Den Wählerinnen und Wählern in Würzburg neue politische Perspektiven geben – das ist das erklärte Ziel von Thomas Herter. Der 35-jährige Lehrer geht bei der Bundestagswahl am 26. September für die noch junge "Partei der Humanisten" ins Rennen, die sich eine sachliche und strikt durch wissenschaftlich erwiesene Fakten begründete Politik auf die Fahnen geschrieben hat.
Rational, liberal und fortschrittlich wollen sie sein, die Humanisten – was das genau bedeutet, darüber hat Thomas Herter viel zu erzählen. Der gebürtige Oberfranke ist Lehrer für Biologie und Chemie an der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg und erst seit etwa zwei Jahren in einer Partei aktiv. Für Politik interessiert hat er sich schon immer, mit dem Angebot wirklich zufrieden war er aber nie: "Die Parteien waren alle so gestrickt, dass ich immer das kleinste Übel gewählt habe."
Das änderte sich, als er die 2014 in Berlin aus einer Facebook-Gruppe hervorgegangene Humanisten-Partei vor der Europawahl 2019 in einem Wahl-O-Maten im Internet entdeckt hat. "Das Wahlprogramm hat mich von Anfang an komplett überzeugt", betont Herter: "Was mir als Naturwissenschaftler dabei besonders gut gefällt, ist die Faktenbasiertheit."
Schnell wurde aus dem politisch interessierten Menschen erst ein aktives Parteimitglied und zwei Jahre später einer von insgesamt 26 Direktkandidatinnen und -kandidaten, die am 26. September bundesweit für die Partei der Humanisten an den Start gehen. Der Grund: "Mich immer nur über Politik zu beschweren war für mich irgendwann keine sinnvolle Option mehr", sagt Herter.
Trennung von Kirche und Staat
Zum Gespräch hat er Info-Flyer mit verschiedenen Standpunkten seiner Partei mitgebracht. Darin geht es teilweise um die Themen, die auch in den Programmen der Konkurrenten zu finden sind – wie zeitgemäße Arbeit oder sozialen Wohnungsbau. Und dann gibt es da noch den Slogan "Glaube ist Privatsache!", der die Humanisten laut Herter am deutlichsten von allen anderen Parteien unterscheidet: "Die Trennung von Kirche und Staat ist unser Alleinstellungsmerkmal."
Die Humanisten kritisieren den ihrer Ansicht nach zu starken Einfluss der christlichen Kirchen auf alle gesellschaftlichen Bereiche und fordern weltanschaulich neutrale Schulen und Kitas. Ginge es nach Thomas Herter, dann würde in keinem bayerischen Amtszimmer ein Kruzifix hängen und jeglicher Religionsunterricht sowie die Kirchensteuer würden abgeschafft: "Das ist für mich ein Verfassungsbruch, der seit langer Zeit besteht und von keiner Partei wirklich in Angriff genommen wird", sagt der Pädagoge.
Natürlich kommt seine Partei auch am Klimawandel und dessen Folgen nicht vorbei. "Ganz klar unsere größte Bedrohung", betont Herter und erklärt, warum die Humanisten als technologie-offene Partei bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes auch die Atomkraft nicht ausschließen wollen – zumindest übergangsweise, bis die komplette Stromversorgung durch erneuerbare Energien funktioniert: "Wissenschaftlicher Fortschritt darf nicht beschränkt werden. Wenn es effiziente und sichere Reaktoren gibt, sollte man sie als Option für den Klimaschutz in Betracht ziehen."
Auch anderen wissenschaftlichen Entwicklungen wie dem Einsatz von Gentechnologie in der Landwirtschaft steht die Partei der Humanisten offen gegenüber. Zum Parteiprogramm gehört unter dem Stichwort "Selbstbestimmung" außerdem die Legalisierung von Drogen, die legale Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs bis zur 20. Woche und aktive Sterbehilfe.
