Es gibt Neuigkeiten zum heißen Thema Luft in Würzburg. Zum einen wurden 2017 erstmals seit Beginn der Messung die Grenzwerte für Stickoxide (NOx) am Stadtring Süd knapp eingehalten – und damit steht überraschenderweise die Umweltzone in Frage. Zum anderen sollen die Würzburger Bürger dabei helfen, die Luftqualität zu verbessern.
Besseres Klima und neue Technik
Wie Umweltreferent Wolfgang Kleiner im Umwelt- und Planungsausschuss am Dienstag erklärte, waren 2017 auch die Stickoxidwerte in Theater- und Grombühlstraße etwas besser – über den Grenzwerten ist man hier aber immer noch.
Ursache für die Verbesserung war zum einen das im vergangenen Jahr günstige Klima. Aber laut Kleiner zeigen auch allgemeine technische Verbesserungen sowie lokale Maßnahmen Wirkung. So wurde 2016 der Stadtring für Lastwagen teilweise gesperrt.
Konsequenzen hat die leichte Verbesserung von 42 auf 38 Mikrogramm Stickstoffoxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel am Stadtring für die Umweltzone. Diese will die Stadtverwaltung seit 2014 einführen, um durch den Ausschluss von Fahrzeugen oberhalb einer bestimmten Abgasnorm die Schadstoffbelastung in einigen Bereichen der Stadt zu verringern.
Umweltzone wird neu bewertet
Für die Umweltzone und andere Maßnahmen im Luftreinhalteplan ist die Regierung von Unterfranken zuständig. Diesen muss die Stadt aufstellen, weil in Würzburg die Grenzwerte für bestimmte Luftschadstoffe regelmäßig überschritten werden.
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt Regierungssprecher Johannes Hardenacke, dass die Regierung aufgrund der aktuellen Einhaltung der Stickoxid-Grenzwerte am Stadtring Süd die Einführung der Umweltzone neu bewerten müsse.
Der Umweltreferent äußerte dafür im Ausschuss Verständnis. Seit der Beantragung der Umweltzone 2014 hätten sich einige Rahmenbedingungen verändert. Deshalb sei der gewünschte Reduzierungseffekt bei Luftschadstoffen heute eventuell niedriger, als vor vier Jahren gedacht. „Das muss die Regierung fachlich prüfen“, meint Kleiner.
Stadträte der Grünen und der SPD äußerten andere Ansichten. „Wenn die Umweltzone nicht kommt, wäre das eine Steilvorlage für eine Klage“, meinte Silke Trost (Grüne). Eigentlich sollte die Umweltzone 2018 eingeführt werden. Auch das Aktionsbündnis „Gemeinsam für ein lebenswerte Würzburg und sein Umland“ will für eine Umweltzone kämpfen.
Was die Klage am Verwaltungsgerichtshof mit Würzburg zu tun hat
Gefallen fanden alle Fraktionen im Ausschuss an einer neuen Maßnahme zur zügigen und nachhaltigen Verbesserung der Luft: Für rund 350 000 Euro aus Bundesmitteln stellt die Stadt einen „Green-City-Plan“ auf, in dem Maßnahmen gebündelt werden, die den motorisierten Verkehr in der Stadt verringern. Auch 40 andere deutsche Städte mit hoher Luftverschmutzung gehen diesen Weg.
Externe Berater von Hochschulen und Fachbüros werden dazu sowohl bereits laufende Maßnahmen wie den Ausbau von Radwegen, Carsharing oder Mobilstationen als auch neue Konzepte anderer Städte bewerten: Wie schnell ist die Idee umsetzbar, was kostet sie und wie viele Schadstoffe lassen sich so einsparen?
Auftakt am 8. März
Im Juli beschäftigt sich der Stadtrat mit dem Plan. Zuvor sollen aber die Bürger ihre Ideen einbringen: Das ist auf der Homepage der Stadt Würzburg unter dem Schlagwort Green-city bis Donnerstag, 1. März, möglich. „Über 500 Menschen haben bereits mitgemacht“, erklärte Marianne Pfaffinger vom „Green City Projekt“, eine Münchner Agentur, die Kommunen bei Umweltprojekten berät, im Ausschuss.
Geplant sind außerdem Workshops und eine öffentliche Auftaktveranstaltung am 8. März im Friedrich-Koenig-Gymnasium.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt hofft, dass sich viele Bürger beteiligen: „Der Green-City-Plan wird vorhandene Instrumente mit innovativen Maßnahmen kombinieren. So erreichen wir nicht nur eine bessere Luftqualität, sondern auch eine auf Würzburg maßgeschneiderte zukunftsorientierte Mobilität. Ich kann Sie daher nur ermuntern: Gestalten Sie diese wichtigen Themen in Ihrer Stadt mit.“