Mehr Effizienz, mehr Flexibilität, mehr Klimaschutz: Mit dem Spatenstich zum Einbau eines modernen Wärmespeichers hat am Freitag das nächste Modernisierungsprojekt im Heizkraftwerk (HKW) an der Friedensbrücke offiziell begonnen. Der Speicher wird insgesamt 45 Meter Höhe und einen Durchmesser von zehn Metern haben, als Zylinder 13 Meter aus dem Dach des Kraftwerks herausragen und 2800 Kubikmeter oder 2,8 Millionen Liter Wasser fassen.
Es war eine beeindruckende Szenerie mitten im Herzen des früheren Kohlekraftwerks, das von 2003 bis 2008 durch den Einbau von zwei Gas- und Dampfturbinenanlagen auf die umweltfreundlichere Kraft-Wärme-Koppelung umgestellt wurde. In der Baugrube für das Fundament des Wärmespeichers hatten sich zum Spatenstich insgesamt 13 Personen versammelt. Um die Ausmaße zu zeigen, hingen hinter ihnen von der Decke des Kraftwerks dunkle Stoffbahnen bis zum Boden herab, die von blauen LED-Leuchten angestrahlt wurden. Die Bauarbeiten zur Integration des Heißwasserspeichers in das Gebäude laufen seit Anfang Januar und sollen Mitte 2021 abgeschlossen sein.
Spektakulärer Transport des Kohlekessels
Während in anderen Städten die riesigen Wärmespeicher im Außenbereich der Kraftwerke gebaut werden, spielte bei den Planungen der HKW GmbH auch das Stadtbild eine wichtige Rolle. Deshalb wurde ein stillgelegter Kohlekessel in Einzelteile zerlegt und mit einem Kran durch das Dach herausgehoben, um Platz für den Heißwasserspeicher zu schaffen.
Der Wärmespeicher ragt künftig als zusätzlicher Kamin des Schiffs aus dem Dach heraus. Damit wird er das Erscheinungsbild des Gebäudes, das von den Architekten Brückner & Brückner in der Silhouette eines Dampfschiffs mit drei Schornsteinen gestaltet wurde, sichtbar verändern. HKW-Geschäftsführer Armin Lewetz bezeichnet es gerne als "schönstes Kraftwerk Deutschlands".
41 Millionen Euro Kosten
Zu dem Gesamtprojekt, das sich die WVV 41 Millionen Euro kosten lässt, gehört auch die Modernisierung der Turbinen- und Kesselanlagen und der Einbau einer neuen Dampfturbine, die ihre Abwärme nicht mehr in den Main, sondern in das Fernwärmenetz abgeben wird. Zentrales Element der Modernisierung ist der Wärmespeicher, der durch die bereits 2011 begonnene Umstellung der Fernwärmeversorgung von Dampf auf Heißwasser erforderlich geworden ist.
Dadurch wird nicht nur der Wirkungsgrad des Kraftwerks erhöht. Die Anlage kann auch flexibler betrieben werden: "Wir können den Betrieb künftig stärker am Strommarkt orientieren und gleichzeitig den Wärmebedarf decken. Der Speicher entkoppelt die Kraft-Wärme-Kopplung", erläuterte Armin Lewetz.
Durch die Umstellung von Kohleverbrennung auf das deutlich emissionsärmere Erdgas leiste das HWK "bereits seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seinem Grußwort. Im Kombination mit dem Wärmespeicher werde die Kraft-Wärme-Koppelung auch künftig dazu beitragen, die schwankende Stromerzeugung durch erneuerbare Energiequellen auszugleichen und damit die Energieversorgung der Stadt dauerhaft zu sichern.
Bis zu 85 Prozent des Strombedarfs in ihrem Einzugsgebiet kann die WVV mit dem HKW selbst erzeugen. Im Vergleich zur 2004 eingestellten Kohleverbrennung verringert sich der Ausstoß von CO2 nach Abschluss der Modernisierung laut Schuchardt um gut 50 Prozent: "Für den Klimaschutz ist das ein wichtiger Zwischenschritt. Wir sind bei der CO2-Reduzierung auf einem guten Weg."