
In der Elisabethstube in der Ebracher Gasse bekommen eigentlich Bedürftige ohne große Formalitäten ein warmes Mittagessen und eine Brotzeit für den Abend. Vor einiger Zeit wurde der Ort jedoch zum Schauplatz eines Beziehungsdramas, an dessen Ende eine 83-jährige Ordensschwester mehrere Ladungen Pfefferspray ins Gesicht bekam. Der Fall wurde jetzt vor dem Amtsgericht verhandelt.
Was war passiert? Eine bis dato nicht vorbestrafte 41-Jährige - selbst öfters zum Mittagessen in der Elisabethstube - soll erfahren haben, dass ihr Ex-Partner dort mit seiner neuen, jüngeren Freundin zur Mittagszeit anzutreffen sei. Wohl mit dem Plan, der Neuen einen Denkzettel zu verpassen, soll sich die 41-Jährige auf den Weg zur Stube gemacht haben, hieß es vor Gericht.
Dort soll sie direkt auf die neue Freundin losgegangen sein und sie an den Haaren gepackt haben. Eine Nonne habe versucht, die wütende Angreiferin nach draußen zu bringen. Diese soll aber gleich darauf wieder zurückgekommen sein, dieses Mal mit Pfefferspray in der Hand. Als die Ordensschwester sich ihr in den Weg stellte, soll sie ihr das Gesicht besprüht haben. Auch eine weitere Mitarbeiterin und zwei Gäste wurden dabei ebenfalls verletzt. Im Anschluss verschwand die Angeklagte.
Die Angeklagte gibt alles zu - und muss ein Jahr ins Gefängnis
"Ich habe es gemacht", gab die Angeklagte jetzt vor Gericht zu. Eine Kurzschlusshandlung sei die Aktion gewesen, sie habe niemanden verletzten wollen, schon gar nicht die Nonne. Auf die Frage, warum sie mit Pfefferspray am helllichten Tag unterwegs war, sagte sie, sie habe das Spray zum Schutz bei Dunkelheit angeschafft und seit langem immer dabei. Verwendet habe sie es aber noch nie, sie habe vor der Tat gar nicht gewusst, wie man es bedient und ob überhaupt noch etwas im Döschen sei.
Da blieb für ihren Rechtsanwalt nicht mehr viel übrig zum Erklären: Obwohl die Beziehung beendet war, habe es noch gebrodelt und spontan habe seine Mandantin gemeint, sie müsse die Neue ihres Ex-Freundes "einpfeffern", so der Verteidiger. Auch der Ex-Freund war als Zeuge geladen und versicherte, dass die Angeklagte kein böser Mensch sei und sich bereits reihum bei den Opfern entschuldigt habe, auch der Ordensschwester.
Die hatte es voll erwischt: Vor Gericht berichtete die Nonne von fürchterlich brennenden Augen, krebsroter Haut und tagelangen Beschwerden. In der Augenklinik habe ein Arzt gesagt, dass sie noch Glück hatte, weil ihre Brille einiges vom Spray abgefangen habe.
Das Gericht verurteilte die 41-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung in vier Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr - und zwar ohne Bewährung. Für die Ordensschwester war es die erste Gerichtsverhandlung. "Und hoffentlich auch die letzte", wie sie vor Gericht sagte. Das liege, so Richter Mark Kurzawski, nicht an ihm.
Denn Rechtsmittel ist bereits eingelegt, sodass sich die Beteiligten unter Umständen demnächst vor dem Landgericht wiedersehen.