Knapp ein Jahr nach dem Messerangriff in Würzburg hat der Verein "Würzburg zeigt Herz" nach eigener Aussage fast sämtliche gesammelten Spenden ausgezahlt oder in treuhändische Verwaltung übergeben. Rund 350.000 Euro wurden nach Angaben der Vereinvorsitzenden Christiane Kerner und Judith Jörg gespendet – etwa zwei Drittel davon zweckgebunden für das damals elfjährige Mädchen, das bei dem Angriff seine Mutter verloren hat.
"Wir sind beeindruckt von der gesammelten Summe", sagt Vereinsvorsitzende Christiane Kerner im Gespräch mit der Redaktion. "Dass so viel gespendet wurde, ist für uns alles andere als selbstverständlich."
Am 25. Juni 2021 hatte ein 32-jähriger Mann am Würzburger Barbarossaplatz drei Frauen getötet und mehrere Menschen schwer verletzt. Bislang hatte sich die Auszahlung an die Betroffenen verzögert – weil die Vereinsverantwortlichen sich zunächst steuerrechtlich absichern und sicherstellen wollten, dass den Empfängerinnen und Empfängern keine finanziellen Nachteile durch die Spende entstehen.
Nach diesem Schema wurden die Opfer des Würzburger Messerangriffs bedacht
Außerdem sei es zunächst schwierig gewesen, an die Daten der Betroffenen zu kommen, sagen Kerner und Jörg. Die Betroffenen hätten sich nicht von alleine gemeldet und die Kontaktaufnahme über den bayerischen Opferschutz habe Zeit in Anspruch genommen.
Zudem habe der Verein zunächst ein Verteilungsschema entwerfen müssen, sagt Judith Jörg. Die anteilsmäßig größten Zuwendungen hätten Betroffene erhalten, die selbst körperliche Schäden erlitten hatten. Dann seien Betroffene bedacht worden, die auf sonstige Weise direkt in das Geschen involviert waren. Als drittes habe man Angehörige der Opfer bedacht. Bis zu 10.000 Euro habe man einzelnen Personen ausgezahlt. Und auch die beteiligten Rettungs- und Sicherheitsbehörden hätten Spenden erhalten: Johanniter, Rotes Kreuz, freiwillige Feuerwehren und die deutsche Polizeigewerkschaft.
Betroffene der Würzburger Messerattacke schreibt emotionalen Dankesbrief
Für einige der Betroffenen kam die Zuwendung überraschend, wie Dankesschreiben an den Verein, die diese Redaktion einsehen konnte, zu entnehmen ist. "Es war, muss ich sagen, nicht erwartet und bedeutet mir sehr viel", schreibt beispielsweise eine Betroffene. "Am 25.06.21 habe ich (...) etwas erlebt, das ich nie vergessen kann, aber ich bin sehr dankbar, dass ich die ganze Situation überlebt habe. (...) Meine Gedanken werden immer bei den Menschen und ihrer Familie sein, die nicht mehr bei uns sind oder verletzt wurden. Ich wünsche euch viel Gesundheit, sodass ihr weiterhin Menschen unterstützen und eine schöne und bessere Seite der Menschheit zeigen könnt."
Auch für die Spendengelder für das inzwischen zwölfjährige Mädchen habe man eine verbindliche Regelung gefunden, sagen Kerner und Jörg. Diese wurden auf eine Art Treuhandkonto eingezahlt und werden dem Mädchen mit Erreichen der Volljährigkeit frei zur Verfügung gestellt. Bis dahin habe der brasilianische Vater des Mädchens, der inzwischen in Deutschland lebt, die Möglichkeit, sich mit zweckgebundenen Anliegen an den Verein zu wenden.
Gegebenenfalls wird dafür dann Geld bereitgestellt – so etwa zuletzt für ein Weihnachtsgeschenk: Die Zwölfjährige, die offenbar künstlerisch talentiert ist, hatte sich ein Tablet mit speziellem Zeichenstift gewünscht.