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Würzburg
Würzburg: Droht der ältesten Pizzeria Deutschlands das Aus?
Es ist oft schwierig, die Bedürfnisse von Radlern, Autofahrern und Fußgängern unter einen Hut zu bringen. Warum jetzt ein Fahrradständer sogar die Existenz eines Lokals bedroht.
Birgit Seuffert vor der Pizzeria Capri in der Elefantengasse. Auf der sonst angemieteten Außensitzfläche hat die Stadt Würzburg jetzt einen Fahrradständer montiert.
Foto: Thomas Obermeier | Birgit Seuffert vor der Pizzeria Capri in der Elefantengasse. Auf der sonst angemieteten Außensitzfläche hat die Stadt Würzburg jetzt einen Fahrradständer montiert.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Sie gilt als die älteste Pizzeria Deutschlands, die Pizzeria Capri & Blaue Grotte in der Elefantengasse im Würzburger Petererviertel. 1952 haben Nicolino di Camillo und seine spätere Frau Janine Schmitt aus Würzburg sie als "Sabbie di Capri" eröffnet. Ihren jetzigen Namen erhielt sie von der Nachbildung der berühmten Blauen Grotte auf der Insel Capri, die das Paar 1956 im Keller des zweistöckigen Gebäudes einrichtete.

Im kommenden März gäbe es also einen runden Geburtstag zu feiern, die Capri & Blaue Grotte würde 70 Jahre alt.  Doch daraus wird vermutlich nichts, befürchtet die Verpächterin Birgit Seuffert. Seit diesem Jahr hat sie eine neue Pächterin, berichtet sie am Telefon. Doch die habe noch vor dem ersten Öffnungstag gleich wieder um einen Auflösungsvertrag gebeten. 

"Wenn wir diese Fläche nicht mehr nutzen können, wird es keinen 70. Geburtstag für's Capri mehr geben können."
Birgit Seuffert - Verpächterin

Der Grund: Die Stadt Würzburg hat im Frühjahr auf einem Teil der bisherigen Freisitzfläche der Pizzeria einen Fahrradständer im Boden verschraubt. An der Wand, wo ein Gemälde in lauen Sommernächten den Eindruck eines Blicks auf die Bucht von Capri vermitteln und zum Träumen einladen soll, sollen jetzt Radler ihre Drahtesel abstellen.

Seit 1993 habe sie diese städtische Fläche im Sommer komplett als Außenfläche für die Gastronomie nutzen können, bislang habe es nie Probleme gegeben, sagt Seuffert. Ein Nachbar habe den Fahrradständer fotografiert und ihr das Foto geschickt, so habe sie davon erfahren, erzählt sie. Das Problem: Der Ständer halbiere die Außenplätze, die wegen Corona sowieso schon eingeschränkt seien.

Vor kurzem habe es deswegen einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Stadt gegeben. "Da hieß es, in diesem Jahr könne man den Fahrradständer noch einmal entfernen, dann komme er aber im Herbst wieder hin und bleibe dort dauerhaft", weiß Seuffert. Da lohne es sich für die Pächterin nicht, in eine neue Außenbestuhlung zu investieren, geschweige denn, das Lokal überhaupt zu eröffnen. "Da bekommt man in Corona-Zeiten schon mal einen neuen Pächter, und dann so etwas", sagt Seuffert resigniert.

Was Seuffert wurmt: Der Ständer werde kaum genutzt, sagt sie. Für neun Drahtesel bietet er Platz, mehr als zwei oder drei seien dort noch nie abgestellt gewesen. Gleichzeitig habe sie in der Elefanten- und Bergmeistergasse 45 Räder gezählt, die an Hauswänden abgestellt waren, sagt sie beim Fototermin. Ein Blick um die Ecke in die Bergmeistergasse zeigt, es stimmt: Die neue Abstellmöglichkeit wird nicht angenommen, sie würde auch bei weitem nicht ausreichen.

