Ende September 2019 öffneten einige gut gelaunte Mitglieder des Bündnisses "Verkehrswende Jetzt" im Rathaus ein paar Flaschen Radler und feierten den Grundsatzbeschluss des Stadtrats, der einen Radentscheid in der Stadt überflüssig machte. Ein Jahr danach fällt die Bilanz der Rad-Aktivisten ziemlich durchwachsen aus.
Immerhin: "Der neue Radweg auf der Südseite von Röntgenring und Haugerring gefällt uns gut", sagte Bündnis-Sprecherin Marie Büchner kürzlich bei einer Online-Diskussion der Würzburger Grünen zum Thema "Ein Jahr Radentscheid". Der breite Radweg zwischen Congress Centrum und Berliner Ring entspricht dem, was das Bündnis fordert und was der Stadtrat am 26. September 2019 mit großer Mehrheit beschlossen hat: breite und vom Pkw-Verkehr baulich getrennte Radwege vor allem an den großen Hauptverkehrsstraßen, auf denen Menschen jeden Alters auf dem Fahrrad sicher und flott von A nach B kommen.
Positive Erwähnung fand auch die neue Fahrrad-Garage in der Juliuspromenade, das Bündnis fordert aber weitere Abstellplätze in der Innenstadt, unter anderem auf dem Marktplatz. Die inzwischen eingeführten Fahrradstraßen, unter anderem in der Münz- und Peterstraße, "sind noch nicht das Wahre, aber immerhin ein guter Versuch", sagte Büchner.
Kritik an Schutzstreifen
Ansonsten hapert es aus Sicht von "Verkehrswende Jetzt" bei der Infrastruktur für den Radverkehr weiterhin an allen Ecken und Ende, obwohl in diesem Jahr einige Projekte umgesetzt wurden.
Dazu gehören die neuen Schutzstreifen in der Frankfurter Straße, die als ältere Planung nicht den klaren Vorgaben des Radentscheids entsprechen, aber trotzdem gebaut wurden: "Schutzstreifen wollen wir eigentlich gar nicht mehr sehen", betont Büchner. Neben den am Straßenrand geparkten Autos ist es auf der Fahrbahn der Frankfurter Straße so eng, dass Radfahrende auf den Schutzstreifen von Autofahrern nicht mit dem vorgeschriebenen Abstand überholt werden können.
Auch die neuen, mit roter Farbe markierten Radstreifen am Real in der Nürnberger Straße stadtauswärts sorgen aus mehreren Gründen für Kritik: Zum einen müssen Autofahrer, die auf den Parkplatz des Einkaufsmarkts abbiegen wollen, den Radstreifen kreuzen – im ungünstigsten Fall bewegen sich Radler dort ungeschützt zwischen zwei Lkw. Zum anderen erreichen Radfahrende die Linksabbiegerspur unter dem Stadtring Richtung Aumühle nur, wenn sie eine viel und schnell befahrene PKW-Spur überqueren.
"Angstweiche" kategorisch abgelehnt
Von Rad-Aktivisten wird diese Art der Verkehrsführung als "Angstweiche" kategorisch abgelehnt. "Daran sieht man, dass ein bisschen Farbe auf der Fahrbahn noch keine sichere Infrastruktur ausmacht", kritisiert Büchner.
Wie es aus Sicht der Aktivisten besser geht, zeigt das Beispiel München: In der Landeshauptstadt wird der vom Stadtrat im Juli 2019 übernommene Radentscheid von einer rot-grünen Koalition schrittweise umgesetzt – erst in dieser Woche wurde der Bau von 20 neuen Radwegen mit 17 Kilometern Länge beschlossen.
Schlüssel zum Erfolg ist in München ein regelmäßiger "Radel-Dialog" zwischen den Initiatoren des Radentscheids und der Stadtverwaltung. Marie Büchner hofft, "dass wir so etwas vielleicht auch in Würzburg etablieren und mit der Verwaltung ins Gespräch kommen können."
…wieso kommen Sie dazu von Bürgerwillen zu sprechen? Ich kenne viele Würzburger die von aufgedrängter „Erpressung“ ihres Vereins sprechen! Wenn man den Fahradfahrern den kleinen Finger reicht,versuchen sie auf unverschämte Weise die ganze Hand zu ergattern! Also Vorsicht mit Ihren Behauptungen, von wegen „Bürgerwille“!