Die Humanisten wollen außerdem ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger und eine neue Renten- und Krankenversicherung, in die von den Arbeitnehmern über Selbstständige bis hin zu den Beamten alle Berufstätigen einzahlen. "Rational und humanistisch betrachtet geht es einfach nicht anders", erläutert Thomas Herter: "Humanismus bedeutet, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Wenn es jedem einzelnen Menschen gut geht, dann geht es auch der Gesellschaft gut."
Keine Partei für Extremisten
Sein Eindruck, wenn er seinen Schülerinnen und Schülern zuhört oder auf Musikfestivals in Wacken oder anderswo mit Menschen spricht: "Viele sind frustriert und fühlen sich und ihre Interessen von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten." Das sind die potenziellen Wählerinnen und Wähler, denen der 35-Jährige mit dem Programm der Humanisten eine Alternative aufzeigen möchte.
Dass Querdenker, Corona-Leugner oder Impfgegner nicht die Zielgruppe der Humanisten sind, versteht sich bei einer Politik, die auf wissenschaftliche Fakten setzt, quasi von selbst: "Wir sind das genaue Gegenteil", versichert Thomas Herter. Um sich von allen extremen politischen Strömungen klar abzugrenzen, hat seine Partei eine Liste von Positionen, die mit ihrem Leitbild der Partei unvereinbar sind: "Die Humanisten sind keine Partei für Extremisten und Radikale, für Nationalisten, Sozialisten und Kommunisten, für Verschwörungstheoretiker, Rassisten, Faschisten, Sexisten oder gewaltbereite Menschen", heißt es auf ihrer Webseite.
Vor allem die jüngere Generation erreichen
Thomas Herter geht mit einer gehörigen Portion Optimismus in seinen ersten Bundestagswahlkampf und will in der Studentenstadt Würzburg vor allem die jüngeren Generationen erreichen: "Viele junge Menschen wählen liberal, was wir ja auch repräsentieren. Die etablierten Parteien machen sehr viel Politik für ältere Menschen."
Wie viele Prozentpunkte es am Ende für ihn im Wahlkreis 251 sein werden, kann und will der 35-Jährige aber nicht einschätzen. Ziel seiner Partei ist es, die Hürde von 0,5 Prozent der Stimmen zu knacken, um in den Genuss der staatlichen Parteienfinanzierung zu kommen. Damit wäre auch Herter zufrieden: "Dann hätten wir eine gute Basis und in den kommenden Jahren vielleicht die Möglichkeit, über die 5-Prozent-Hürde zu kommen."
Es ist ja nicht so, dass hier der Staat eine Steuer einzieht, also selber Einnahmen erzielen würde, die er dann aus lauter Güte und Großzügigkeit (oder vertraglicher Verpflichtung) einfach an die Kirchen weiterreicht (bzw. staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften - auch die jüdische Gemeinschaft kassiert "Kirchensteuer" - die Moslems nicht, weil die sich nicht auf ne deutschlandweite Organisationsstruktur einigen können, die dann entsprechende Verträge abschließen könnte). Die "Kirchensteuer" ist mehr oder weniger der Mitgliedsbeitrag, den Kirchenmitglieder bezahlen. Der Staat erbringt hier eine "Serviceleistung" - die er sich übrigens nicht schlecht bezahlen lässt - je nach Bundesland behält er 2-3% der Einnahmen für sich!
Absolut nicht wählbar für mich!
Die nehmen alles:
Verschwörungstheoretiker, Leerdenker,
Faschisten, Rechtsextreme ...
Und nicht Menschen aus der Vollversorgung!
„Diesmal zählten die Statistiker des Bundeswahlleiters 511 der 709 Abgeordneten in der Rubrik „Recht, Verwaltung, Unternehmensorganisation“ – das sind 72 Prozent. Arbeitslose, Studenten, Handwerker wie Unternehmer sind auch im Bundestag der 19. Legislaturperiode deutlich unterrepräsentiert.“
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.neuer-bundestag-maennlich-alt-und-voller-beamter.dd10d041-e979-4d14-a5c8-4989036f2a76.html