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Würzburg: Horst Schürer will in den Bundestag - und das ohne Partei
Er ist der Einzelkämpfer unter den Kandidaten zur Bundestagswahl: Warum der Würzburger parteilos zur Wahl antritt, worin er seine Chance sieht und auf welche Themen er setzt.
Horst Schürer will ohne Partei in den Bundestag. Er tritt bei der Bundestagswahl 2021 als Direktkandidat und Einzelbweberber an.
Foto: Fabian Gebert | Horst Schürer will ohne Partei in den Bundestag. Er tritt bei der Bundestagswahl 2021 als Direktkandidat und Einzelbweberber an.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Horst Schürer hat genug von Maskenaffären und Parteiskandalen im Bundestag und tritt deshalb ohne die Unterstützung einer Partei an. "Unparteilich und unabhängig", geht der 59-jährige Unternehmer und Bundeswehrreservist in den Wettbewerb um das Würzburger Direktmandat. Den Bürgern mehr Verantwortung zutrauen und die Politik aus dem Alltag raushalten – dafür wirbt er. 

Diszipliniert, ehrlich und unabhängig. Für den 59-jährigen Reservisten ist diese Wahl vor allem eine Frage des Charakters. Missmanagement in der Coronapolitik und der aus seiner Sicht korrupte Geist vieler Politiker haben Schürer den Anstoß gegeben zu kandidieren. "Die Bereicherung von Abgeordneten in der Krise halte ich für die größte politische Katastrophe der Nachkriegszeit", ärgert sich Schürer. Ehemalige Abgeordnete der CDU/CSU verwickelten sich während der Pandemie in einen Korruptionsskandal um den Handel mit Masken.

Was für die einen wie ein Nachteil aussieht, erkennt Schürer als seine größte Chance: "Viele Menschen wissen derzeit nicht, wen sie wählen sollten", ist er sich sicher. "Ich trete an, um allen Unentschlossenen eine vernünftige Alternative zur Wahl anzubieten." Ein Einzelkämpfer, der schon viel erlebt hätte, so beschreibt er sich. "Ich bin ein Freiheitsmensch und will frei entscheiden, was ich für richtig halte, ohne parteilichen Zwang." Immer getreu dem Motto: "Tue immer das, was du sagst", proklamiert er.

Doch seine Aufstellung solle nicht als reine Protestwahl verstanden werden. Der Schritt in die Kandidatur sei bereits lange geplant, die Politik schon immer fester Bestandteil im Leben des Würzburgers. Mit 16 trat er der CSU bei, verließ diese jedoch aufgrund persönlicher Differenzen, erzählt Schürer.

Viel im Ausland unterwegs

Noch etwas lässt den Kandidaten unter anderen hervorstechen: Schürer ist Ausbildungsoffizier im Reservistenverband. Die ersten Berührungspunkte mit dem Militär kamen nach dem Abitur. Ein Jahr Grundwehrdienst als Sanitätssoldat bei der Panzerdivision in Veitshöchheim haben den Jugendlichen schon früh mit der Truppe verbunden. Auf Rat der Eltern begann er anschließend ein betriebswirtschaftlichen Studium an der Universität Würzburg, welches Schürer mit dem Diplom abschloss. Danach saß er für verschiedene Firmen zwölf Jahre lang viel im Flieger. Er arbeitete in den USA, Südafrika, Thailand, Ägypten. "Die Auslandserfahrung hat mir in vielen Dingen den Kopf geöffnet", sagt Schürer.

Danach fiel der Entschluss, ein zweites Mal zu studieren, dieses Mal Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Außen- und Sicherheitspolitik. Das Studium schloss er nicht ab, aber die Inhalte seien hängen geblieben, meint Schürer. Schließlich kombinierte er in der Selbstständigkeit sein größtes Hobby, den Sport, mit dem militärischen Hintergrund. Seit 16 Jahren bietet er nun Trainingskurse für militärische und zivile Zwecke an.

