
Mit künstlichen Bäumen will die Stadt Würzburg ihre Luft verbessern. Drei City Trees sollen 2019 an Straßen aufgestellt werden, in denen viel Verkehr herrscht und die Luft schlecht ist. Der Vorschlag kommt von Stadträten aller Parteien und Gruppierungen. Die "Stadtbäume" bestehen aus einem etwa drei Meter großen Betonsockel mit Wassertank und Sitzbank sowie einer vier Meter hohen Wand, die mit Moos bepflanzt ist. Laut Herstellerangaben wäre Würzburg dann derzeit die einzige bayerische Stadt mit Kunstbäumen. Bei der Würzburger Landesgartenschau wurden im Sommervier Exemplare ausgestellt.
Würzburg ist die Stadt in der Region mit den höchsten Feinstaub- und Stickoxid-Belastungen. Um diese zu senken, wird seit gut einem Jahrmit dem" Green-City-Plan" ein Konzept für umweltfreundliche Mobilität erarbeitet. Auch eine Umweltzone mit Fahrverboten steht seit langem für die Stadt im Raum. Am Dienstag, 18. Dezember, hat zudem die Deutsche Umwelthilfe (DUH) angekündigt, eine Klage für ein Diesel-Fahrverbote in Würzburg prüfen zu lassen.
Derweil will der Würzburger Stadtrat neue Wege ausprobieren. "Die City-Tree-Element sind geeignet, Stickoxid, Feinstäube und Kohlendioxid aus der Luft zu filtern", schreiben Stadträte in einem interfraktionellen Antrag. Die sechs Quadratmeter große "Konstruktion zur Luftverbesserung", wirke außerdem kühlend auf das Stadtklima.
Die Kommunalpolitiker übernehmen die Argumente der Berliner Herstellerfirma Green City Solutions. Diese bewirbt den City Tree als "Bio-Tech-Filter", der "nachweisbar die Luftqualität verbessert". Bis vor kurzen erklärte das Startup sogar, dass ein City Tree 275 Bäume ersetzen könne. Diese Behauptung hatte vor einigen Wochen ein Botaniker der Universität Würzburg in einem Interview mit dieser Redaktion widerlegt. Inzwischen hat die Firma diese Zahlen von ihrer Homepagegenommen.
Aber wird überhaupt etwas durch die Konstruktion besser? Auf Nachfrage räumt die Firma ein, dass die Reduzierung von Stickoxid nicht in Freilandversuche nachgewiesen wurde. Aber die von Feinstaub. Denn Moose haben die besondere Eigenschaft, dass sie Feinstaub aus der Luft aufnehmen können. Das wurde im Labor nachgewiesen.
Deshalb werden die kleinen Pflanzen seit ein paar Jahren als grüne Wunderwaffe gegen die schädlichen Partikel gehandelt. Laut City Tree-Hersteller ist ihre Erfindung "der weltweit erste Bio-Tech-Filter zur nachweisbaren Verbesserung der Luftqualität". Feldversuche hätten ergeben, dass City Trees Feinstaub in der direkten Umgebung um 23 Prozent reduzieren.
Umweltbundesamt und Bayerisches Landesamt für Umwelt bestreiten Wirkung
Die zuständigen Fachbehörden sagen etwas anderes. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) erklärt auf Anfrage, dass City Trees Feinstaub nicht nennbar reduzieren. "Nach uns vorliegenden Informationen wurden mehrere Studien zur Feinstaubentnahme durchgeführt, bei denen aber keine wesentlichen Minderungen erzielt werden konnten", so eine Sprecherin des LfU.
Das Umweltbundesamt in Dessau sagt das gleiche. "Mir sind keine nachvollziehbaren Nachweise für eine nennenswerte Reduzierung von Luftschadstoffen durch City Trees bekannt", sagt Marcel Langner. Der Fachmann nennt eine einfache Erklärung dafür: "Nur ein sehr geringer Teil des Luftvolumens kommt mit den Moosen überhaupt in Berührung." Denn in Städten fehle es an Wind, der konstant verschmutzte Luft an die relativ kleine Moosfläche weht.
"Um Luftschadstoffe zu reduzieren gilt es Aktivitäten zu vermeiden, die diese freisetzen“, sagt Langner, der beim Umweltbundesamt für Grundsatzfragen der Luftreinhaltung zuständig ist. "Bislang gibt es keine effiziente Alternative zu diesem Ansatz."
Zustimmung aus dem Würzburger Rathaus
Der Würzburger Umweltreferent Wolfgang Kleiner unterstützt den Antrag des Stadtrats. "Ich bin zwar skeptisch, ob sie die Luft reinigen", sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. "Aber City Trees können ein Beitrag zur Stadtbegrünung sein, ähnlich wie Fassadenbegrünung." Steuergeld will Kleiner allerdings nicht für die künstlichen Bäume ausgeben.

Anschaffung und Aufstellung der drei "Kunstbäume" sollen laut Green City Solutions private Sponsoren zahlen. Wie viel ein Exemplar kostet, verrät die Firma nicht. 30000 Euro pro Stück sollen es laut Medienberichte sein.Die jährlichen Wartungskosten werden mit 4500 Euro pro Baum angegeben. In Würzburg sollen auch dafür Unternehmen, unter anderem die Sparkasse Mainfranken und das Autohaus Spindler, aufkommen. Moose und die Technik der Wand müssen gepflegt werden. Sie verbrauchen zwischen zwei und vier Kilowattstunden Strom für den Betrieb von Sensoren und Ventilatoren und zwischen 50 und 100 Litern Wassern pro Tag. An heißen Tagen bis zu 300 Litern.
Der Stadtrat wünscht sich, dass die "vertikalen Pflanzendisplays" in drei stark mit Verkehr belasteten Straßen aufgestellt werden. Sie sollten keine Bäume ersetzen, sondern als eine Möglichkeit getestet werden, "um Luftqualität und Stadtklima in Würzburg nachhaltig zu verbessern, auch dort wo sonst keine Begrünung möglich ist", heißt es im Antrag der Stadträte. Momentan überprüft die Verwaltung die Eignung der Standorte. Anfang des kommenden Jahres will der Stadtrat beschließen, dass die Bäume ein Jahr lang aufgestellt werden.
Es geht hier nicht um Bäume aus Beton, das ist auch der Mainpost klar. Es geht um Mosswände, die die Luft reinigen sollen. Diese sind in einen stabilen Rahmen gebettet, fertig.
Auch lässt sich aus den Expertenaussagen nicht folgern, dass Mosswände nichts bringen. die Frage ist nur, die Wirkung wie vieler Bäume sie erreichen können.
Liebe Mainpost, ich bin besseres von euch gewöhnt und erwarte das auch.
ironie aus
Das es sich nicht um Betonbäume handelt sonder um Betonklötze die mit Moos bestückt sein werden, sieht sogar ein Blinder.
Mir freundlichen Grüßen aus Schilda
für ein Baum könnte man locker 5-6 Toiletten in den Schulen wieder herrichten.
man könnte drüber lachen
wenns nicht so ernst wäre...
Nachverdichtung sollte mir einer Aufwertung der Grünflächen einhergehen. Nicht alle sind von hoher Qualität.
Betonbäume....man könnte lachen wenn's nicht so traurig wäre.
Anderer Vorschlag: verbietet doch den Landkreisbewohnern im Sommer die Heizungen und die Motoren ihrer Autos jemals abzustellen - Viola! - schon ist die Luft in der Stadt besser als auf dem Land! Ziel erreicht, oder etwa nicht?