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Würzburg
Würzburg: So gespalten sieht der Einzelhandel den harten Lockdown
Der harte Lockdown vor Weihnachten hat für den Einzelhandel teils drastische Folgen. Die Reaktionen der Betroffenen schwanken zwischen Entsetzen und Optimismus.
Die Würzburger Innenstadt kurz vor dem Lockdown. Viele Menschen waren am Montag noch einkaufen, bevor die meisten Geschäfte am Mittwoch schließen müssen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Würzburger Innenstadt kurz vor dem Lockdown. Viele Menschen waren am Montag noch einkaufen, bevor die meisten Geschäfte am Mittwoch schließen müssen.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:18 Uhr

Erika Halbig ist verzweifelt. Seit vielen Jahren betreibt sie ihren Krippenverkauf auf dem Würzburger Weihnachtsmarkt. Eigentlich ist die Vorweihnachtszeit für sie eine schöne Erfahrung: Passanten nehmen sich Zeit, bleiben für ein Gespräch und lassen sich gerne beraten. Und dieses Jahr? "Meine Perspektive sieht schlecht aus", sagt Halbig und zupft gedankenverloren ihre Maske zurecht.

Erika Halbig ist mit ihrem Krippenstand auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen. Wegen des harten Lockdowns darf sie den Stand ab Mittwoch nicht mehr öffnen. Aber auch schon jetzt herrscht vor ihrem Stand gähnende Leere. "Die Leute kaufen, was sie dringend brauchen, aber schauen nicht nach rechts und links", so Halbig.

Online-Handel als Chance für Würzburger Einzelhandel?

Auch andernorts in Würzburg bemerkt man die Hektik, die der verschärfte Lockdown bei den Menschen ausgelöst hat. "Wir wurden nahezu überrannt", sagt Barbara Stöhr, Verkäuferin beim Blumengeschäft "Der Holländer" in der Domstraße. Man merke, dass die Leute nun panisch versuchen, dringende Einkäufe zu erledigen. Dem baldigen Ausfall des Geschäfts von Angesicht zu Angesicht blicke man jedoch pragmatisch entgegen, schließlich gebe es noch den Online-Verkauf.

Vom Online-Geschäft berichtet auch Elisabeth Stein-Salomon, Mitinhaberin der Buchhandlung Knodt in der Textorstraße. Der Online-Verkauf werde derzeit sehr gut nachgefragt. Bücher könnten etwa per Post oder mit dem Würzburger Radboten-Service "Wülivery" geliefert werden. Die aktuelle Situation sieht sie pragmatisch. Das Weihnachtsgeschäft sei immer anstrengend und den Lockdown brauche es jetzt einfach: "Da müssen wir jetzt nun mal durch."

"Ich denke nicht, dass ich einen Lockdown angeordnet hätte."
Wolfgang Weier, Stadtmarketing Würzburg

Eine komplett gegensätzliche Position nimmt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Würzburger Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß" ein. "Ich denke nicht, dass ich einen Lockdown angeordnet hätte", so Weier. Die Beschlüsse der Politik seien fahrlässig und dafür verantwortlich, dass die Würzburger Innenstadt nun von verzweifelten Kunden "gestürmt" würde.

In der Digitalisierung des Einzelhandels sieht Weier weniger eine Chance als einen "Trugschluss". Ein professioneller Online-Shop sei teuer und den meisten Einzelhändlern fehle zudem das Know-How. Das Würzburger Liefer-Projekt "Wülivery" habe sich zwar gut entwickelt, sei beim Weihnachtsumsatz letztlich jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

"Murmel"-Inhaber hat klare Botschaft an Politik

Volker Wedde vom Handelsverband Unterfranken sieht den plötzlichen Lockdown ebenfalls mit Sorge, erkennt jedoch auch Chancen. So hätten viele der Würzburger Händler sich mit Angeboten wie Online-Beratung und Telefon-Bestellungen auf einen möglichen Lockdown vorbereitet. Auch seien von der bayerischen Politik, die angekündigt habe, die Lieferung von Bestellungen auch im Lockdown zu erlauben, positive Impulse erkennbar. "Hier brauchen die Händler nun Klarheit", so Wedde.

Einer, bei dem bereits jetzt Klarheit herrscht, ist Thorsten Drechsler, Inhaber des Spielwarengeschäfts "Die Murmel". Über gemachte und entgangene Umsätze will er keine großen Worte verlieren. Stattdessen sagt er: "Es ist ganz einfach: Diese Pandemie braucht einen Lockdown." Es gehe nun darum, zusammenzuhalten und alte Menschen zu schützen. An die politischen Entscheider hat er klare Forderungen: "Ich wünsche mir, dass jetzt immer wieder hingeguckt und souverän nachgesteuert wird."

