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Würzburg
Würzburg: Wie ein US-General 1980 vor einer Entscheidung über Leben und Tod stand
US-Generalleutnant Sam Wetzel, der jetzt 91-jährig starb, war 1980 mit einer Geiselnahme in den Leighton Barracks konfrontiert. Sollten deutsche Polizisten schießen?
Der US-Generalleutnant Sam Wetzel war 1980 mit einer Geiselnahme in den Leighton Barracks konfrontiert.
Foto: Chris Henson | Der US-Generalleutnant Sam Wetzel war 1980 mit einer Geiselnahme in den Leighton Barracks konfrontiert.
Roland Flade
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:06 Uhr

Im Alter von 91 Jahren ist im amerikanischen Bundesstaat Georgia Sam Wetzel gestorben. Der ehemalige Generalleutnant der US Army war zeitweise als Kommandeur der 3. US-Infanteriedivision in den Leighton Barracks Würzburg tätig. Hier hatte er 1980 eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen: Sollte er deutschen Scharfschützen erlauben, auf einen amerikanischen Geiselnehmer zu schießen, der die Bank in den Leighton Barracks überfallen hatte?

Wetzel kam 1930 im US-Bundesstaat West Virginia zur Welt. Er absolvierte die Militärakademie West Point und führte Truppen in Korea und Vietnam. In den 70er-Jahren wurde er nach Europa versetzt und diente 1978 und 1979 als Stabschef des Oberkommandierenden der NATO-Truppen, Alexander Haig. Anschließend kam er mit seiner Familie nach Würzburg, wo er die 3. US-Infanteriedivision, die sogenannte Marne Division, von deren Hauptquartier in den Leighton Barracks aus kommandierte.

Schwerbewaffnete US-Soldaten riegelten die Bank ab

Ganz in der Nähe des Hauptquartiers überfiel am Morgen des 30. Juni 1980 ein 39-jähriger US-Soldat die amerikanische Bank in einem Anbau am Tower, die heutige Hubland-Zweigstelle der Stadtbücherei. Da Zahltag war, vermutete er wohl, besonders reiche Beute machen zu können. Der Soldat, der eine entsicherte Pistole in der Hand hielt, nahm zwei Geiseln und drohte diese und sich selbst zu töten. Es entspann sich eine stundenlange aufreibende Zitterpartie.

Schwerbewaffnete US-Soldaten riegelten die Bank ab und das Spezialeinsatzkommando (SEK) Mittelfranken der Bayerischen Landespolizei wurde alarmiert. Unterdessen mussten die vom Geiselnehmer geforderten 1,4 Millionen Dollar, die in Würzburg nicht vorhanden waren, aus den Banken anderer US-Standorte herbeigeschafft werden. Am Abend ließ der Täter eine der Geiseln frei.

US-Soldaten bei der Geiselnahme 1980 in den Leighton Barracks in Würzburg.
Foto: Silvio Galvagni | US-Soldaten bei der Geiselnahme 1980 in den Leighton Barracks in Würzburg.

Da deutsche Scharfschützen vor ähnlich ausgebildeten amerikanischen Spezialkräften in den Leighton Barracks eintrafen, akzeptierte der 49-jährige Generalleutnant Sam Wetzel das Angebot der bayerischen Polizei, eine aktive Rolle zu übernehmen. Kurz nach Mitternacht verließ der Täter mit der einen noch verbliebenen Geisel, der er seine Pistole ins Genick drückte, die Bank.

Scharfschützen erschossen den Geiselnehmer

Auf dem Weg zum Fluchtfahrzeug, das auf seine Anweisung hin bereitgestellt worden war, erschossen ihn die Scharfschützen - die Geisel blieb unverletzt. Es soll das erste Mal gewesen sein, dass solche gezielten Todesschüsse ("finaler Rettungsschuss") in Bayern von Polizisten abgegeben wurden.

"Mein Vater und die ganze Familie haben Deutschland geliebt."
Chris Henson, Tochter von Sam Wetzel

Im Jahr nach diesem Ereignis, das überregional Schlagzeilen machte, wurde bei Sam Wetzel Hautkrebs im Endstadium festgestellt, den er jedoch entgegen den Erwartungen seiner Vorgesetzten besiegte. Die letzten seiner insgesamt elf Jahre in Deutschland verbrachte er als Stellvertretender Kommandeur der amerikanischen Truppen in Europa und Kommandeur des V. Armeekorps in Frankfurt. Bei seiner Verabschiedung wurde als besondere Ehre ein Großer Zapfenstreich der Bundeswehr veranstaltet.

"Mein Vater und die ganze Familie haben Deutschland geliebt", schrieb Chris Henson, die Tochter von Sam Wetzel, nach Würzburg. Er wurde auf dem Friedhof des Militärstützpunkts Fort Benning in Georgia beerdigt, diese Basis hatte er zeitweise geleitet.

 
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  • juergenmagic@t-online.de
    War das schön, als noch die Amerikaner in Würzburg waren. Nostalgie ade, nur noch Betonburgen.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Die Amis haben uns deutschen Steuerzahler aber auch jede Menge Geld gekostet! Die Kasernen und militärischen Anlagen standen und stehen auch teilweise heute noch, nach Abzug der US-Truppen leer und gammeln vor sich hin (wohl bestes Beispiel sind die "Faulenberg Barracks")!
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  • Einwohner
    Das hängt aber stark von den lokalen Behörden ab. In Aschaffenburg wurden die ehemaligen Kasernen sehr gut genutzt. In Kitzingen gibt es eine Folgenutzung, genauso wie in Schweinfurt. Nur in Würzburg weiß die Stadt nichts sinnvolles mit anzufangen.
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  • sepele
    Die Faulenberg Kaserne stammt aus dem Königreich Bayern.

    Und dass die kaserne seit Abzug der Amerikaner ungenutzt ist, das ist wohl nicht deren schuld.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Ob aus Bayern oder auch nicht, kostet auf alle Fälle sehr viel Steuergelder! Sicher ist das nicht Schuld der Amis, da muss man sich dann schon an unsere planlosen Bürgervertreter halten!!!
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  • reutjo
    das Foto.....

    hat " Silvio Galvagni + " gemacht.
    Schön sich an ihn zu erinnern, als "MP-Knipser" wie er einmal lachend sagte !
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  • sepele
    Danke für diesen tollen Bericht!
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