
Um sich im deutschen Behördendschungel zurechtzufinden, nehmen viele Neuankömmlinge in Würzburg die Hilfe des Projekts "Willkommen in Würzburg" des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Anspruch. Ehrenamtliche Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittler begleiten dabei die Geflüchteten bei Behördengängen, Arztbesuchen, Terminen in Schulen und Kindertagesstätten und vielen anderen wichtigen Angelegenheiten. Doch wer sind die Menschen, die dahinter stecken?
Seit 2021 wird das Projekt von Yuliya Zhinova koordiniert, die selbst 2012 als Au-pair aus Kasachstan nach Deutschland kam und sich später für ein Studium der Sprachwissenschaften an der Universität Würzburg entschied. "Als ich nach Deutschland kam, war ich selbst in einer ähnlichen Situation und weiß, wie überwältigend es sein kann, sich in einem neuen Land zurechtzufinden", sagt Yuliya. "Deshalb ist es mir so wichtig, anderen zu helfen."
Wie werden die Ehrenamtlichen gefunden?
Die ehrenamtlichen Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittler, die Zhinova koordiniert, sind eine bunte Mischung aus Studierenden, Rentnern und Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger in Deutschland leben. "Aktuell stehen 63 Sprachmittlerinnen und Sprachmittler für 32 Sprachen zur Verfügung", sagt Zhinova. Die Nachfrage nach bestimmten Sprachen wie Amharisch, Urdu und Somali sei hoch, "aber wir haben oft Schwierigkeiten, genügend Sprachmittler für diese Sprachen zu finden", erklärt sie. "In solchen Fällen versuchen wir, Lösungen zu finden, indem wir Übersetzungen telefonisch durchführen"
Die Sprach- und Kulturmittler würden oft durch persönliche Empfehlungen gefunden. "Privatpersonen oder Menschen, die in Behörden arbeiten, kennen oft jemanden, der übersetzen kann, und geben dann meine Kontaktdaten weiter", sagt Zhinova. Außerdem mache sie als Lehrbeauftragte an der Uni Würzburg Werbung für das Projekt.
Herausforderungen und Lösungen
Die Arbeit der ehrenamtlichen Sprach- und Kulturmittler sei nicht ohne Herausforderungen. Viele der Freiwilligen arbeiten Voll- oder Teilzeit oder studieren, was bedeutet, dass sie nicht immer verfügbar sind. Außerdem gebe es bestimmte Bereiche wie Krankenhäuser oder im Gericht, in denen die Sprachmittlung aufgrund des Fachjargons und der hohen Verantwortung, die sie mit sich bringen, besonders schwierig sei. Daher vermittelt das Projekt derzeit keine Sprachmittler für diese Bereiche.
"Für psychosoziale Beratungsgespräche haben wir jedoch eine spezielle Schulung für unsere Sprachmittler eingeführt", erläutert Zhinova. "Diese mehrtägigen Lehrgänge bereiten sie auf belastende Inhalte und die adäquate Übersetzung in solchen Settings vor."
Wie finanziert sich das Projekt?
Das Projekt sei auf Mischfinanzierung angewiesen, unter anderem durch kommunale Zuschüsse. Zusätzlich seien etwa 5000 Euro an jährlichen Spenden nötig, um die Kosten zu decken. Die Finanzierung sei oft zeitlich begrenzt, da es sich um Projektfinanzierung handele.
Für die Menschen, die das Angebot des Projektes in Anspruch nehmen, seien die Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittler ein echter Lichtblick. "Ohne diese Unterstützung wäre es für viele von ihnen nahezu unmöglich, wichtige Behördengänge oder Arztbesuche zu bewältigen", betont Zhinova. "Es ist eine große Erleichterung für sie, jemanden an ihrer Seite zu haben, der ihre Sprache spricht und ihre Kultur versteht."