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Winterhausen
Winterhausen: Helfen Gummibärchen  gegen den Lkw-Verkehr?
Weil sich die Anwohner der Winterhäuser Ortsdurchfahrt von den Behörden allein gelassen fühlen, greift der Arbeitskreis Mobilität zu einem neuen Mittel im Kampf gegen den Verkehr.
Handzettel mit Appellen in elf Sprachen, garniert mit Gummibärchen,  verteilte der Arbeitskreis Mobilität Winterhausen an Brummifahrer, um ihnen die von Ortsdurchfahrten freie Alternativroute über die B 13 schmackhaft zu machen.
Foto: Klaus Stäck | Handzettel mit Appellen in elf Sprachen, garniert mit Gummibärchen, verteilte der Arbeitskreis Mobilität Winterhausen an Brummifahrer, um ihnen die von Ortsdurchfahrten freie Alternativroute über die B 13 ...
Klaus Stäck
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Auch nach vielen Absagen lassen die Winterhäuser nicht locker, um die enge Ortsdurchfahrt der Staatsstraße 2418 vom Lkw-Verkehr zu befreien. Der Arbeitskreis Mobilität beließ es nicht bei neuen Transparenten. Er überreichte Brummifahrern Gummibärchen, geheftet an Handzettel, auf denen in mehreren Sprachen die Bitte steht, Winterhausens Altort zu meiden und statt dessen die aufgezeigte Route über die Bundesstraße 13 zu nehmen, wo keine Ortsdurchfahrt passiert wird. Bürgermeister Christian Luksch macht gleichzeitig in einem Brief an Landrat Thomas Eberth geltend, dass die Sperrung für Lkw wegen besonderer örtlicher Verhältnisse rechtlich möglich sein müsste.

Die Winterhäuser möchten die Ortsdurchfahrt für Laster über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht sperren lassen, ausgenommen Landwirtschaft und Anlieger. Denn die Fahrbahn ist fast durchweg zu schmal für den Begegnungsverkehr. Gehsteige sind ebenfalls eng und fehlen an einigen Stellen ganz. Über gefährliche Situationen, gerade für Fußgänger, gibt es viele Augenzeugenberichte.

Die Gemeinde hat seit Jahren Vorstöße bei Behörden unternommen und immer Absagen erhalten, unter anderem mit der Begründung, dass es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Staatsstraße mit überörtlicher Bedeutung handle. Ohne Erfolg war auch der jüngste Antrag des Arbeitskreises, der sich viel Mühe gemacht hatte, um Daten und Fakten zur Untermauerung zusammenstellen. So hatte man die Straße und die Gehsteige selbst vermessen, Problemstellen auf einer Karte markiert und viele Fotos von kritischen Begegnungen mit Lastwagen beigelegt. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass die Fahrt durch Winterhausen längst nicht mehr nötig sei, weil es über die Mainbrücken und die Bundesstraße 13 eine gut ausgebaute Alternative gebe.

Keine Schützenhilfe von Landrat Eberth

Obwohl die Staatsstraße in die Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts fällt, hatte man sich von Landrat Thomas Eberth Schützenhilfe versprochen. Doch mit dessen Antwort sind Arbeitskreis und Bürgermeister gleichermaßen unzufrieden. Eberth habe eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Gefahr für Leib und Leben von Menschen ebenso vermissen lassen wie eine Würdigung der Anstrengungen des Arbeitskreises, heißt es von dort.

Typische Szene an einer Engstelle der Ortsdurchfahrt Winterhausen: Der Transporter (links) muss in eine Einmündung zurücksetzen, um einen entgegenkommenden Lkw passieren zu lassen, der noch nicht einmal sehr groß ist.
Foto: Klaus Stäck | Typische Szene an einer Engstelle der Ortsdurchfahrt Winterhausen: Der Transporter (links) muss in eine Einmündung zurücksetzen, um einen entgegenkommenden Lkw passieren zu lassen, der noch nicht einmal sehr groß ist.

Bürgermeister Luksch will in seinem Brief an den Landrat das Argument widerlegen, dass für eine Sperrung die Rechtsgrundlage fehle. Luksch hat sich dafür tief in die Straßenverkehrsordnung eingearbeitet. Im Paragraph 45 sei zu lesen, dass Beschränkungen des fließenden Verkehrs möglich seien aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, insbesondere, wenn wegen besonderer örtlicher Gegebenheiten eine Gefahrenlage bestehe.

Handzettel in zehn Sprachen übersetzt

Diese besonderen Gegebenheiten seien vorhanden, so Luksch, nämlich hohe Verkehrsdichte und -belastung, zu enge Fahrbahnen und Gehsteige, Hauseingänge, die mit nur einer Stufe direkt auf die Straße führen. Bei Abwägung der Rechtsgüter müsste die Sicherheit der betroffenen Bewohner überwiegen. Luksch gibt auch die Einschätzung wieder, dass die Umgehung von Goßmannsdorf für Winterhausen keine Entlastung, sondern eher eine Mehrbelastung gebracht habe. Der Weg durch den Ort werde zudem als Mautstrecken-Umfahrung genutzt. Als weiteren Vorschlag bringt Luksch die Abstufung der Ortsdurchfahrt ins Spiel, so dass diese keine Staatsstraße mehr wäre.