Stellungnahme des Tiefbauamtes: Man sei dem Stadtratsauftrag nachgekommen 

Im Tiefbauamt, zuständig für das Fahrradparken in der Stadt, argumentiert man auf Anfrage, das Lokal sei ja seit zwei Jahren geschlossen und die Fläche deswegen von Anwohnern bereits als Parkplatz genutzt worden. Deswegen sei man dem Stadtratsauftrag nachgekommen, weitere Stellplätze für Fahrräder zu schaffen. Dies sei hier insbesondere notwendig gewesen, nachdem in der Elefantengasse selbst unzählige Räder wahllos an den Hauswänden abgestellt gewesen waren. 

Ein Teil der Fahrräder in der Bergmeistergasse. Wie die auf einem Ständer mit acht Plätzen untergebracht werden sollen, und warum ausgerechnet auf ihrer Fläche für die Außengastronomie , ist Birgit Seuffert unklar.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Teil der Fahrräder in der Bergmeistergasse. Wie die auf einem Ständer mit acht Plätzen untergebracht werden sollen, und warum ausgerechnet auf ihrer Fläche für die Außengastronomie , ist Birgit Seuffert unklar.

In Hinblick auf die Sondersituation der Gastronomie in der Pandemiezeit habe man in diesem Fall angeboten, bei Inbetriebnahme des Lokals den Fahrradständer vorübergehend zu entfernen, so die Antwort aus dem Tiefbauamt. Danach sei jedoch eine Einschränkung der Gastronomiefläche zurück auf die Zeit vor Corona beabsichtigt. Im Detail würde der Ständer noch etwas zur Seite gerückt werden und gegebenenfalls um eine Haltemöglichkeit- dann auf acht Plätze - gekürzt werden.

Seuffert: Vor Corona konnte die Fläche immer komplett genutzt werden

"Zwei Jahre geschlossen?", fragt Seuffert erstaunt. "Geschlossen war nur im letzten Jahr  während des Lockdowns", weiß sie. "Und zurück auf die Zeit vor Corona wäre gut, denn da haben wir die die Fläche immer komplett nutzen können", fährt sie fort. Und fragt: "Warum wurde der Ständer nicht, wie an anderen Stellen auch, auf eine bereits als Parkplatz genutzte Fläche montiert? Denn wenn wir diese Fläche nicht mehr nutzen können, wird es keinen 70. Geburtstag für's Capri mehr geben können", kündigt sie an. Und damit auch keine lauschigen Sommernächte mehr mit Blick auf die "Bucht von Capri".

 
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  • B. F.
    Nach den Gesetzmäßigkeiten politischer Entscheidungen drehen einseitige Maßnahmen immer dann ins Negative, wenn die wirtschaftlichen oder ökologischen Interessen dabei dauerhaft zu kurz kommen. Die Grünen im Stadtrat wollen eine sauber Luft in der Innenstadt. Deshalb stützen sie auch manchmal "militante Radler". Die Gastwirte wollen eine sichere Einnahmequelle in Coronazeiten, also suchen sie die Vorteile in der Außengastronomie. Grüne Politik muss kontrolliert und eingeengt werden, sonst gehen die einseitigen ökologischen Interessen zulasten der Ökonomie. Von daher wäre eine Schwarzgrüne Regierung auf Bundesebene gar nicht so verkehrt, weil man sich dann zusammenraufen müsste, um kluge Entscheidungen herbeiführen zu können, falls die Koalition dazu überhaupt in der Lage wäre. Das ist aber bei dem heutigen Politikerformat wohl eher die Ausnahme.
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  • K. F.
    vermutlich gibt es in würzburg keine anderen plätze ausser der blauen grotte wo man solch hässliche fahrradständer aufbauen kann. man könnte doch auch einen teil des residenzparkplatzes für radfahrer reservieren, dann aber bitte auch für 2 euro die stunde parkgebühr erheben, ich weiß nicht, ob 1 fahrrad in würzburg überhaupt parkplatzgebühren zahlen muss, nur die autofahrer! arme radfahrer! und: wer fährt unvorsichtiger in der stadt ob auf straße oder gehwegen umher wie die radfahrer?
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  • K. F.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • G. K.
    Es ist beschämend, wie die Stadtverwaltung mit ihren steuerzahlenden Bürgern und Gewerbetreibenden umgeht.
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  • D. H.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • K. K.
    seinerzeit als.....

