Drinnen in den Wartezimmern tummeln sich die Erkrankten und alle mit einem anderweitigen ärztlichen Anliegen, draußen vor der Tür stehen sich die möglichen Corona-Patientinnen und -Patienten die Füße in den Bauch: Die Hausärzte in der Region Würzburg sind spürbar überlastet. Die Folge: Manche Hausärzte nehmen aufgrund der überfüllten Praxen und des Ansturms von Menschen mit Erkältungssymptomen keine neuen Patientinnen und Patienten auf.
Praxisteam stößt täglich an die Belastungsgrenze
Einer der Hausärzte, die aktuell noch neue Patientinnen und Patienten aufnehmen, ist Dr. Hans-Jörg Hellmuth. In seiner Familienarztpraxis im Würzburger Stadtteil Lengfeld lässt er niemanden mit Erkältungssymptomen abblitzen: "Das ist mein Job, dafür habe ich die kassenärztliche Zulassung", erklärt der 54-Jährige. Auch wenn das bedeute, dass er und sein Praxisteam täglich an ihre Belastungsgrenze stoßen.
"Wir haben durch Corona 20 Prozent mehr Patienten, die sich mit Erkältungssymptomen bei uns melden", erklärt Hellmuth. "Wir übernehmen teilweise die Arbeit der Gesundheitsämter, weil dort die Kapazitäten für Tests und Kontaktnachverfolgung nicht ausreichend sind." Verunsicherte Patientinnen und Patienten würden sich an seine Praxis wenden, um bei Erkältungssymptomen eine mögliche Corona-Infektion auszuschließen.
Der Ansturm ziehe einen enormen Verwaltungsaufwand nach sich. "Wir arbeiten teilweise bis 21 oder 22 Uhr, um abzuarbeiten, was tagsüber angefallen ist." Dazu gehöre zum Beispiel auch die Koordination der einzelnen Termine. Alle nicht dringenden Termine versuche das Praxisteam aktuell nach hinten zu verschieben, um ausreichend Lücken für Menschen mit Erkältungssymptomen schaffen zu können.
Acht Stunden Arbeit in Schutzkleidung
Dr. Christian Pfeiffer führt seine Praxis in Giebelstadt gemeinsam mit seinem Bruder. Die beiden Geschwister teilen sich die Arbeit mit Infekt-Patientinnen und -patienten auf. "Wenn man acht Stunden in Schutzkleidung arbeitet, ist das sehr anstrengend." Die Möglichkeit der Abwechslung biete beiden Ärzten eine große Entlastung.
Trotzdem weiß er auch: "Die medizinischen Fachangestellten arbeiten in den Praxen momentan sehr viel und sehr hart." Die verschiedenen Patientengruppen müssten auseinandergehalten, Impfungen koordiniert und eine "wahnsinnige Telefonleistung" übernommen werden. Alles zusammen führe zu einem deutlich gestiegenen Arbeitsaufwand.
An der Belastungsgrenze sieht sich das Praxis-Team um die beiden Geschwister trotzdem nicht: "Unsere Praxis liegt im Raum Würzburg mit einer Inzidenz von circa 300. Andere Praxen in Inzidenzgebieten bis 1000 gehen auf dem Zahnfleisch." Davon sei man in Giebelstadt zum Glück noch weit entfernt, erklärt Pfeiffer, der auch unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes ist.
Aktuell versorge sein Team täglich rund 30 bis 40 Infektpatientinnen und -patienten. "Bei der Hälfte bis ein Drittel führen wir zusätzlich einen Corona-Test durch", erklärt der Arzt.
Aufgeschobene Arbeiten müssen nach Feierabend erledigt werden
In der Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin von Dr. med. Wolfgang und Elke Brosi in der Würzburger Innenstadt sieht die Lage ähnlich angespannt aus. "Wir sind nicht dafür gedacht, uns ständig in Schutzkleidung zu werfen und diese Tests durchzuführen", sagt Wolfgang Brosi im Gespräch. Das zusätzliche Testen sei neben der normalen Versorgung der Patientinnen und Patienten "wirklich lästig".
Bis spät nach dem Feierabend sitzt Brosi an seinem Schreibtisch und telefoniert aufgeschobene Dinge vom Tag ab. Für die hausärztliche Betreuung von Neupatienten habe seine Praxis aufgrund der drastischen Situation aktuell keine Kapazitäten mehr: "Wir schieben die nicht dringenden Arzttermine weiter."
"Normalerweise will ich doch kein Kind mit einem Schnupfen in meiner Praxis haben, aber aktuell müssen sie kommen, wenn die Kitas sagen, dass sie einen Test brauchen." Auch in seiner Praxis sei der Mehraufwand durch das Testen kaum mehr zu bewältigen, aber: "Wir haben ein ganz stringentes Vorgehen." Menschen mit Erkältungssymptomen bekämen einen Termin und würden dann in einem extra Schutzraum auf den Arzt warten.
Nach jedem Patienten werde der Raum desinfiziert und die Schutzkleidung gewechselt. "Das hält natürlich auf", sagt Brosi. Neben den Impfungen, der Behandlung normaler Infekte und anderer Krankheiten sei der zusätzliche Aufwand für das Testen zu hoch. Eine Verbesserung der aktuellen Situation von Hausärzten sieht Brosi mittelfristig nicht: "Es wird jetzt sehr ungemütlich. Ich denke, da stehen uns noch einige sehr harte Wochen bevor."
Wir in den Kitas, so lese ich es aus diesem Text, sind also dran schuld dass so viele Eltern mit den Kindern in Ihre Praxen kommen?
Ja geht’s noch?
Wir halten uns wie auch die Tagesmütter NUR an die Vorgaben welche uns aus München auferlegt werden!!
Dies müsste einem Arzt der Vorstandsmitglied vom TrägerVerein einer Kita ist, doch eigentlich bekannt sein?! Oder Irre ich da?
Aber entweder werden wir vergessen oder an den Pranger gestellt!
Es macht mich als Leitung traurig und wütend und ich habe so überhaupt kein Verständnis für solch eine Aussage!
Brandenburgs MP Woidke sagt: Krankenhäuser müssen mehr Impfangebote machen, Impfstationen aufgebaut werden, mehr mobile Teams losgeschickt werden. Wo sollen diese Ärzte und Personal herkommen?
Wissen diese Politiker noch was los ist oder sind sie nur mit Interviews und Talkshows beschäftigt?
Die sind weiter von der Realität weg als der Mond.
Bitte nicht ihnen den „Buhmann“ zuschieben….
(Bin selbst Tagesmutter und Mutter dreier Schüler)
Hat mich damals schon gewundert, da die meisten Hausärzte Aufnahmestop melden.
Wie sollten diese zig Millionen Impfungen neben dem normalen Tagesbetrieb. funktionieren?
Politik und Kommunen nahmen diese Kostenentlastung dankbar an.
Ich (Ü70)habe mich vor Wochen, 5 Monate nach Impfung, auf die Warteliste setzen lassen
jetzt Terminangebot im Januar, fast 8 Monate nach Impfung.
Und die Stiko redet immer noch von Ü70 und 6 Monate.
Nicht nur die Politik macht Fehler
Aber Sie hatten Glück, über 100 wurden in Hettstadt am Nachmittag nach Hause geschickt.
https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-impfung-booster-1.5454697