Mitte Dezember überraschte die Meldung: Der schwedische Investor EQT will die va-Q-tec AG übernehmen. Geplant ist, das Würzburger Unternehmen aufzuspalten und Teile des Geschäfts mit dem schwedischen Containerspezialisten Envirotainer zu fusionieren.
Firmengründer Joachim Kuhn hat mit speziellen Dämmplatten, sogenannten Vakuum-Isolationspaneelen, einen Hightech-Pionier aufgebaut. Weltweit betreibt va-Q-tec Kühlcontainer-Transportketten. Im Interview erklären der Firmenchef und Matthias Wittkowski, Partner bei EQT, die Hintergründe der angedachten Übernahme.
Joachim Kuhn: Die Übersetzung müsste ich googlen, soweit reichen meine Fremdsprachenkenntnisse nicht. Wahrscheinlich erfinden wir gerade ein neues Wort: Was wir planen, ist eine Teil-Eheschließung: Teile unseres Geschäfts, genauer gesagt die temperaturkontrollierten Logistiklösungen für die Pharmabranche, wollen wir mit der schwedischen Firma Envirotainer zusammenlegen. Envirotainer ist weltweit tätig im Geschäft mit Containern, die die Temperatur aktiv kontrollieren - beispielsweise bei temperaturempfindlichen Medizinprodukten. In diesem Geschäft von Temperaturketten für die Pharmabranche ergänzen wir uns sehr gut. Die anderen Bereiche des Unternehmens werden auch nach der geplanten Übernahme in der Hand von va-Q-tec bleiben. Unter "va-Q-tec 2.0" werden wir wie bisher an energieeffizienten Innovationen arbeiten, beispielsweise für industrielle Anwendungen oder Kühlketten in der Lebensmittelindustrie.
Joachim Kuhn: Wir sind mit unserer Technologie ein wichtiger, weltweit tätiger Anbieter und wollen auch in Zukunft wachsen. Für diesen Schritt brauchen wir einen finanzstarken, unternehmerischen Partner, mit dem wir va-Q-tec erfolgreich weiterentwickeln können. Dafür ist EQT der ideale Partner.
Matthias Wittkowski: EQT investiert als unternehmerischer, langfristig orientierter Partner in Branchen und Unternehmen, die nachhaltige Wachstumspotenziale versprechen. va-Q-tec ist eine Erfolgsmarke made in Unterfranken, die energieeffiziente Lösungen anbietet und dadurch CO2-Emissionen reduziert. Wir verfolgen den Weg des Unternehmens schon lange. Seit etwa zwei Jahren bin ich mit Herrn Kuhn im Austausch, gemeinsam sehen wir noch viel Entwicklungspotenzial.
Wittkowski: Unser Übernahmeangebot ist mit einer Kapitalerhöhung von 35 Millionen Euro verbunden. Geld, das unter anderem in die Entwicklung von Vakuum-Isolationspaneelen investiert werden kann und hilft, neue Anwendungsfelder zu erschließen.
Kuhn: Mit der Neuausrichtung, unabhängig von der Börse, werden wir uns umstrukturieren. Wir werden nicht die Hände in den Schoß legen, sondern weiter Thermoboxen entwickeln, bauen und verkaufen. Letzteres dann zukünftig auch an Envirotainer, quasi unsere Schwesterfirma. Wir wollen uns weiterentwickeln und ich werde weiter Geschäftsführer der "va-Q-tec 2.0" sein.
Kuhn: Wer heute in unserer Halle in Würzburg Vakuumpaneele fertigt, macht das auch in Zukunft hier. Es wird wahrscheinlich zwei Firmenlogos geben, aber die Mitarbeiter parken weiter auf dem gleichen Parkplatz, gehen durch die gleiche Eingangspforte, arbeiten wie gewohnt in ihren Bereichen, an den vertrauten Maschinen und Hallen. Wir werden infolge der Transaktion keinen Würzburger Arbeitsplatz irgendwo anders hin verlagern oder betriebsbedingt kündigen. Das gleiche gilt für unseren Standort Kölleda in Thüringen.