    " Wyatt Earp " in der " Blauen Grotte " mit seinen amerikanischen GI-Freunden die super gute erste deutsch-ital-
    ienische Pizza regelmässig verzehrten, banden Sie ihre vierbeinigen " Mustangs " immer dort fest, wo jetzt
    zweirädrige Stahlrösser angelelhnt werden. Das waren noch Zeiten, als die *Bergmeistergass-Spatzen am nächsten
    Morgen den unverdauten Hafer aus den Rossbollen pikten..... * Ami is home geritten ! Jippieieh........... grinsen
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  • U. A.
    Cielleicht künftig nur noch vegane Pizza und Pasta auf die Karte setzen und noch mal mit dem Stadtrat nachverhandeln. Bald ist in Würzburg wieder Weihnachten. Auf der Säuferbrücke auch wie jedes Corona-Jahr. Verstanden?
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  • H. S.
    Grün grün grün sind alle meine Bürger, grün grün grün ist alles was ich kann, darum lieb ich alles was so grün ist
    Weil meine Stadt ein Salatkopf ist!
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  • M. R.
    Ja mein Gott, für die Verkehrswende, für die Rettung unserer Umwelt müssen halt Opfer gebracht werden!

    Und wenn eine Gaststätte schließt, so ist das doch gut, dass bedeutet weniger Konsum, weniger Essen (sind eh alle zu dick), weniger Pendler die zur Arbeit müssen und so weiter...

