Keine Menschenmassen, keine langen Schlangen am Einlass, kein Gedrängel. Dafür FFP2-Maskenpflicht, Abstandsregeln und die drei-G-Regel: Wegen der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr vieles anders beim Africa Festival auf den Würzburger Mainwiesen. Der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch, man blickt in lachende Gesichter, es wird geschlendert, gestaunt und gelauscht. Das Africa Festival Würzburg gilt als das größte Festival für afrikanische Kultur in Europa. Am Donnerstag war Eröffnungstag.
Keine Menschenmassen? Die Meinungen sind gespalten
Pünktlich um 11 Uhr werden die Einlasskontrollen geöffnet. Es ist ausverkauft, doch auch Stunden später wirkt das Gelände an vielen Ecken unbelebt. Wo sich sonst zu Hoch-Zeiten an den vier Festivaltagen zwischen 80 000 und 100 000 Besucherinnen und Besucher tummelten, sind es in diesem Jahr nicht mehr als 5600 Gäste. 700 Menschen dürfen laut Vorgabe der Stadt Würzburg gleichzeitig auf den Platz. Aufgemalte Pfeile auf dem Boden signalisieren, in welche Richtung sie laufen dürfen. So möchte man enge Begegnungen zwischen den Besucherinnen und Besuchern verhindern. "Du läufst falsch", ruft ein kleines Mädchen zu seiner Mutter, die die pinken Pfeile auf der Straßen zu übersehen scheint. Die Corona-Pandemie ist eben noch immer präsent.
Die Meinungen dazu sind gespalten. Johanna Bäcker ist für das Festival extra aus der Gegend von Bamberg angereist. Ihr gefällt die ruhigere Atmosphäre: "Dieses Gedrängel hat mich die letzten Male sehr gestört. Dieses Jahr kann man sich entspannen und sich voll und ganz auf das Festival konzentrieren." Simon Häfner ist da anderer Meinung: "Mir fehlt die Festival-Atmosphäre, mir fehlt der Trubel."
Vieles ist anders, doch die Modenschau bleibt gleich
"In Senegal geboren, in Deutschland beinahe erfroren", mit diesem Reim bringt Ibrahima Ndiaye, den alle nur unter seinem Spitznamen "Ibu" kennen, das Publikum sofort zum Lachen. Gemeinsam mit Moderatorin Sarah Bergh eröffnet der Würzburger Geschichtenerzähler und Schauspieler gegen Mittag das Festival und zugleich die beliebte Modenschau. Er zählt zu einem der bekanntesten Gesichter des Festivals.
"Wunderschöne Kleider" seien es, die die Models auf der Bühne präsentieren, sagt Ibu. Statt langer Reden zum Auftakt zeigt Modeschöpferin Rama Diaw einen Teil ihrer farbenfrohen Kollektion. 2012 war die Senegalesin erstmals auf dem Festival zu Gast, mit ihren täglichen Modeschauen ist sie mittlerweile ein fester Bestandteil geworden.
Dass das Festival ein Schmelztiegel afrikanischer Kulturen ist, wird musikalisch gleich am ersten Tag auf der Offenen Bühne deutlich. Adjiri und DJ Nomi aus Ghana, DJ Hi John aus Jamaica, DJ Ukai aus Angola sowie Awa Ly aus dem Senegal bringen mit ihrer Musik den Menschen afrikanische Sounds näher.
Zwei Zeitfenster wegen der Corona-Pandemie
Um 17 Uhr müssen die Tagesgäste das Festivalgelände verlassen. Mit Security-Personal und einer kleinen Parade werden sie nach draußen begleitet. Nun machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell daran, den Platz zu säubern, desinfizieren und fertig zu machen für die nächsten Besucher. Denn coronabedingt gibt es in diesem Jahr zwei Zeitfenster: "Early" von 11 bis 17 Uhr und "Late" von 18 bis 24 Uhr. Erst kurz vor der Eröffnung hatten die Veranstalter von der Stadt eine Verlängerung der Öffnungszeiten bis 24 Uhr genehmigt bekommen.
"Wir haben Hunger nach Kunst und Kultur", sagt Barbara Stamm, Landtagspräsidentin a.D., die bei diesem Africa Festival der etwas anderen Art mit dem traditionellen Award ausgezeichnet wird. Am Abend eröffnete sie mit Bürgermeister Martin Heilig das Festival. Es habe eine wichtige Aufgabe: "Menschen und Länder zusammen zu führen." Und Martin Heilig freut sich, dass die Stadt Würzburg das Festival in diesem Jahr neben der regulären Förderung "auch mit Mitteln aus dem Corona-Sonderetat unterstützen kann".
Wird der in Würzburg sonst nicht gestillt?