Mehr außenpolitische Verantwortung übernehmen

Der Hang zum Militärischen spiegelt sich in den politischen Schwerpunkten des Reservisten wider. Als Ausbildungsoffizier wisse er bestens um den Zustand der Truppe Bescheid. Sein Eindruck: "Viele in der Bundeswehr sind über die enorme Bürokratie und die derzeitige Situation frustriert." Angesichts zunehmender Spannungen in Osteuropa wolle er das System vereinfachen, damit die Soldaten im Ernstfall auch einsatzbereit seien.

"Wir Europäer müssen mehr außenpolitische Verantwortung übernehmen." Die Truppe müsse man gezielter auf die gestiegenen Anforderungen vorbereiten, indem mehr Spezialeinsatzkräfte ausgebildet werden. Das Thema Rechtsextremismus innerhalb der Truppe hält er für überzogen. "Das ist eine Sache der inneren Führung zwischen Offizieren und Soldaten und muss dort gelöst werden", sagt Schürer.

Abbau von Subventionen und staatlichen Leistungen 

Auch wirtschaftlich hat der studierte Diplom-Kaufmann eine klare Vision."Ein klares und dereguliertes Steuersystem auf Einkommen und keine ungerechte Umverteilung sind mir wichtig." Er kritisiert, dass die Politik nach der Pandemie zu großzügig und nach dem Gießkannenprinzip Gelder verteilt habe. "Ich bin kein Freund von Subventionen." Auch Steuerbegünstigungen wie in der Hotellerie lehnt er ab. "Wir sollten alle gleich behandeln und das den Markt regeln lassen." Nicht das Vermögen, sondern das Einkommen wolle er besteuern. "Erbschaften und Vermögen sind für viele die Altersvorsorge."

Schürer geht optimistisch in den Wahlkampf, den er vor allem über die sozialen Medien führen wolle. Aus seinem Umfeld habe er bisher überwiegend positive Rückmeldungen erhalten. Falls er gewählt werde, wolle Schürer sich zunächst einen Überblick über die Strukturen im Bundestag verschaffen. Sollte es nicht reichen, wolle er jedoch nicht erneut antreten.

Horst Schürer

Horst Michael Schürer wurde am 6. September 1961 in Würzburg geboren. Nach dem Abitur am Schönborn Gymnasium in Würzburg absolvierte er seinen Wehrdienst an der Balthasar Neumann Kaserne in Veitshöchheim. Ein Erststudium der Betriebswirtschaft an der Universität Würzburg schloss er mit dem Diplom ab. Als Diplom-Kaufmann arbeitete er anschließend zwölf Jahre in verschiedenen Industriebereichen wie der Getränkeindustrie, Automobil- und Baubranche. Ein Zweitstudium der Politikwissenschaft brach Schürer ab. Der 59-Jährige ist Ausbildungsoffizier im Reservistenverband und Rettungstaucher. Seit 16 Jahren ist er als selbständiger Sporttrainer tätig und bietet Kurse für Soldatinnen und Soldaten sowie  Zivilpersonen an. Schürer ist ledig und hat eine Tochter.
Quelle: dink
 
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  • S. T.
    wofür steht der Kanidiat ausser für sich selbst? so richtig klar wird das nicht. Achja, für die Bundeswehr.... hä?
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    • Antworten
  • H. G.
    ".. Das Thema Rechtsextremismus innerhalb der Truppe hält er für überzogen. "Das ist eine Sache der inneren Führung zwischen Offizieren und Soldaten und muss dort gelöst werden", sagt Schürer... "

    Ein klares Nein dazu. Es ist eine Errungenschaft unserer Demokratie, dass das Militär den demokratischen Institutionen untersteht und kein Eigenleben hat.
    Die Praxis zeigt auch, daß die Nazi-Exzesse nicht von der Truppe bekämpft werden. Die Vorgänge bei KSK zeigen, dass auch Offiziere möglicherweise Teil der Umtriebe sind. Gründliche Ausmisten kann und muß hier nur durch die demokratischen Institutionen erfolgen.
    Er äußert hier eine sehr verstörenden Ansicht!
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  • R. E.
    Viel Erfolg, Herr Schürer!
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