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Würzburg
Radentscheid Würzburg: Durchwachsene Bilanz nach einem Jahr
Schutzstreifen und Angstweichen: Warum sich das Bündnis "Verkehrswende Jetzt" in Sachen Infrastruktur für den Radverkehr einen direkten Dialog mit der Stadtverwaltung wünscht.
Die vom Bündnis Verkehrswende als 'Angstweiche' kritisierte Situation in der Nürnberger Straße: Radfahrende müssen eine Pkw-Spur überqueren, um ihre Linksabiegerspur zu erreichen.
Foto: Patrick Wötzel | Die vom Bündnis Verkehrswende als "Angstweiche" kritisierte Situation in der Nürnberger Straße: Radfahrende müssen eine Pkw-Spur überqueren, um ihre Linksabiegerspur zu erreichen.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:40 Uhr

Ende September 2019 öffneten einige gut gelaunte Mitglieder des Bündnisses "Verkehrswende Jetzt" im Rathaus ein paar Flaschen Radler und feierten den Grundsatzbeschluss des Stadtrats, der einen Radentscheid in der Stadt überflüssig machte. Ein Jahr danach fällt die Bilanz der Rad-Aktivisten ziemlich durchwachsen aus.

Immerhin: "Der neue Radweg auf der Südseite von Röntgenring und Haugerring gefällt uns gut", sagte Bündnis-Sprecherin Marie Büchner kürzlich bei einer Online-Diskussion der Würzburger Grünen zum Thema "Ein Jahr Radentscheid". Der breite Radweg zwischen Congress Centrum und Berliner Ring entspricht dem, was das Bündnis fordert und was der Stadtrat am 26. September 2019 mit großer Mehrheit beschlossen hat: breite und vom Pkw-Verkehr baulich getrennte Radwege vor allem an den großen Hauptverkehrsstraßen, auf denen Menschen jeden Alters auf dem Fahrrad sicher und flott von A nach B kommen.

Positive Erwähnung fand auch die neue Fahrrad-Garage in der Juliuspromenade, das Bündnis fordert aber weitere Abstellplätze in der Innenstadt, unter anderem auf dem Marktplatz. Die inzwischen eingeführten Fahrradstraßen, unter anderem in der Münz- und Peterstraße, "sind noch nicht das Wahre, aber immerhin ein guter Versuch", sagte Büchner.

Kritik an Schutzstreifen 

Ansonsten hapert es aus Sicht von "Verkehrswende Jetzt" bei der Infrastruktur für den Radverkehr weiterhin an allen Ecken und Ende, obwohl in diesem Jahr einige Projekte umgesetzt wurden.

Dazu gehören die neuen Schutzstreifen in der Frankfurter Straße, die als ältere Planung nicht den klaren Vorgaben des Radentscheids entsprechen, aber trotzdem gebaut wurden: "Schutzstreifen wollen wir eigentlich gar nicht mehr sehen", betont Büchner. Neben den am Straßenrand geparkten Autos ist es auf der Fahrbahn der Frankfurter Straße so eng, dass Radfahrende auf den Schutzstreifen von Autofahrern nicht mit dem vorgeschriebenen Abstand überholt werden können.

Auch die neuen, mit roter Farbe markierten Radstreifen am Real in der Nürnberger Straße stadtauswärts sorgen aus mehreren Gründen für Kritik: Zum einen müssen Autofahrer, die auf den Parkplatz des Einkaufsmarkts abbiegen wollen, den Radstreifen kreuzen – im ungünstigsten Fall bewegen sich Radler dort ungeschützt zwischen zwei Lkw. Zum anderen erreichen Radfahrende die Linksabbiegerspur unter dem Stadtring Richtung Aumühle nur, wenn sie eine viel und schnell befahrene PKW-Spur überqueren.

"Angstweiche" kategorisch abgelehnt

Von Rad-Aktivisten wird diese Art der Verkehrsführung als "Angstweiche" kategorisch abgelehnt. "Daran sieht man, dass ein bisschen Farbe auf der Fahrbahn noch keine sichere Infrastruktur ausmacht", kritisiert Büchner.

Wie es aus Sicht der Aktivisten besser geht, zeigt das Beispiel München: In der Landeshauptstadt wird der vom Stadtrat im Juli 2019 übernommene Radentscheid von einer rot-grünen Koalition schrittweise umgesetzt – erst in dieser Woche wurde der Bau von 20 neuen Radwegen mit 17 Kilometern Länge beschlossen.

