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Würzburg
Würzburg: Wie der Lieferservice per Radboten funktioniert
Im harten Lockdown dürfen Kunden die Waren nicht einfach beim Einzelhändler abholen. Ein neuer Lieferservice in Würzburg bietet eine Lösung.
Der Radbote Christopher Koberger nimmt  ein Päckchen der Firma Druckertankstelle in Würzburg entgegen.
Foto: Silvia Gralla | Der Radbote Christopher Koberger nimmt ein Päckchen der Firma Druckertankstelle in Würzburg entgegen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:09 Uhr

Knapp 4.000 Kilometer dürften es inzwischen sein, die die Kuriere der "Radboten" in den ersten drei Wochen des neuen Projekts "Wülivery" im Stadtgebiet zurückgelegt haben. Nach einem guten Start im Weihnachtsgeschäft hat die Schließung der meisten Einzelhandelsgeschäfte im harten Corona-Lockdown dem neuen Lieferservice noch einmal einen kräftigen Schub gegeben. Durch eine Finanzspritze der Stadt sind die Lieferfahrten für Händler und Kunden bis Weihnachten kostenlos.

"Es wird täglich mehr. Wir sind inzwischen bei über hundert Lieferungen am Tag", berichtete Radboten-Chefin Karolin Zientarski am Freitagnachmittag. Gestartet ist der neue innerstädtische Lieferservice mit Fahr- und Lastenrädern pünktlich zum Weihnachtsgeschäft am 27. November. Bis zum Beginn des Lockdowns am vergangenen Mittwoch konnten sich Kunden ihre Bestellungen oder in der Stadt getätigten Einkäufe durch die Radboten zum kleinen Preis von 2 Euro nach Hause bringen lassen – bei Bestellung oder Kauf bis 16 Uhr noch am selben Tag.

"Es wird täglich mehr."
Karolin-Zientarski, Radboten-Chefin

Den günstigen Preis hat der Stadtrat durch eine kurzfristige Förderung des Projekts in Höhe von 12.500 Euro möglich gemacht – ursprünglich sollte jede Lieferung 4,50 Euro kosten. Jetzt hat die Stadt noch einmal nachgelegt und einschließlich Heiligabend sämtliche Lieferkosten übernommen. "Wir wollen den Einzelhandel während dieser schweren Zeit unterstützen", betont Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Inzwischen machen mehr als 80 Würzburger Einzelhändler von dem Angebot Gebrauch. Die Same-Day-Delivery, also Lieferung am gleichen Tag, durch die Radboten funktioniert auch, wenn die Händler keinen eigenen Online-Shop haben – Kunden können ihre Weihnachtsgeschenke auch telefonisch, per Mail oder über andere elektronische Kanäle bestellen.

Bis zum Beginn des Lockdowns hatten die Radboten innerhalb von knapp drei Wochen rund 500 Lieferungen in den Geschäften abgeholt und zu Kunden im gesamten Stadtgebiet gebracht. "In diesem Zeitraum waren es etwa 30 Pakete pro Tag. Seit dem Beginn des Lockdowns sind die Zahlen stark gestiegen, und wir gehen davon aus, dass das bis Heiligabend so weitergeht", sagt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins "Würzburg macht Spaß" (Wüms): "Wir sind natürlich höchst zufrieden. Und dass die Stadt unser Projekt so sehr unterstützt, ist ein starkes Signal an den Einzelhandel."

Die Radboten wechseln durch

Karolin Zientarski geht davon aus, dass "Wülivery" ein deutschlandweit einzigartiges Projekt ist. Der Erfolg gibt den Initiatoren recht: Die Marke von tausend Zustellungen dürfte inzwischen geknackt worden sein, und jeden Tag kommen zehn neue Einzelhändler dazu, die während des Lockdowns ihren Kunden nicht einmal einen Pickup-Service anbieten dürfen. Die Rückmledungen sind laut Zientarski durchweg positiv: "Die Händler sind glücklich und dankbar, aber auch verständnisvoll, wenn es mal ein paar Minuten länger dauert, bis wir einen Auftrag bestätigen."

Die gut trainierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Radboten sind deutlich stärker im Einsatz als sonst, werden aber durchhalten, verspricht ihre Chefin: "Wir wechseln regelmäßig durch, damit jede und jeder die nötigen Pausen bekommt."

Auch die Würzburger Buchhandlungen Dreizehneinhalb, Knodt, Neuer Weg und Schöningh, die wegen der neuen Verordnung nicht wie im Frühjahr einen kontaktlosen Abholservice anbieten können, nutzen den Radboten-Service: "Die Buchhandlungen haben schnell reagiert und auf Wülivery umgestellt", teilt Elisabeth Stein-Salomon von der Akademischen Buchhandlung Knodt auch im Namen ihrer Kollegen mit: "Im nächsten Jahr möchten wir den Service weiter anbieten und uns die Kosten mit den Kunden teilen."

 
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