Eigentlich ist klar: Auch Schüler und Kita-Kinder müssen nach der Reiserückkehr aus einem Risikogebiet in eine 14-tägige Quarantäne gehen oder einen negativen Coronatest nachweisen, bevor sie die Einrichtungen wieder besuchen. Ob sich allerdings jeder daran hält, und wie das gegebenenfalls zu kontrollieren wäre, ist nicht ganz klar. So ist es verständlich, dass sich Kita- und Schulleitungen Gedanken machen, wie sie achtsam mit dem Thema Corona und Ansteckungsgefahr umgehen können.
Verantwortung liegt bei den Eltern
"Da sind wir einfach auf die Vernunft und Verantwortung der Eltern angewiesen", sagt Andrea Zoller, Leiterin des Kindergartens Unsere Liebe Frau. Da es momentan keine einheitliche Lösung gibt, wie mit Reiserückkehrern umgegangen werden soll, hat sie für ihre Kita einen Zettel entworfen, auf dem Eltern unterschreiben, dass die Familie nicht in einem Risikogebiet Urlaub gemacht hat, kein Kontakt zu einem Corona-Infizierten bestand und, dass das Kind aktuell keine Krankheitssymptome zeigt. Das diene zur Absicherung, zum Schutz der Kinder und auch Erzieher, so Zoller.
Allerdings hat sie das Gefühl, dass die Eltern ihrer Kita-Kinder alle recht vernünftig sind, "wir gehen offen mit dem Thema um und kommen mit den Eltern ins Gespräch". Kehrt eine Familie aus einem Risikogebiet zurück, werde auch ein negativer Coronatest akzeptiert.
Auch Claudia Schlör, Leiterin der Kita St. Hildegard, setzt auf die Verantwortung der Eltern und einen vertrauensvollen Umgang miteinander. "Zudem weisen wir in unserem Elternbrief nochmal auf die Urlaubsrückkehr hin", sagt sie. Ein wenig bange ist ihr vor dem kommenden Herbst und Winter schon, zumal nun wieder der Regelbetrieb beginnt. "Wir müssen mit Achtsamkeit an das Thema rangehen", sagt sie. Wichtig seien vor allem die Hygienekonzepte und Abstandsregeln, "auch die Maskenpflicht, die für Eltern bei der Abgabe und Abholung ihrer Kinder besteht".
Schlörs Kindergarten macht bei der Studie "Wü-KiTa-CoV" mit - einer groß angelegten Studie an neun Würzburger Kitas, die von der Stadt, der Universität und dem Uniklinikum organisiert und durchgeführt wird. Mehr als 800 Kinder im Vorschulalter können daran teilnehmen. "Das ist für uns natürlich interessant und bietet auch ein Stück Gewissheit, inwiefern wir von Corona betroffen sind oder nicht." So werden die Kinder von St. Hildegard via Speichelprobe über die nächsten Monate regelmäßig auf Coronaviren untersucht.
Corona-Tests für die Lehrer
Klauspeter Schmidt, Schulleiter des Röntgengymnasiums, ist sich seiner Verantwortung bewusst. Mit einem extra ernannten Hygienbeauftragten ist er dabei, alles für den ersten Schultag vorzubereiten, nach den Hygieneregeln, die das Staatsministerium für Unterricht und Kultus auferlegt hat.
Für die Lehrer an der Schule haben deshalb bereits Reihentestungen begonnen, und auch einige Traditionen, wie ein Gottesdienst und eine Vollversammlung zum Schulbeginn, werden in diesem Jahr ausfallen. Froh ist Schmidt über die zweiwöchige Maskenpflicht im Unterricht, die in allen bayerischen Schulen gilt: "Dann müssen wir nicht darüber diskutieren, sondern können uns auf diese Regel berufen."
Gerade die ersten Wochen halte er für eine heikle Phase, sagt Schmidt: "Auch bei uns werden Schüler dabei sein, die vor kurzem noch in Spanien oder Kroatien waren." Spezielle Maßnahmen für den Umgang mit Reiserückkehrern gebe es an der Schule nicht, allerdings habe er schon jetzt einen Elternbrief verschickt, der über die Regeln am Röntgengymnasium informiert.
"Wichtig für die Schüler ist auf jeden Fall der Präsenzunterricht", betont Schmidt. Mit einem aufwändigen Konzept an seiner Schule – in dem genau aufgelistet wird, welcher Schüler mit wem in Gruppen zusammenarbeitet, will er eine komplette Schließung verhindern. Wichtig sei auch das Einbeziehen des Elternbeirats in die verschiedenen Maßnahmen.
Absolute Sicherheit gibt es nicht
Schulamtsdirektor Erwin Pfeuffer, der für alle Grund- und Mittelschulen in Würzburg zuständig ist, sieht dem Herbst mit gemischten Gefühlen entgegen. "Unsere Schulleiter haben dieses Jahr eine besonders große Verantwortung." Eigentlich, so seine Meinung, müsste es bezüglich der Reiserückkehrer schriftliche Erklärungen der Eltern geben, um der Fürsorge gerecht zu werden, aber das sei rechtlich nicht so einfach. Er appelliert an die Fürsorgepflicht jedes Einzelnen – auch im Hinblick auf die Hygieneregeln und die Einhaltung der Maskenpflicht. Absolute Sicherheit könne es nicht geben, sagt Pfeuffer. Umso wichtiger sei es, dass Lehrer, Schulleitungen und Eltern gemeinsam agieren.
Auch Dieter Schanzer, Schulleiter der David-Schuster-Realschule, hofft auf die Vernunft der Eltern. Noch vor Unterrichtsbeginn werde er in einem Schreiben auf die verpflichtende Quarantäne für Reiserückkehrer ohne negatives Testergebnis hinweisen. "Wissen kann ich natürlich nicht, wer wo im Urlaub war", sagt Schanzer. Auch hier liege es schlussendlich in der Verantwortung des Einzelnen, sich an die Vorgaben zu halten. Gleichzeitig hoffe er, dass auch die vorgeschriebene Maskenpflicht während des Unterrichts Corona-Infektionen verhindern wird, sagt Schanzer. "Aber ein gewisses Risiko besteht immer."