Große Investitionen zwingen den Markt Giebelstadt in diesem Jahr zum Griff in den Sparstrumpf. Und auch eine Neuverschuldung ist nicht ausgeschlossen. Das klingt im ersten Moment nicht unbedingt nach einer positiven Entwicklung. Im Gemeinderat löste der Haushaltsplan deshalb auch keine Euphorie aus, große Sorgen scheint er allerdings auch keiner der Parteien zu bereiten. Die Bezeichnung "solide" fiel in der vergangenen Sitzung gleich mehrfach. Anders sah es bei der langfristigen Planung aus. Diese kassierte gleich mehrere Gegenstimmen.
Wie entwickeln sich Schulden und Rücklagen in Giebelstadt?
Insgesamt etwa sechs Millionen Euro an Erspartem will die Gemeinde in diesem Jahr hernehmen, um alle Projekte, wie geplant finanzieren zu können. Damit würden die einst hohen Rücklagen, die Giebelstadt den Rekordeinnahmen aus der Gewerbesteuer in den 2000er Jahren zu verdanken hatte, stark abschmelzen. Von einem Stand von mehr als zehn Millionen Euro finanziellem Puffer noch vor wenigen Jahren, wären Ende 2024 nach Plan noch gut 800.000 Euro übrig. Daneben plant Kämmerer Joachim Neef auch eine Kreditaufnahme von 800.000 Euro.
Ob es wirklich so weit kommt, ist fraglich. "Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr keine neuen Schulden aufnehmen", sagte Bürgermeister Helmut Krämer in der Sitzung. Die Erfahrung gibt ihm recht: Denn schon im Vorjahr mussten die Rücklagen weniger stark angetastet werden als gedacht.
Der Grund sind in erste Linie Projekte, die nicht so stark vorangetrieben werden konnten, wie geplant. Das gelte etwa für die neue Sporthalle, die Sanierung der Ingolstädter Straße und des Sozialen Treffpunkts "Zacherle". Hier blieb der Baufortschritt jeweils hinter dem Zeitplan der Gemeinde zurück. Dementsprechend fielen auch die Kosten für 2023 geringer aus. Den Baufirmen der Dreifachturnhalle etwa musste Kämmerer Neef etwa 1,5 Millionen Euro weniger überweisen als im Haushaltsplan vorgesehen.
"Aber man muss kein Prophet sein, um zu erkennen: Es geht in Richtung Verschuldung", sagte Bürgermeister Krämer. Bis Ende 2027 soll der Schuldenstand in der Gemeinde auf gut sieben Millionen Euro anwachsen.
Welche Investitionen sind geplant?
"Der Schwerpunkt der Investitionen beim Hochbau liegt in diesem Jahr nochmals auf dem Neubau der Dreifachsporthalle", kündigt Kämmerer Neef an. 1,2 Millionen Euro sollen in den Bau fließen, der in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. "Große Brocken" im Haushalt stellen auch die Sanierung des "Zacherles" mit eingeplanten 800.000 Euro dar und die Straßen- und Kanalarbeiten in der Ingolstädter Straße mit 700.000 Euro.
Hinzukommen weitere Vorhaben wie die Erneuerung der Lüftung des Karoffelkellers, die Erweiterung des Kindergartens Eßfeld oder der Erwerb von Grundstücken. "Solche Investitionen brauchen wir, um attraktiv zu bleiben", bekräftigte Krämer. In der Summe erreicht der Vermögenshaushalt 2024 ein Volumen von 11,1 Millionen Euro.
Woher kommen die Einnahmen des Markts Giebelstadt?
Nach Betriebseinnahmen, die die Gemeinde etwa aus Gebühren, Miete und Pacht generiert, ist die Einkommenssteuer die größte Einnahmequelle. Die wird nach Neefs Prognose etwa 3,3 Millionen Euro in die Kasse der Gemeinde spülen. Auch Zuschüsse zu diversen Projekten spielen eine wichtige Rolle.
Für die Sanierung des "Zacherles" rechnet der Kämmerer etwa mit einem Zuschuss von 565.000 Euro, für die Gestaltung des Dorfplatzes in Euerhausen erwartet er etwa 200.000 Euro. Allerdings seien auch solche Zuwendungen an den Baufortschritt geknüpft und könnten deshalb unter Umständen auch niedriger ausfallen, so der Kämmerer.
Was sagen die Fraktionen zu Haushaltsplan und Finanzplanung der kommenden Jahre?
Die Fraktionen zeigten sich überwiegend zufrieden mit den Plänen für 2024. Den Haushalt bezeichnete Helmut Mantel, Sprecher des Bürgerbündnisses Giebelstadt (BBG), als "solide", die Verschuldung als "überschaubar". "Uns freut, dass wir in diesem Jahr die Projekte Dreifachturnhalle, 'Zacherle' und die Dorfplätze Sulzdorf und Euerhausen zum Abschluss bringen", so Mantel.
Optimistisch zeigte sich auch Hermann Eidel vom Bürgerbündnis Ortsteile (BBO). Er legte in der Sitzung mit Blick auf die Vergangenheit dar, dass die Gemeinde über Jahre stets deutlich "bessere Ergebnisse erzielt" habe als im Haushaltsplan festgesetzt. "Insofern möchte ich Bedenken nehmen", sagte Eidel und fand damit die Zustimmung von Bürgermeister Krämer. Seine Fraktion sehe lediglich kleine Unsicherheiten im Vermögenshaushalt. "Die Frage ist zum Beispiel, langen die 60.000 Euro für die Schaffung des Bürgerbüros", sagte er. Dieses soll künftig in den Räumen des derzeitigen Sitzungssaals im Rathauses eingerichtet werden.
Sowohl BBG als auch BBO sprachen sich für eine Begrenzung der Schulden in den kommenden Jahren auf sieben Millionen Euro aus.
Vorsichtiger schaute die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) auf die Pläne. Von einer Zeitenwende wolle er nicht reden, so der Sprecher Armin Kolb. Doch halte er die Entwicklung hin zur Neuverschuldung für einen großen Schritt. Seine Fraktion fordere eine schnelle Umsetzung des Projekts "An der Alm", wo in den kommenden Jahren Wohnraum geschaffen werden soll, um damit wieder Geld einnehmen zu können. "Wir sehen die Finanzplanung für die kommenden Jahre nicht so sattelfest", schloss Kolb. Diese bekam deshalb aus der UWG auch sechs Gegenstimmen.
