"Die Situation ist leider unverändert", sagt Andreas Schmitt, einer der Geschäftsführer des Rock Inn zum aktuellen Sachstand im Streit mit dem Vermieter der Würzburger Boulderhalle. Ein Investor aus der Region hatte die Halle im Frühjahr gekauft und dem Rock Inn überraschend den bis 2050 geltenden Mietvertrag gekündigt. Die Betreiber sprechen davon, dass der neue Eigentümer sie mit unschönen Methoden aus der Halle in der Ohmstraße drängen wolle. Der Grund: Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wollte mit dem Investor dort eine Rettungswache und die BRK-Geschäftsstelle bauen.
Der Johanniter-Unfallhilfe und dem Institut für pädagogische Weiterbildung wurde auch gekündigt
Das Rock Inn ist in dem Gebäudekomplex nicht der einzige Mieter, der gehen soll. Auch der Johanniter-Unfallhilfe wurde mittlerweile fristlos gekündigt. Die Johanniter nutzen Lagerflächen für Material des Katastrophenschutzes. Uwe Kinstle, Mitglied des Regionalvorstands Unterfranken der Johanniter, bestätigt das. "Wir haben keine Lust, uns zu streiten, und sind schon dabei, die 20 Paletten in ein Lager nach Schweinfurt zu bringen", sagt er.
Birgit Balzert, Geschäftsleiterin des Instituts für pädagogische Weiterbildung, Kinder- und Jugendarbeit, weiß dagegen nicht, wo sie auf die Schnelle in Würzburg eine Alternative finden soll. Der Verein bietet seit 31 Jahren Seminare und Weiterbildungen für Kitas, Krippen, Horts und andere Einrichtungen der Region an. "Die Räume in der Ohmstraße haben wir komplett selbst renoviert und gestaltet und dazu vor zehn Jahren unsere gesamten Ersparnisse investiert," sagt Balzert. Durch die Kündigung sieht sie die pädagogische Arbeit mit jährlich rund 2000 Teilnehmern gefährdet.
Mittlerweile haben sich mehr als 32.500 Menschen in einer Online-Petition für das Rock Inn eingesetzt. Auch die Grünen sowie die ÖDP solidarisieren sich mit den Betreibern der Boulderhalle. Angesichts des eher dünnen Angebots für Jugendliche in vielen Stadtteilen sei eine solche Halle wichtig, schreibt ÖDP Kreisvorsitzender Thomas Lang in einer Pressemitteilung.
Das BRK will einen Imageschaden vermeiden
Der öffentliche Druck zeigt offensichtlich Wirkung: Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hält nicht mehr an den Plänen in der Ohmstraße fest. BRK-Kreisvorsitzender und Landrat Thomas Eberth will zwar (noch) nicht die Schlagzeile "Das BRK zieht sich zurück" lesen, weil er den Verband im Mietstreit zwischen Boulderhalle und Eigentümer weder als das Problem noch als die Lösung sieht. Es sei dazu auch nicht seine eigene Entscheidung, die Pläne aufzugeben, sondern die des 20-köpfigen Vorstands, der sich im September wieder treffen wird, sagt er.
Eberth und BRK-Geschäftsführer Oliver Pilz sprechen aber mittlerweile in der Vergangenheitsform über eine Rettungswache in der Ohmstraße. "Es wäre schön gewesen . . . ", gibt Pilz zu. "Die Halle steht nicht zur Verfügung, damit ist das für mich erst einmal erledigt", sagt Eberth. Und er gehe auch nicht davon aus, dass im Vorstand eine andere Entscheidung getroffen wird. Denn der BRK-Kreisverband möchte nicht, dass ein "G'schmäckle" bleibt oder ein Imageschaden für das Rote Kreuz entsteht. "Wir werden uns nicht gegen die Stadt und die Öffentlichkeit stellen."
BRK möchte am liebsten alle Bereiche an einem zentralen Standort haben
Das BRK sucht seit zehn Jahren schon einen geeigneten Standort für eine neue Rettungswache im Stadtgebiet, wo am liebsten auch Geschäftsstelle und andere Bereiche zentral untergebracht werden können. "Wir haben keine Eile, sind aber auch schon oft enttäuscht worden", sagt Eberth und zeigt beispielsweise konkrete Pläne für ein Grundstück in der Nürnberger Straße. Die Umsetzung sei dann aber am Baupreis gescheitert.
Als Alternative schlägt Raimund Binder, Vorsitzender der ÖDP-Fraktion im Würzburger Stadtrat, jetzt das Faulenbergareal vor. "In unmittelbarer Nachbarschaft zum Technischen Hilfswerk, das ja wohl hier angesiedelt wird, ist der Standort ideal. Er ist verkehrstechnisch sehr gut erschlossen und da das ganze Areal neu beplant wird, gibt es noch viele Möglichkeiten", so Binder.
Wäre die Faulenberg-Kaserne eine Alternative für das BRK?
"Das Faulenberg-Areal wäre gut geeignet", sagt Pilz. Die Stadt Würzburg wisse seit Jahren, "dass wir Interesse an dem Areal haben". Allerdings wird seit über 20 Jahren überlegt, was man mit dem 13 Hektar großen Gelände, das der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gehört, anfangen soll. Viel Hoffnung haben Pilz und Eberth deshalb nicht, dass es schnell als Standort für ihre neue Rettungswache zur Verfügung stehen könnte.
Auch die Zukunft der Boulderhalle bleibt offen: Gibt der Vermieter jetzt nach und kommt mit dem Rock Inn als Mieter klar? Oder streitet er weiter? Gegenüber der Redaktion hatte er angekündigt, es gebe außer dem BRK noch andere Interessenten an der Halle und dieser Redaktion hat er noch vor wenigen Tagen mitgeteilt, er sei "fest entschlossen", die Kündigung des Mietvertrags konsequent umzusetzen. "Wir wollen auf jeden Fall bleiben und werden uns gegen die Kündigung zur Wehr setzen", sagt Rock Inn-Betreiber Schmitt.
https://www.change.org/p/keep-on-rockinn-das-rock-inn-muss-bleiben
Ich werde das Gefühl von Vetternwirtschaft nicht los.