Wer hätte das gedacht: Hinter dem Haus in der dicht bebauten Ochsenfurter Straße in Randersacker tut sich ein wahres Kleinod von einem Garten auf. Hier lebt mit ihrer Familie Stefanie Wierlemann, die bei der Bundestagswahl im September als Direktkandidatin für die ÖDP (ökologisch-demokratische Partei) in Stadt und Landkreis Würzburg antritt. In ihrem Garten praktiziert die 43-Jährige das, wofür auch ihre Partei steht: einen naturverträglichen Umgang mit der Umwelt. Chemische Helferlein setzt sie weder in ihrem Garten ein, noch auf der öffentlichen Grünfläche, die sie in ihrem Heimatort pflegt.
"Wenn es die ÖDP nicht schon gäbe, hätte ich sie gründen können", sagt Wierlemann, die sich erst im Vorfeld des Kommunalwahlkampfes 2020 der Partei angeschlossen hatte. Vorher war sie "nur" Hausfrau und Mutter, wie sie selbstbewusst sagt. Aber eine mit dem Wunsch, sich einzubringen, Dinge zu verbessern und hinter die Kulissen zu blicken. Deshalb war sie lange Jahre Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten, in Elternbeiräten der Grundschule und im Förderverein der Grundschule aktiv - "wo man sich eben engagiert, wenn man der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte."
Nach Würzburg verschlug es die gebürtige Hessin nach dem Abitur, als sie ein Biologiestudium begann. Das brach sie ab und machte statt dessen eine Weiterbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin. "Dann kam das erste Kind", sagt sie und lacht. Verheiratet ist Stefanie Wierlemann mit Alexander Wierlemann, der seit einem Jahr Chefarzt der Chirurgie an der Ochsenfurter Main-Klinik ist. Zwei weitere Kinder kamen. Die Sprösslinge sind jetzt acht, 12 und 14 Jahre alt. Sie selbst betreuen, "nur" Mutter sein zu können, das war Stefanie Wierlemann immer wichtig.
Können, nicht müssen. Das betont sie immer wieder. "Ich mag keinen Druck", erklärt sie. Auch deshalb war ihr die ÖDP sympathisch, als sie sich mit deren Programm näher auseinandersetzte - genauso wie mit den Schwerpunkten und Inhalten anderer in Randersacker aktiver Parteien, die vor der Kommunalwahl bei ihr angeklopft hatten. "Die ÖDP möchte Wahlmöglichkeiten schaffen", erklärt Wierlemann. Unter anderem deshalb habe es gleich "geschnackselt", als sie dem Stammtisch der ÖDP einmal einen Besuch abstattete.
Ökologisches Handeln ist ihr Schwerpunkt. Kein Wunder also, dass Wierlemann rein inhaltlich auch dem Programm der Grünen einiges abgewinnen kann. Die aber wollen für ihren Geschmack zu viele Regeln machen. Dafür haben deren Kandidaten aber auch wohl die deutlich besseren Chancen, Bundestagsmandate zu erringen.
Erfolge der ÖDP geraten in Vergessenheit
Wieso hat sich Wierlemann also trotzdem für die kleine ÖDP entschieden? "Ich weiß, dass die Chance, über die Bundestagskandidatur eine große politische Karriere zu machen, eher gering ist. Aber das ist nicht mein Ansatz, wegen des Erfolges in eine größere Partei zu gehen", sagt sie. Jedoch weiß sie, dass es Menschen braucht, die den Mut haben, sich in die Öffentlichkeit zu stellen. Für die Würzburger ÖDP möchte sie dieser Mensch sein, denn "ich möchte, dass wir gesehen werden."
Im Übrigen, fügt sie hinzu, bedeuteten wenige Wählerstimmen nicht, dass die Partei nichts bewegen könne. Das Nichtrauchervolksbegehren 2010, das Bienenvolksbegehren 2019 - beides erfolgreich, beides ursprünglich initiiert von der ÖDP, was aber vielfach in Vergessenheit geraten ist. "Wir sind erfolgreich, aber nicht präsent", resümiert Stefanie Wierlemann.
Parteien müssen an Themen dran bleiben
Was würde sie anders machen, wenn sie politische Verantwortung trüge? "An den Themen dran bleiben", sagt sie. Bei den großen Parteien sieht sie eine Tendenz, Vorhaben nur dann und nur so lange zu verfolgen, wie sie dem nächsten Wahlerfolg dienlich seien. Die Vorhaben, die sie selbst derzeit am wichtigsten findet, knüpfen ebenfalls an aktuelle Themen an: Coronapolitik und Katastrophenschutz. Hier möchte Stefanie Wierlemann Notfallpläne erarbeiten, die sofort greifen, damit in Krisensituationen nicht länger nur auf Sicht gefahren werden muss.
Was möchte Stefanie Wierlemann noch erreichen? Mehr umweltbewusstes Handeln, natürlich. Mehr Landwirte sollen ökologisch produzieren und auf biologische Viehhaltung umsteigen. Diese Produkte müssten zu einem angemessenen Preis zu erwerben sein. Solaranlagen gehören ihrer Meinung nach auf jedes öffentliche Gebäude und möglichst auch auf jedes private, und die E-Mobilität hat die Kandidatin aus Randersacker längst schon für sich selbst entdeckt: Die Autos der Familie fahren mit Strom. Doch auch die Windkraft möchte Wierlemann nicht vergessen und ärgert sich deshalb über die in Bayern geltende 10H-Regelung, die den Bau neuer Windkraftanlagen stark einschränkt. Zum ökologischen Handeln sollen die Menschen ihrer Überzeugung nach durch Anreize gebracht werden, nicht durch Zwänge.
Keine Firmenspenden an Parteien
Aber "Anreize" heißt fast immer, dass eine wie auch immer geartete Förderung winkt. Wo soll all das Geld herkommen? Stefanie Wierlemann gibt zu, dass diese Frage schwierig zu beantworten ist, gerade jetzt in Zeiten der Pandemie. "Ich habe keine Universallösung", sagt sie. Eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes hält sie aber für durchaus diskussionswürdig. Denn sie glaubt, dass viele Menschen mit höherem Einkommen bereit seien, mehr als bisher beizusteuern. Wichtig ist Stefanie Wierlemann eine weitere Forderung ihrer Partei: keine Firmenspenden mehr an Parteien, damit die Demokratie unabhängig bleibe.
Ob in ihrem Heimatort Randersacker, im Landkreis Würzburg oder auf Bundesebene: Stefanie Wierlemann findet, dass Politik überall etwas verbessern kann. "Kleine Schritte helfen", ist ihre Überzeugung.
..naturverträglicher Umgang mit der Umwelt, anstatt überzogener Grüner Vorschriften und Zwänge!
..solider Lebenslauf mit Vorbildfunktion!
..gut durchdachtes u ausgewogenes Parteiprogramm: z. B. Spitzensteuersatz erhöhen und
Steuerschlupflöcher schließen. Echte Demokratie ohne Abhängigkeit von Firmenspenden!
Windkraft-Ausbau überall in Bayern/Deutschland.
Dieser Beitrag ist ein Ansatz sich auch einmal über nicht nur die "großen etablierten" Parteien zu informieren. Diese überzeugen mich schon lange nicht mehr, mit ihren zur Show gestellten Wahlversprechen!
Meine Stimme gehört seit Jahren der ÖDP