ein abgehörtes Telefonat alarmierte die Ermittler. Waffen fanden sie nicht bei dem heranwachsenden Verdächtigen. So standen sie vor der Frage: echter Terrornachwuchs oder nur dumme Teenagersprüche?
Zwölfjähriger als Terrorist
Nicht immer bleibt das harmlos: Ende 2016 versuchte ein Zwölfjähriger zweimal, einen Bombenanschlag auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu verüben. Der selbst gebaute Sprengsatz detonierte jedoch nicht. In Deutschland sind nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere seit dem Jahr 2000 insgesamt 16 Terroranschläge verhindert worden – drei allein im Jahr 2017.
Für den Prozess gegen den Würzburger Medizinstudenten sind 16 Verhandlungstage bis in den März hinein angesetzt.
Der "Terror" fängt aber immer im Kleinen, im "Kinderzimmer" an. Warum wird gegen solche Gewaltpraktiken immer noch nicht massiv genug und konsequent eingeschritten und wehrlose Kinder zu lange solchen "Verbrechern"ausgeliefert, ob es die eigenen Eltern sind oder Stief- bzw. Pflegeltern? Wie fallen anscheinend so massenhaft Kinder und Jugendlichen überhaupt in die Hände der IS-Verbrecher? Wenn man die "noch" unschuldigen Kinder besser beschützen könnte, würde die Terrorgefahr gegen die Gesellschaft vermutlich erst gar nicht oder nicht in diesem Ausmaß bestehen.
Ich sehe in der öffentlichen Vorverurteilung hier allenfalls noch graduelle Unterschiede zu dem, was die türkische Regierung mit Deniz Yücel etc. macht - zur Erinnerung: Yücel wird dort auch als "Terrorist" gesehen, öffentlich an den Pranger gestellt. Und alle Deutschen außer Frau Weidel sind sicher: hier werden Unschuldige aus politischen Motiven kriminalisiert. Ich übrigens auch.
Die Frage ist: warum geht diese kritische Sicht bei der eigenen Justiz verloren!
Die Kernkompetenz der CSU ist ebenfalls, sich als Garant für "Sicherheit durch Abschottung" darzustellen, Angst zu erzeugen, eine Gefährdungslage durch "Schläfer" etc. - die Formulierung im Begriff willig aufgegriffen - zu suggerieren.
Ich will den bayerischen Richter sehen, der "unabhängig" genug ist, gegen dieses Klima einen Mann freizusprechen, der seit 17 Monaten wegen diesem Vorwurf in U-Haft sitzt!
Woher hat der junge Mann das Geld für ein Medizinstudium..Stipendium? Und setzt diesen Beruf mit möglich hohem Einkommen aufs Spiel ob seiner radikalen GEsinnung?
Klingt nicht sonderlich intelligent für einen mutmasslich 30jähr.gebildeten Mann..
Vielleicht hätte man erst den Fall des Würzburgers und dann die anderen Fälle abarbeiten sollen, und zudem einen Titel verwenden, aus dem hervorgeht, dass über mehrere Fälle berichtet wird. Allerdings erkenne ich bei den genannten Fällen aus 2016 und 2017 keinen aktuellen Bezug, oder wurden die erst kürzlich bekannt?
...."Laut Staatsanwaltschaft soll B. auch dem siebenjährigen Sohn seiner Ex-Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben. Diese Methode wendet die Terrororganisation IS an, um minderjährigen Nachwuchs zu generieren."....
KLAR! Sie verbreiten hier schlicht das, was die Anklagebhörde wenig objektiv behauptet. Das muss mit der Realität nicht unbedingt viel zu tun haben, wie man weiß!
Aus diesem Hörensagen und aus unbewiesenen Behauptungen wird dann gleich noch eine "Rekrutierung" des "geprügelten" Siebenjährigen für den IS fabuliert, weil das ja so "üblich" ist in der "Branche".
Sie suggerieren und schreiben hier, ebenso wie Ihre "Quelle", ein fränkischer Provinzstaatsanwalt, als seien Sie tagtäglich mit den Gräueln des IS befasst. Und der obrigkeitshörige phantasiebegabte Leser denkt, "Wow"!
Verdachtsberichtersattung - schon mal gehört?
Erstaunlich, wie Sie sachbezogene Kritik - die Sie offenkundig nicht verstanden haben - reflexhaft auf ein persönliches Niveau runterzerren wollen, Herr Schweidler.
Wie verträgt sich solche persönliche Dünnhäutigkeit mit journalistischer Objektivität und Neugierde?
Etwas Nachhilfe: wenn es sich hier nur um, Fragezeichen, "dumme Teenagersprüche" handelt, was soll dann diese "Terrorliste", dieser alarmistische Artikel und die schreierische Schlagzeile "Würzburger Student wegen Terrorverdacht vor Gericht"....?
Der geneigte Querleser darf sich hier dann auch noch das passende raussuchen, oder ist das eh wurscht? Jedenfalls wird kreuz und quer mal eben aufgelistet, was verschiedenen Verdächtigen, die nichts miteinander zu tun haben, vor verschiedenen Gerichten so "vorgeworfen" wird.
Hauptsache, das Schlagwort "Terror" lässt sich unterbringen?
Dieser Satz ein absolutes "Highlight", BILD-Premium-Standard:
"Terrorfahnder hatten auch in Aschaffenburg im vorigen Frühjahr einen 14-jährigen Deutschen festgenommen: Er drohte zusammen mit einem 16-Jährigen aus Mannheim, bis zu 400 Menschen in Aschaffenburg mit Schnellfeuergewehren zu erschießen."....
Respekt! Man hat zwar KEIN "Schnellfeuergewehr" gefunden und es allenfalls mit einer diffusen "Androhung" zweier Heranwachsender zu tun, aber die Zahl der -völlig fiktiven - "Opfer" wird hier - Gänsehaut! - als "Fakt" verbreitet....