Wittkowski: Wir investieren langfristig in ein Unternehmen und damit ganz konkret auch in die Arbeitskräfte, die das Unternehmen tragen. Unsere Wachstumspläne gehen langfristig nur auf, wenn wir mehr statt weniger Fachkräfte beschäftigen, sei es in der Produktion, im Marketing oder im Vertrieb.
Kuhn: Nein, da wird es keinen Kurswechsel geben. Dieses Engagement ist uns weiter wichtig, weshalb wir daran festhalten. Auch die Blaue Halle auf unserem Firmengelände wird weiter als Theaterspielstätte zur Verfügung stehen. Aktuell bin ich mit dem Mainfranken Theater Würzburg in Gesprächen über eine Vertragsverlängerung. Wir werden unsere Zusammenarbeit fortsetzen.
Wittkowski: Wir machen ein hochattraktives Angebot für die freien Aktien. 26 Euro pro Aktie, ein Wert in etwa doppelt so hoch wie in den Monaten vor Bekanntgabe der Übernahme. Bis zum 16. Februar haben alle Aktionäre die Möglichkeit, das Angebot anzunehmen. Wenn das Angebot erfolgreich ist, soll va-Q-tec von der Börse genommen werden. Dann hätten die verbleibenden Aktionäre nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Handeln. Über die Details der Abwicklung informiert die depotführende Bank. Wir haben auch eine Website mit Details zur Offerte eingerichtet. In der kommenden Woche kommt nochmal eine Postkarte mit den wichtigsten Erklärungen und der Nummer der Aktionärshotline für Rückfragen.
Wittkowski: Ich bin fest davon überzeugt, dass es klappt.
Kuhn: Das ist wohl eine der höchsten Prämien auf den Aktienkurs, den es je in der Bundesrepublik gab. Wir haben etwa 14.600 Briefe verschickt, in denen wir allen Aktionären erklären, was unsere Pläne sind und wie unsere weitere Entwicklung von dieser Übernahme abhängt.
Wittkowski: Das ist aktuell noch ein geringer Anteil. Erfahrungsgemäß nehmen sich Aktionäre die Zeit, über das Angebot nachzudenken und verkaufen erst gegen Ende der Frist.
Wittkowski: EQT hat verschiedene Investoren auf der ganzen Welt. Mubadala ist ein langjähriger Partner, der unsere Investmentphilosophie teilt und daran interessiert ist, dass va-Q-tec sich weiter positiv entwickelt.
Kuhn: Als Aktionär weiß ich in den seltensten Fällen, in welche Hände meine Aktie nach dem Verkauf über die Börse wandert. Bei dem Übernahmeangebot ist das transparent und die Aktien werden meiner Meinung nach in guten Händen sein. Der Staatsfonds aus Abu Dhabi findet das Themenfeld so spannend, dass bereits signalisiert wurde, auch die Bereiche von "va-Q-tec 2.0" zu unterstützen.
Den Blick nach vorne gerichtet: Wie sieht die Planung für die nächsten Jahre aus?
Kuhn: Spätestens das Jahr 2022 hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig Energie und energieeffiziente Lösungen sind. Thermik, sprich Raumwärme, Prozesswärme in der Industrie oder Kühlung machen einen Großteil des Energiebedarfs in Deutschland aus. Deshalb werden unsere Innovationen mehr denn je gefragt. Beispiel: Foodlogistik, hier wollen wir bei den Transportketten weiter an Lösungen arbeiten. Schon jetzt nutzen viele Bäckereien, auch hier in der Region, unsere Kühlboxen, um Teigrohlinge konstant gefroren zu transportieren. Da gibt es noch ganz viele Anwendungsfelder.