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Hochschulen: Kappen Uni Würzburg und FHWS jetzt alle Verbindungen nach Russland?
Die Forderung von Bayerns neuem Wissenschaftsminister ist deutlich: Zusammenarbeit mit Russland aussetzen! Wie intensiv die Kontakte von Uni und FHWS sind und wie es weitergeht.
Dieses vom ukrainischen Katastrophenschutz veröffentlichte Foto zeigt einen Brand in einem Fakultätsgebäude der Universität Charkiw nach einem russischen Raketenangriff.
Foto: Emergency Service Of Ukraine/PA Media/dpa | Dieses vom ukrainischen Katastrophenschutz veröffentlichte Foto zeigt einen Brand in einem Fakultätsgebäude der Universität Charkiw nach einem russischen Raketenangriff.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:00 Uhr

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland treffen auch Mainfrankens Hochschulen. Sie unterhalten vielfältige Verbindungen in beide Länder – sie sind vorerst unterbrochen. Diese Woche hat Bayerns neuer Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) alle Hochschulen aufgerufen, die Zusammenarbeit mit Russland auszusetzen.

"Wir müssen gegenüber Russland klare Kante auf allen Ebenen zeigen", wird Blume in einer Mitteilung zitiert. Denn: "Die russische Führung ist aus jeglicher Form der Kooperation ausgestiegen und versteht selbst die Wissenschaft nicht mehr als völkerverbindende Brücke."

Uni Würzburg: "Wissenschaftler sind Opfer, nicht Täter"

In einer ersten Erklärung am Abend des Angriffs hatte die Würzburger Universitätsleitung noch für einen Fortbestand der wissenschaftlichen Beziehungen mit russischen Partneruniversitäten geworben. Solche Kontakte dienten der Aufklärung, der Völkerverständigung und dem Frieden. Wörtlich hieß es: "Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen für die Krise anderswo zu verorten sind und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in beiden Ländern Opfer, nicht Täter sind."

Uni unterhält vier Partnerschaften in Russland

Mit vier Universitäten in Moskau, Sankt Petersburg und Samara hat die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) seit 2010 jeweils ein "Memorandum of Understandig" als Grundlage für die Zusammenarbeit unterzeichnet. Besonders intensiv ist die Kooperation mit Sankt Petersburg. Darüber hinaus arbeiten einzelne Fakultäten und Institute in Projekten mit russischen Partnern zusammen.

Doch die Lage hat sich während der ersten Kriegswoche verändert. Nun folgt die Uni der Linie von Staatsregierung, Deutscher Forschungsgemeinschaft und dem Akademischen Auslandsdienst (DAAD): Alle bestehenden Kooperationen würden ausgesetzt, teilt Uni-Sprecherin Esther Knemeyer Pereira auf Anfrage mit. "Insbesondere werden wir keine Dienstreisen von unseren Wissenschaftler:innen nach Russland genehmigen und unseren Studierenden von einem Studienaufenthalt in Russland abraten." Gleichzeitig erlaube man Wissenschaftlern und Studierenden aus Russland aber weiterhin, nach Würzburg zu kommen – nach Einzelfallprüfung. Man hoffe, auf diese Weise den persönlichen Dialog aufrechterhalten zu können.

Den Kontakt generell zu unterbrechen, erachtet die Würzburger Unileitung nicht für angemessen. Eine "beachtliche Gruppe" von russischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen habe sich öffentlich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. Soweit der Uni bekannt, halten sich derzeit keine Würzburger Wissenschaftler in Russland auf, auch nicht umgekehrt. Dies liege im wesentlichen an den Corona-Restriktionen.

Auch FHWS mit intensiven Kontakten nach Russland

Das gilt auch für die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS). Sie  unterhält offizielle Beziehungen mit sieben Universitäten in Moskau, Sankt Petersburg und Omsk. Vor allem in den Wirtschaftswissenschaften habe man bisher intensiv und erfolgreich zusammengearbeitet, sagt FHWS-Präsident Prof. Robert Grebner.

