
Ein wichtiges Bauprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) mitten in der Pleich war Thema in der jüngsten Sitzung der Kommission für Stadtbau und Architektur (KoSA): Der SkF will auf dem Grundstück der Kirchenstiftung St. Gertraud am Pleicherkirchplatz ein neues Langzeitwohnheim für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bauen. Das bisherige Wohnheim "Haus Gertrud" in der Pleicherpfarrgasse 11 ist baulich in die Jahre gekommen.
Mit dem aktuellem Entwurf waren die Stadtratsmitglieder und Architekten in der KoSA nicht zufrieden und gaben dem Architekten zahlreiche Änderungswünsche und Anregungen mit. Am eigentlichen Projekt gibt es jedoch keine Kritik.
Bisher versteckt sich auf dem Areal direkt gegenüber des Haupteingangs zur Kirche St. Gertraud hinter hohen Mauern viel Grünfläche und das katholische Pfarramt. Die Kirchenstiftung will dem SkF das Grundstück in Erbpacht für sein neues "Haus Gertrud" zur Verfügung stellen.
24 Wohnplätze im Langzeitwohnheim in der Pleicherkirchgasse
In dem Langzeitwohnheim, das sich seit 1987 ganz in der Nähe in der Pleicherkirchgasse befindet, stehen 24 Plätze für Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen zur Verfügung. Das Heim ist in die Jahre gekommen und entspricht laut eines Berichts der Heimaufsicht aus dem Jahr 2022 nicht mehr in allen Teilen den baulichen Mindestanforderungen.
Der SkF hat in der Pleich zusammen mit einem Kleinheim mit neun Plätzen in der Bärengasse und fünf ambulanten Betreuungsplätzen in der Pleicherschulgasse einen Wohnverbund aufgebaut. Daher ist das rund tausend Quadratmeter große Grundstück für einen Neubau des Langzeitwohnheims mit dann 26 Einzelzimmern ideal. "Unsere Bewohner sind fest in der Pleich beheimatet und integriert, das Langzeitwohnheim ist für sie wie eine Basisstation", erläuterte SkF-Geschäftsführer Wolfgang Meixner.

Im aktuellen Entwurf von Architekt Frank Möller aus Goldbach ist ein Abriss der Altgebäude und eine Überbauung des bisherigen Außenbereichs vorgesehen. Am Rand des Grundstücks zum Pleicherkirchplatz würde ein dreigeschossiger Flügel des Neubaus mit barrierefreiem Eingang entstehen, der zweite Flügel etwas zurückgesetzt entlang der Gertraudgasse.
Historische Mauer soll zu Gunsten von Pkw-Plätzen entfernt werden
Dort soll die historische Mauer zu Gunsten von Pkw-Stellplätzen entfernt werden, zwei große Bäume würden aber erhalten bleiben. Der Außenbereich würde beim aktuellen Stand der Planungen der neuen Bebauung vom Außenrand des Grundstücks ins Innere hinter die Gebäudeflügel rücken. "Ein Umbau wäre schwierig. (…) Im Bestand wurde schon viel umgebaut, und die Keller sind auch nicht ideal", sagte Architekt Möller.
Von den Stadträtinnen und Stadträten in der KoSA gab es vor allem Kritik am Wegfall der historischen Mauer in der Gertraudgasse. Stellplätze seien an dieser Stelle nicht notwendig, lautete der Tenor ihrer Beiträge. Das sieht auch Stadtheimatpfleger Hans Steidle so, und ÖDP-Stadtrat Willi Dürrnagel sprach sich sogar für den Erhalt des gesamten Ensembles aus: "Auch den Grünbereich und die Mauer sollte man erhalten. Es ist als Ganzes ein besonderes Schmuckstück in einem stark verdichteten Stadtteil."
Architektin: Volles Potential des Areals wird so nicht ausgeschöpft
Architektin Ingrid Burgstaller (Nürnberg) war ebenfalls unzufrieden und sprach von einem schmerzhaften Verlust: "Es würde sehr viel Atmosphäre verloren gehen, daher sollte konzeptionell noch einmal neu nachgedacht werden. Man hätte ein gewaltiges Potenzial, das bisher nur angekratzt ist."
Beim Ortstermin in der Pleich vor der KoSA-Sitzung "haben wir einen besonderen Ort vorgefunden, der durch die Mauer und einen wohltuenden Garten definiert wurde", sagte Architekt Wilhelm Huber aus Kempten. Er schlug vor, die bestehenden Gebäude zumindest teilweise zu erhalten und auch künftig auf den vorderen Hof als Außenbereich zu setzen. Dort wäre laut Huber weiterhin ein "heller und lebendiger Garten" möglich, der für psychisch kranke Menschen besser geeignet sei.
Hans Sartoris
Hinzu kommt, dass auch die historische Mauer unbedingt erhalten werden muss. In einer Stadt, die zu 90 % zerstört wurde, muss man über jeden Quadratmeter historischer Bausubstanz froh sein, der noch vorhanden ist. Ich bin zuversichtlich, dass die Architekten genug Kreativität besitzen, ein Gebäude zu planen, das behutsam mit dem Vorhandenen umgeht.