Jenseits der Auseinandersetzung mit den Behörden haben die Mitglieder des Arbeitskreises Mobilität im Kampf gegen die Lkw-Verkehr nun ein neues Register gezogen und setzen auf die Einsicht der Brummifahrer. Im Bekanntenkreis wurden alle möglichen Sprachkundigen mobilisiert, um ihre Handzettel auch in Bulgarisch, Englisch, Italienisch, Kosovarisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch zu verfassen. Sie sollen an Lkw-Fahrer verteilt werden, verbunden mit einer Tüte Gummibärchen als Merkhilfe.

Bei der ersten Gummibärchen-Aktion, die Bürgermeister Luksch beobachtete, reagierten die Lkw-Fahrer freundlich. Eine Wiederholung sei geplant, sagt Arbeitskreis-Sprecher Ingo Scholz. Außerdem wolle man bei der Eindämmung des Lastwagenverkehrs nicht auf die Behörden warten, sondern jetzt schon tun, was mit eigenen Mitteln möglich ist. Transportunternehmen werden angeschrieben mit der Bitte, das Fahrpersonal auf die Meidung der Ortsdurchfahrt Winterhausen hinzuweisen.

Bei der ersten Handzettel-Aktion an einem Werktag-Nachmittag quälten sich auch Schlangen von Pkw durch den Ortskern. Das Fahrzeugaufkommen hat wohl auch wegen der aktuellen Bauarbeiten und Sperrungen auf der B 13 zwischen Randersacker und Sommerhausen und der Umleitung über Heidingsfeld zugenommen. Viele Fahrer bleiben deshalb auf dem Weg von Ochsenfurt nach Würzburg gleich auf der linken Mainseite, vermutet Ingo Scholz.

 
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Kommentare
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  • C. L.
    Es ist zwar eine nette Geste, aber diese Gummibärchen enthalten Gelatine, die nicht jeder will oder verträgt.
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  • G. B.
    Auf welche Strecke sollen die LKW denn ausweichen?
    Seit gefühlt 1/2 Jahr ist die B13 bei Eibelstadt in Fahrtrichtung Würzburg gesperrt.
    Vermutlich ist das Problem, wenn dann irgendwann mal wieder frei ist, gar nicht mehr so groß.
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  • A. S.
    Sie kennen wohl die Gegebenheiten nicht, wer von Ochsenfurt kommend nach Würzburg will kann über die Winterhäuser Mainbrücke und dann rechts abbiegen nach Würzburg. Damit ist dann die enge Ortsdurchfahrt bereits umfahren. Und aus Würzburg kommend kann der Verkehr ebenfalls über die Brücke und die B13 Richtung Ochsenfurt geleitet werden und bei Goßmannsdorf führt auch eine Brücke auf die andere Mainseite.
    Ich selbst habe erst letzte Woche einen LKW gesehen der von Heidingsfeld kam, durch Winterhausen fuhr und am Ende der Umgehungsstraße bei Goßmannsdorf links über die Goßmannsdorfer Brücke zur B13 abbog.
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  • G. B.
    Und von Gossmannsdorf aus geht es halt mal am besten über Winterhausen nach Würzburg....und nicht 2 mal über Brücken und etliche Kreisel und Umwege. Das weiß halt jedes Navi auch....
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  • M. M.
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  • M. F.
    Na da freuen sich aber auch alle darüber. Das ist doch ein extra Lockmittel um durch Winterhausen zu fahren wenn es dafür sogar noch Süßigkeiten gibt. Nur das es untauglich ist um an der Situation etwas zu ändern. Ich hatte schon vorgeschlagen das Autos versetzt parken (nur da wo es natürlich erlaubt ist weil es kein Park oder Halteverbot gibt). Dann kommen die Laster nicht mehr durch. Das bringt was. Süßigkeiten verteilen bringt nichts.
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  • C. H.
    an solche Aktionen (versetzt parken) kann ich mich in Karlburg erinnern.
    Erfolg war der fast totale Stillstand im Ort, verbunden mit entsprechenden Abgaswolken.
    Das war nicht wirklich zielführend....
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  • M. M.
    Lieber unbekannter Mainkommentar,
    da haben Sie was missverstanden. Unsere Aktion dient dazu, die Problematik weiter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Nur dadurch können wir die zuständigen Behörden dazu bringen, diese untragbare Situation endlich zu beenden. Wir sehen es genau so, dass parkende Autos die Situation für die Anwohner nur verschlimmern.
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