Schlüssel zum Erfolg ist in München ein regelmäßiger "Radel-Dialog" zwischen den Initiatoren des Radentscheids und der Stadtverwaltung. Marie Büchner hofft, "dass wir so etwas vielleicht auch in Würzburg etablieren und mit der Verwaltung ins Gespräch kommen können."

 
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  • hannes.sazyma@arcor.de
    Fordern! Fordern! Fordern! Von Radfahrern - dieses völlig bescheuerte „Radfahrende“ scheint persönliches Hobby des Autors zu sein - die Beachtung der Verkehrsregeln einzufordern, fällt den Vertretern des Bündnisses nicht in den Kopf zu kommen. Als Fußgänger ist man in Würzburg kaum mehr vor diesen Chaoten sicher, auf Gehwegen fahren Studenten ebenso wie Rentner, seit diese mit E-Bikes bewaffnet sind, auch in entsprechender Geschw8ndigkeit. Rote Ampeln, Zebrastreifen, Vorfahrtsregeln, ein Mindestmaß an Rücksicht einzufordern, ist für dieses Bündnis schon ein Angriff auf die Radfahrer selbst.
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  • rolandroesch@web.de
    Alles nur Farben Verschwendung,Radler fahren wie sie lustig sind .
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Und Autofahrer als Krone der Schöpfung fahren stets vorschriftsmäßig.
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • hannes.sazyma@arcor.de
    Es gibt die Straßenverkehrsordnung, wenn ich gegen diese verstoße, kann ich belangt werden, wenn sich jemand an meinem rücksichtslosen Verhalten stört, kann er mich anzeigen. Schon allein das lässt Ihren Vergleich hinken. In finde Nummernschilder mit Versicherungspflicht, wie es in der Schweiz und anderen Ländern Usus ist, eine tolle Sache. Ich wundere mich nur immer, warum das hierzulande ausgeschlossen scheint,
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  • Doedi.wue
    Kritik schalten wir gerne frei, aber bitte verzichten Sie auf persönliche Angriffe in Ihrem Kommentar.
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  • letsgo101
    Ja der Radentscheid in Würzburg, in der Frankfurterstrasse wurde der Verkehr für Radfahrer eher gefährlicher als vorher. Deswegen fahren, trotz neuem Radweg, immer mehr Radfahrer und E-Roller auf dem Gehweg. Somit ist das nicht nur für Radfahrer gefährlicher sondern besonders für die Fussgänger und Schüler ! Meine Meinung dazu, Hauptsache viel Geld ausgeben und nichts wird besser, sondern schlechter !
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Einige wenige Verbesserungen können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Radentscheid im Wesentlichen nicht umgesetzt wurde und noch nichtmal ein Konzept auf dem Tisch liegt, wie und in welchem Zeitrahmen er umgesetzt wird. Während OB Schuchardt nach dem Bürgerentscheid zum Grünen Platz am Theater direkt am nächsten Morgen in die (provisorische) Umsetzung ging, drängt sich beim Radentscheid der Eindruck auf, dass er das Thema vor der Kommunalwahl "abräumen" wollte, eine Umsetzung aber nicht ernsthaft angeht und das Thema "aussitzt". Ein solcher Umgang mit dem Bürgerwillen ist bedenklich ...
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  • Doedi.wue
    @vcd
    …wieso kommen Sie dazu von Bürgerwillen zu sprechen? Ich kenne viele Würzburger die von aufgedrängter „Erpressung“ ihres Vereins sprechen! Wenn man den Fahradfahrern den kleinen Finger reicht,versuchen sie auf unverschämte Weise die ganze Hand zu ergattern! Also Vorsicht mit Ihren Behauptungen, von wegen „Bürgerwille“!
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  • Mainheini
    @vcd: wieso Bürgerwille? Ich kenne keinen Bürger außer Ihnen, der diese Radwege und Bevorzugung der Radfahrer will. In ein paar Tagen kommt der Herbst, dann der Winter, dann siehst du keinen Stud. mehr radfahren.
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  • mainpostuser987
    Ich bin Bürger Würzburgs und es ist mein Wille. Das sich die Situation auch für die Autofahrer verbessert, wenn wir endlich vernünftige Radwege haben, möchte ich nicht schon wieder erklären müssen.
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