Blaues Licht flutet die große Halle und vermittelt unmittelbar nach dem Betreten theatralische Stimmung. Eine Bühne, Tribüne, Scheinwerfer und Einweiser am Eingang verwandeln die reine Veranstaltungshalle in eine neue ungewöhnliche Spielstätte des Mainfranken Theaters: die Theaterfabrik Blaue Halle auf dem Gelände der va-Q-tec AG in der Dürrbachau. Ehrengäste wie Stadtrats- oder Fördervereinsmitglieder stehen schon in der Schlange, gespannt, wie die neue Außenspielstätte aussehen wird. Das Große Haus im Bestandsgebäude an der Theaterstraße ist aufgrund seiner Sanierung für das Publikum geschlossen und das neue Kleine Haus im Erweiterungsbau wird im Laufe der Saison eröffnet. In der Theaterfabrik Blaue Halle findet ein Großteil der Produktionen ab sofort seine Bühne. Am Donnerstag wurde sie feierlich eröffnet.
Coronabedingter Mindesabstand
Zwei Jahre Arbeit stehen hinter den Verantwortlichen - von den ersten Gesprächen bis hin zum Umbau und Verwandlung zur neuen Übergangs-Außenspielstätte. Im Beisein des Würzburger Oberbürgermeisters Christian Schuchardt, Kulturreferenten Achim Könneke sowie des va-Q-tec Gründers und Vorstandsvorsitzenden Joachim Kuhn nahmen Intendant Markus Trabusch und Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey die neue Ausweichspielstätte für kommende Theaterproduktionen in Betrieb. Gemäß des coronabedingten Mindestabstandes fanden die Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft Platz auf der neuen Zuschauertribüne.
Als kleine Einweihung der neuen Bühne mit Publikum brillierten Sopranistin Ilia Papandreou und Solorepetitorin Silvia Vassallo Paleologo in der Arie "Dich, teure Halle, grüß' ich wieder" aus Wagners Oper Tannhäuser. "Augenzwinkernd" habe man dieses Stück ausgewählt, bemerkt Intendant Markus Trabusch in seiner Ansprache. "Als Intendant darf ich stolz und dankbar sein", sagt er außerdem zur Eröffnung und bedankt sich bei allen Beteiligten. "Ab jetzt dürfen wir alle gespannt darauf sein, wie wir die Theaterfabrik auch künstlerisch erobern können."
Wegen Corona nur 130 Zuschauer in der Halle
Die Theaterfabrik bietet Platz für 500 Zuschauer, Bühne, Orchestergraben und Zuschauertribüne. Wegen der Corona-Pandemie dürfen momentan jedoch lediglich 130 Besucher in die Halle kommen. Hinter der Bühne befinden sich außerdem Backstage-, Lager- und Werkstattbereiche des Theaters. Denn während Theaterbesucher im Grunde nur die Bühne und die Künstler zu sehen bekommen, spielt sich hinter dem Vorhang noch viel mehr ab: Maske, Malsaal, Requisiten- und Plastikerwerkstatt. Direktor Dirk Terwey blickt auf die zurückliegenden Monate: "Wir haben hier einen Ort für unser Theater gefunden, der auf uns gewartet hat. In der Blauen Halle haben wir nun eine komplette Theaterinfrastruktur neu geschaffen." Er freut sich, denn "endlich können wir wieder Theater spielen!" Die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Tanzender Schäfer für Joachim Kuhn
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der va-Q-tec AG sei dabei "ein Glücksfall", so Oberbürgermeister Christian Schuchardt. "Es bedarf genau dieses Gründergeistes, um Innovatives auf den Weg zu bringen. Ein Theaterbetrieb, der mit einer Spielstätte in einem Produktionsbetrieb eines mittelständischen Unternehmens startet, das ist sehr außergewöhnlich und einzigartig." In besonderer Anerkennung überreichten Schuchardt und Achim Könneke den Tanzenden Schäfer der Stadt Würzburg an Joachim Kuhn.
Als Abschluss zeigte die Sopranistin Silke Evers mit "Augelletti, che cantate" aus Händels Rinaldo ihre gewaltige Stimmkraft. Begleitet wurde sie von den Flötisten des Philharmonischen Orchesters Würzburg Corinna Döring und Young-Zoo Ko-Albers mit Pauline Floréani und Silvia Vassallo Paleologo am Klavier. An diesem Freitag gibt es dann mit Dürrenmatts "Die Physiker" die erste Premiere in der Theaterfabrik.