Doch bis auf weiteres sollen nun alle Kooperationen ruhen und überprüft werden. Die Zusammenarbeit erstreckt sich laut Grebner vor allem auf den Austausch von Studierenden und die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen. Aktuell sind 94 junge Leute aus Russland an der FHWS eingeschrieben, sie alle könnten normal weiterstudieren – das meiste lief zuletzt ohnehin nur digital.

Bayerischer Notfonds für Studierende aus der Ukraine

Und was ist mit den Studierenden aus der Ukraine? Derzeit sind es 73 an der Uni und 70 an der FHWS. Einzelne haben sich laut Grebner bereits an die Hochschule mit der Frage nach Jobs oder Förderungen gewandt, weil der Krieg ihnen eine Rückkehr in die Heimat unmöglich macht. Sie hatten mit einem kürzeren Aufenthalt in Deutschland gerechnet, zum Semesterende ist das Ersparte jetzt aufgebraucht.

Helfen soll hier der eigens vom Freistaat eingerichtete Notfonds "Ukraine-Krise" für Studium und Forschung. Betroffene können sich direkt an ihre Hochschulen wenden, diese rufen dann Mittel aus dem Fonds über das Wissenschaftsministerium ab. Uni und FHWS jedenfalls haben angekündigt, Studierende in Not möglichst unbürokratisch zu unterstützen, auch mit psychologischer Beratung. Anlaufstelle ist jeweils dasInternationale Büro.

 
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  • K. F.
    werter stefan och, ich denke sie haben die ganze problematik noch nicht verstanden oder verstehen wollen. sicherlich ist es schwierig, dass menschen, die in deutschland leben,von russland kommen, die hochschulen verbieten wollen. man weiß aber genau nur so kann man putin mitten in sein herz aus stein treffen. wenn alles gegen russland unternommen wird und dieser machttyran in die enge getrieben wird, vielleicht gibt er dann ja auch mal auf. ich befürchte aber, dass dieser irrgeleitete auf alles setzt, und ihm letztlich auch alle einschränkungen oder sonstigen drohungen vom westen und amerika scheiß egal sind. ich befürchte halt immer noch, dass es in der nächsten zeit noch zum schlimmsten kommt. er sagt sich: bevor ich krepiere, dann sollen noch millionen von menschen draufgehen! eine tyranei die keines gleichen kennt oder vor ein paar wochen noch nicht einmal in seinen schwärzesten vorstellungen geahnt hätte, dass so etwas teuflisches auf die westliche welt noch einmal zukommt.
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  • M. F.
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  • S. S.
    ich bin zutiefst schockiert so etwas überhaupt als realistisch in Augenschein zu nehmen.
    Die strukturelle Diskriminierung von russischen Bürgern, bei einer simultan anlaufenden zivilen wie staatlichen Förderung von ukrainischen Bürgern, welche diese strukturell in höchst einseitiger Weise bevorteilt.
    Und wie geht das eigentlich moralisch einher mit der Tatsache, dass Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine bis auf weiteres nicht verlassen dürfen -- sondern vielmehr für den Dienst an der Waffe herhalten müssen??
    Wo lebem wir hier eigentlich?!?
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  • J. N.
    Wo wir leben? In einer Welt, die von einem Diktator in Brand gesetzt wurde und der für unzähliges und unvorstellbares Leid in der Ukraine verantwortlich ist. Die Leute müssen dort zur Waffe greifen, weil sie überfallen werden. Jede und jeder, der sich von diesem Vorgehen nicht eindeutig distanziert, hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen.
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  • L. W.
    @ StefanOch

    Ich halte die Reaktion der Hochschulen für angemessen.

    Wer kann denn einem Wissenschaftler derzeit ernsthaft empfehlen nach Russland zu einem Studienaufenthalt zu reisen?

    Russische Wissenschaftler und Studenten sind doch immer noch willkommen aber eine staatlich organisierte Zusammenarbeit kann doch mit einem Staat, der von einem aggressiven Diktator geführt wird, nicht wirklich realistisch sein.
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