Wie soll das künftige Wohngebiet am nördlichen Rand von Giebelstadt einmal aussehen? Keine einfache Frage. Schließlich geht es um mehr als nur eine Handvoll Bauplätze. Denn mit der Einwohnerzahl wächst auch die Nachfrage nach Baugrundstücken in der Gemeinde seit Jahren. Deshalb soll "An der Alm" über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren auf zehn Hektar Fläche ein zukunftsweisendes Wohngebiet entstehen, das Raum bietet für 700 bis 800 Menschen. "Bei so einem Projekt können wir nicht einfach hergehen und sagen, wir beplanen die Fläche", sagt Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer. Dafür fehle in der Gemeinde Fachwissen und Weitblick.
Deshalb ist Giebelstadt einen anderen Weg gegangen. Im Herbst hatte die Gemeinde einen städtebaulichen Wettbewerb ausgerufen, nun steht der Siegerentwurf fest. Und damit ein erstes Konzept für die künftige Entwicklung "An der Alm". Dieses stammt vom Würzburger Büro GKP Architekten GmbH Braunschmidt | Kurz und adlerolesch Landschaftsarchitekten aus Nürnberg.
Jury bewertete 35 eingereichte Arbeiten
Insgesamt waren 35 Arbeiten von Architekturbüros und Landschaftsarchitekten aus ganz Deutschland und der Schweiz Teil des anonymisierten Wettbewerbs. Eine Jury aus Experten, Gemeinderatsmitgliedern und dem Bürgermeister hat diese in mehreren Runden unter die Lupe genommen. Der Jury-Vorsitz lag bei Architekt Professor Martin Schirmer, die Koordination des Wettbewerbs bei dem Büro arc.grün aus Kitzingen.
Besonders wichtig sei, dass ein Entwurf zu den Gegebenheiten vor Ort passe, betont Martin Schirmer. In diesem Fall seien Themen wie Lärmschutz – schließlich ist die B19 nicht weit –, die Gestaltung des Ortseingangs oder auch eine Verbindung zum Altort besonders wichtig. "Das soll ja keine Kolonie von Zugezogenen werden", sagt Schirmer zu letzterem. Für diese Anforderungen habe der Entwurf gute Lösungen gefunden. Die Jury stimmte einstimmig für das Konzept der Würzburger Architektinnen und Architekten.
Siegerentwurf sieht drei Abschnitte mit Wohnhäusern und Wohnhöfen vor
Deren Plan sieht eine Gliederung des Areals in drei Abschnitte vor, die jeweils aus Wohnhäusern, Gartenflächen und gemeinschaftlich genutzten Wohnhöfen bestehen. Der erste dieser Abschnitte solle bereits in vier bis fünf Jahren erschlossen werden, sagt Helmut Krämer und betont gleichzeitig, wie wichtig ein langsames Wachsen der Gemeinde ist. "Sonst ist unsere Infrastruktur schnell überfordert."
Zwischen den drei Bereichen sollen außerdem breite Grünflächen, sogenannte "grünen Auen", und Quartiersplätze entstehen. Schirmer spricht von einem dörflichen, kleinstädtischen Charakter, der so entstünde.
Wer mit dem Auto auf der B19 in den Ort hineinfährt, wird davon künftig nicht besonders viel sehen. Denn das Areal "An der Alm" wird planmäßig hinter einem begrünten Lärmschutzwall liegen, der den Geräuschpegel der Bundesstraße fernhalten soll. Gleichzeitig entstehe so ein "grüner Ortseingang", sagt Schirmer. Zudem könne der Wall Erdaushub des Baugebiets aufnehmen, was diese Variante kostengünstig mache.
Grundidee soll noch in den Details verfeinert werden
Wie die Gemeinde bereits im Vorfeld beschlossen hat, sollen auf dem Areal nicht nur Einfamilienhäuser Platz finden. Stattdessen ist eine Mischung mit Zweifamilien-, Doppel- und Reihenhäusern sowie Mehrfamilienhäusern geplant. Außerdem beinhaltet der Entwurf zwei am Rand des Areals gelegene begrünte Parkhäuser.
Ein Grund dafür sind Umwelt- und Klimaaspekte, die für das Areal "An der Alm" ebenfalls mitgedacht werden sollen, wie Architekt Schirmer sagt. "Wenn man möglichst wenig Fläche versiegeln möchte, dann stapelt man Autos besser." Auch auf Starkregenereignisse soll das Gebiet mit vielen Versickerungsflächen und Retentionsgräben gut vorbereitet sein.
Insgesamt etwa 170.000 Euro hat die Gemeinde laut Bürgermeister Krämer in den städtebaulichen Wettbewerb gesteckt. Allerdings handle es sich dabei auch um ein besonders produktives Verfahren, sagt Martin Schirmer: "Man kann das Anforderungsprofil im Vergleich nochmal schärfen und sehen, was alles möglich ist."
Mit der Kür eines Siegers ist es allerdings noch nicht getan. Für Gemeinderat und Verwaltung gehe die Arbeit jetzt erst richtig los, sagt Helmut Krämer. Im nächsten Schritt solle auf Basis des Siegerentwurfs ein Rahmenplan erstellt werden.
"Wir haben hier jetzt die Grundidee, die aber noch in verschiedenen Details verfeinert werden wird", so Schirmer. Der aktuelle Entwurf etwa soll noch etwas verdichtet werden. Auch, ob eine eingeplante Brücke zum Altort tatsächlich so einmal umgesetzt wird, sei aus Kostengründen fragwürdig, so Bürgermeister Krämer. Große Abweichungen vom Siegerentwurf seien allerdings nicht vorgesehen. "Man darf die Basis jetzt nicht mehr in Frage stellen, sonst wäre das alles umsonst gewesen."
Wenn es nun in den weiteren Schritten genauso professionell weitergeht hat sich auch der finanzielle Aufwand gelohnt.
Hans Sartoris