 
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  • letsgo101
    Ich muß mich auch wundern wenn von "Plötzlichem Lockdown" gesprochen wird. Im Frühjahr dieses Jahres hätte ich eine solche Aussage noch verstanden. Doch jetzt wo die Infektionszahlen schneller in die Höhe schoßen als im März kann ich solche Aussage nicht mehr gelten lassen. Haben die Geschäftsleute schon wieder vergessen was ihnen widerfahren ist ? Haben die Händler nichts gelernt oder gemeint das dieses mal nicht geschlossen wird ? Einige haben für sich eine Lösung gefunden und sind mit der Zeit gegangen.
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  • isabellaihrig@web.de
    Ich habe gehofft mich verlesen zu haben, aber nein, da spricht Herr Weier tatsächlich von "verzweifelten Kunden". Im Gesundheitswesen tätige, sich in Kurzarbeit befindende oder Familien, denen mit dem Wegfall der Schule und der Kinderbetreuung das tägliche Leben organisatorisch um die Ohren fliegt, haben allen Grund, verzweifelt zu sein. Auch die Einzelhändler und Firmeninhaber. Aber ganz bestimmt nicht die Kunden! Diese Wortwahl klingt wie Hohn in den Ohren derer, die im Umgang mit der Situation alle Kräfte mobilisieren und sich den Kopf zerbrechen auf der Suche nach Lösungen. Und ganz besonders zynisch für diejenigen, die für liebe Angehörige keine Geschenke mehr brauchen, weil sie dem Virus erlegen sind.
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • klafie
    tja, irgendwas muss ja kommen... aber ob der erneute lockdown die trastischen maßnahmen dazu beitragen den virus zu stoppen ist sehr fraglich
    Wenn jeder Ottonormalverbraucher sich bislang an die Spielregeln gehalten hätte, einfachste Regeln, die jedes Kind ab der 1. Klasse versteht, könnte es weltweit, nicht nur
    in DL besser bestellt sein und das Virus hätte keine Chancen.
    So musste ich in Wzbg. leider letzte Woche selbst erleben, wie undiszipliniert und frech
    ungeniert so manche daher kommen, überwiegend 20 - 30jährige, die meinen das volle
    Lebensprogramm noch vor sich zu haben. Einen Jogger in der Innenstadt darauf angesprochen, wo seine Maske sei, kam die Antwort: "Halts Maul, du*********** Was
    willste da noch sach? - Wegbleiben von Wü ist die einzige Alternative, die Geschäfte im
    Ort unterstützen wo es nur geht. Klamotten haben ja die meisten eh genug von uns zu
    Hause im Kleiderschrank, ich gleich 3 volle !
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  • stb-richard.mueller@t-online.de
    Angesichts der Bilder von vollen Geschäften und Schlangen vor den Geschäften, während Menschen schwerkrank in Krankenhäusern versorgt werden müssen, andere sterben und Pflegekräfte am Rande der Erschöpfung sind, bin ich einfach nur noch fassungslos. Kann man nur hoffen, dass sie an Weihnachten noch was von ihren Geschenken haben und nicht frisch vom Friseur gestylt im Krankenhaus liegen. Allen alles Gute und bleiben Sie gesund.
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  • info@softrie.de
    Ich wundere mich immer wieder über Aussagen "plötzlichen Lockdown"? Wo war der Plötzlich? Leben die Menschen in einer Parallelwelt oder halten die Augen und Ohren verschlossen? Man muss kein Virologe sein, um die steigenden Zahlen als besorgt anzusehen. 330.000 aktive Fälle, kein Rückgang, etc. Das war völlig klar.
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  • k.a.braun@web.de
    Herr Weier präsentiert sich in meinen Augen leider als trauriges Beispiel eines Tunnelblicks auf die Ökonomie, der die unaufschiebbare Dringlichkeit dieses Lockdowns ignoriert. Gut, dass Elisabeth Stein-Salomon und Thorsten Drechsler die Lage realistisch einschätzen.
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  • Barbara
    Der Lockdown für die Einzelhändler ist richtig, da sich weder die Kunden, noch alle Geschäftsleute diszipliniert verhalten, bzw. kein Konzept haben. Bei Gebr. Götz war am 07.12.das Geschäft dermassen voll, an allen 4 Kassen standen übelst lange Schlangen, das hatte nichts mehr mit Teillockdown zu tun. Es war auch keiner von der Geschäftsleitung anwesend, die nach dem Rechten gesehen hätten. Da wurde mit Prozenten geworben, und somit Menschenmassen angelockt.
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  • tinawue@gmail.com
    Sie hat man ja scheinbar auch mit angelockt...
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  • Werner12
    Das gleiche auch in anderen Geschäften. Vorne große Schilder mit dem Hygienekonzept und im Geschäft hat das fast keinen mehr interessiert ob die Abstände passen oder nicht.
    Nur der Profit sieht im Vordergrund ob sich jemand ansteckt ist den meisten Inhabern egal weil es ja niemand nachweisen kann wo er sich angesteckt hat.
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