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Winterhausen
Winterhausen ohne Bäckerei: Statt frische Brötchen jetzt ein Kunstwerk mit hartem Brot
Das Schaufenster der geschlossenen Bäckerei Fuchs in Winterhausen wird vorübergehend zur Galerie. Eine Nachnutzung wird auch für das Nachbarhaus gesucht.
Vor der Tür der geschlossenen Bäckerei sitzen Bildhauer Thomas Reuter, Bäckermeister Andreas Rother und Bürgermeister Christian Luksch (von links)  und suchen nach Lösungen für eine Genossenschaft.
Foto: Antje Roscoe | Vor der Tür der geschlossenen Bäckerei sitzen Bildhauer Thomas Reuter, Bäckermeister Andreas Rother und Bürgermeister Christian Luksch (von links)  und suchen nach Lösungen für eine Genossenschaft.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:41 Uhr

"Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart." Diesen Ausspruch benutzt Bäckermeister Andreas Rother gerne, der mit Leib und Seele gerne Brot backt. Bildhauer Thomas Reuter hat dieser Spruch inspiriert, denn seit dem 1. Dezember gibt es in der Bäckerei Rothers tatsächlich kein Brot mehr. Weil der Betrieb nicht mehr rentabel ist, hat der Bäckermeister wie berichtet schweren Herzens geschlossen. Aber ein Blickfang soll das geschlossene Geschäft bleiben, sagt Reuter, der den Bezug zur "brotlosen Kunst" sieht. Reuter: "Für mich ist wichtig: Kunst braucht Brot und Brot kann auch mal die Kunst gebrauchen zum Überleben."

Deshalb hat Bildhauer Reuter eine Skulptur geschaffen und vor die Tür der Bäckerei gestellt, ein Mahnmal aus Stein, das einen aufgeschnittenen Laib Brot zeigt und fragt: "Was nun?". Das Schaufenster des Ladens soll als "Mehl-Staub-Galerie" genutzt werden.

'Was nun?' fragt die Skulptur von Bildhauer Thomas Reuter vor der geschlossenen Bäckerei Fuchs in Winterhausen.
Foto: Antje Roscoe | "Was nun?" fragt die Skulptur von Bildhauer Thomas Reuter vor der geschlossenen Bäckerei Fuchs in Winterhausen.

Die Bäckerei soll im Gespräch bleiben – und das ist sie: Die Gesprächsrunde, die Bürgermeister Christian Luksch initiiert hat, trifft sich diese Woche wieder. Es gehe um zwei wichtige Element: die Grundversorgung und die soziale Komponente, den Treffpunkt Bäckerei.

"Ich werde eine Lösung finden, die verträglich ist", meint Rother, der über der Bäckerei wohnt. Er favorisiert weiter eine genossenschaftliche Lösung oder einen Investor, damit er in der Backstube Kosten senken kann. Der alte Gasofen mit den fünf Fächern könne beispielsweise nur voll oder gar nicht laufen. Wie berichtet, waren es letztlich die Energiekosten am Ende einer Folge von Faktoren, die ihn veranlassten, jetzt einen Schnitt zu machen.

Das Nachbarhaus gehört der Gemeinde: Wie soll es genutzt werden?

Mit im Gespräch ist auch die Nutzung des Nachbarhauses, das die Marktgemeinde erworben hat. Die Schließung der dort ansässig gewesenen Sparkassenfiliale habe er "kolossal gemerkt", so Rother. Für das Erdgeschoss steht jetzt eine Nachnutzung an. Über das Mitteilungsblatt soll abgefragt werden, wer den Raum nutzten möchte. Bislang tun das die Winterhäuser Nussknacker und auch Deutschkurse finden dort statt.

Für Bürgermeister Luksch ist klar, dass die Lösung eine Aufwertung für den gesamten Ort sein muss, ein Dorfprojekt, das über die eigenen Belange der Bäckerei hinausgeht, aber im besten Falle beiden hilft. Beim Prozess des Bewusstwerdens, was verloren geht, was gebraucht wird, könne die Kunst helfen, "vielfältig zu überlegen", so Reuter.

Die "Mehl-Staub-Galerie" zeigt ab dem 3. Advent "Alternative Backwaren" von Floyd Schlör und über Weihnachten bis zum 6. Januar Bilder von Markus Westendorf, beide kommen aus Winterhausen. Im Januar stellt die Meiningerin Eva Skupin Graphiken und Skulpturen aus.

 
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  • U. S.
    So ist das im besten Deutschland aller Zeiten.
    Merkel hat mit dem Karren Kurs Richtung Wand eingeschlagen, die Pumuckl-Regierung hat zwei Gänge hochgeschalten, die Augen zugemacht und den Kurs so verändert, dass das Ziel noch schneller erreicht wird.
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  • K. F.
    es ist eine traurige Tatsache: immer mehr alteingessene Bäckereien werden wegen Überalterung in den nächsten Jahren schließen, da oftmals keine Nachfolger da oder bereit sind, diesen Job weiter zu übernehmen. Zum einen ist Nachtarbeit nicht jedermann Sache und da sind dann auch noch an vielen Wochenenden die Bäckereien geöffnet, für das Wohl unserer ach so verwöhnten Gesellschaft. Ein paar große Konzerne, wie Götz und Co werden den Markt mehr oder mehr übernehmen. Das Ende: nur noch Fließbandware, einheitlicher Geschmack und keine individuellen Rezepte von uralten Zeiten aus Familienbetrieb. Schade, aber so sieht die Zukunft der kleinen Ortsbäckereien leider aus.
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