    Sicher werden noch viele weitere Maßnahmen folgen um die Welt zu retten...
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  • H. M.
    Ich finde das sollte die Stadt doch noch mal überdenken!!! Der Fahrradständer ist dort völlig fehl am Platz. In der Bergmeistergasse ist genug Platz dafür und die Blaue Grotte könnte den dringend benötigten Platz nutzen. Dafür muss die Pächterin nach der Coronazeit ja auch Gebühren zahlen. Ein kaum benutzter Fahrradständer bringt dagegen kein Geld ein. Natürlich ist die Stadt Eigentümerin der Fläche aber bevor man so eine Aktion in einer "Nacht- und Nebelaktion" durchführt, wäre es fair gewesen mal mit der Eigentümerin des Capri zu sprechen. Das ist ein ganz, ganz schlechter Stil der Stadt!!! "Lemmy" hat recht: Mit anderen Wirten -ganz besonders auf der alten Mainbrücke- wäre das wahrscheinlich anders gelaufen. Aber die haben in WÜ ja Narrenfreiheit!!
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  • H. M.
    @Kating19392710: Erstens standen dort Autos nur, wenn keine Tische aufgestellt waren (also im Winterhalbjahr). Zweitens ist die Fläche nicht zu klein. Dort standen im Sommer etwa 6 bis 8 Tische. Drittens handelt es sich um eine Sackgasse in der so gut wie nie ein Auto fährt. Sie kennen die Ortsverhältnisse offensichtlich nur von dem Foto zum Artikel. Gehen Sie einfach mal hin.
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  • R. R.
    Mit solcher Hässlichkeit an Fahrrad Ständer die die Stadt in den Wintermonaten wahrscheinlich selbst zusammen geschweißt hat übertrifft man alles was man optisch falsch machen kann. Falsche Orte, Hässlichkeit und neue Halte für Schrotträder. Man schmiert mit Farbe Kilometer an Radwege auf die Straße, Mini Ampel werden angebracht und dann so eine Schande.
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  • J. R.
    Erst wenn alle Autos und Einkäufer aus der Stadt vertrieben sind, wenn allen Gewerbetreibenden das Leben so lange zur Hölle gemacht wurde bis Sie aufgeben und oder gehen und erst wenn in der Stadt die klimaneutrale Grabesruhe herrscht, die manche so schön grün finden, erst dann werden manche aufwachen und sich Fragen wo die Menschen geblieben sind.
    Aber im Ernst: sensibler und kommunikativer mit den betroffenen würde es schon gehen ... hätte sich das die Verwaltung auch mit den Wirten auf der Mainbrücke getraut ?
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  • R. A.
    Wieder eine Einnahme für die Stadt weg und ein kostenpflichtiges Hindernis mit Steuergeld montiert.
    Das machen nur Se....., denen das Geld ohne Gegenleistung am Monatsanfang überwiesen wird.
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  • A. S.
    Dort war seit Jahrzehnten immer der Platz für die Außengastronomie der "Blauen Grotte" und war vor Corona immer gut besetzt. Bei schönem Wetter im Sommer wollen die Leute verständlicherweise außen sitzen. Es war auch eine schöne Atmosphäre, die bitte nicht für die paar Fahrradständer kaputt gemacht werden sollte. Außerdem bringt man die Wirtin damit tatsächlich um die Existenz! Das darf ja wohl nicht war sein, dass man nach Jahrzehnten so ein Traditionslokal für ein paar Fahrradständer kaputt macht, die man auch entlang der Straße oder auf einem Pkw-Stellplatz montieren könnte.
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  • C. D.
    Da ist sie wieder unsere gute Kommunikation untereinander grinsen
    Tiefbauamt montiert lt. Stadtratsauftrag und was dabei herauskommt sieht man .
    Die Stadt möchte ihre Attraktivität erhalten , macht aber alles um die ihre eigenen
    Steuergelder und Einnahmen zu senken .
    Man hat das Gefühl das alle nur noch digitalisiert handeln und das normale Denken und der sinnvolle Menschenverstand immer mehr auf der Strecke bleiben.
    Menschenverstand
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  • H. A.
    Da waren schon über 20 Jahre nicht mehr. nach einigen Pächterwechsel wurde dort auch das Essen immer schlechter. Außer dem Namen ist bei uns nichts mehr von diesem Lokal übrigbelieben. Das Kellergewölbe war halt damals ein Highlight und ein AHA Erlebnis, Pizzerien gibt es aber heutzutage deutlich bessere als dieses Lokal, von daher vermissen wir dieses Lokal bis heute nicht.
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  • H. M.
    Woher wollen Sie bitte wissen, wie das Essen bei der neuen Pächterin schmecken wird?
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  • C. H.
    nun, wie das Essen bei einem neuem Pächter schmeckt wissen wir alle nicht. Aber auch ich bin nicht bereit das wieder zu versuchen, um dann wieder enttäuscht zu gehen. Ich esse meine Pizza (und anderes) auch schon lange woanders, da kochen die Inhaber selbst, da ist nichts verpachtet.
    Bei aller Zustimmung über die Kritik am Gehabe der Stadt, die Blaue Grotte würde ich jedenfalls nicht vermissen....
    Gleichwohl gehört dem Tiefbauamt für den Kommentar zur Nutzung mal gehörig eins mit dem Pizzaschieber übergebraten!
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  • S. S.
    Hauptsache wieder ein Bürgerladen mehr und alte Lokale mit Tradition werden vernichtet. In der Spiegel werden schon lange und dies vom Stadtrat beschlossen Fahrradständer nicht mehr aufgestellt. Dies, obwohl man schriftlich zugesagt hat, das die Fahrradabstellanlage dort wieder erstellt wird. Warum nicht? Was für Rechte haben dort die nachher gekommenen Pächter?
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