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Würzburg
Wildpinkler am Würzburger Mainkai: Anwohner haben die Nase voll
Der Ansturm der Menschen auf den Mainkai bleibt ungebrochen. Anwohner beschweren sich über Partylärm und Wildpinkler und fühlen sich dabei von den Behörden im Stich gelassen.
Blick auf das Porta Lingnorum in der Kärrnergasse 12. Passanten pinkeln immer wieder in den Durchgang, der von der Innenstadt an den Main führt.  
Foto: Patty Varasano | Blick auf das Porta Lingnorum in der Kärrnergasse 12. Passanten pinkeln immer wieder in den Durchgang, der von der Innenstadt an den Main führt.  
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Steffan Assian ist genervt: "Jeden Tag, wenn ich meine Haustüre öffne, stehe ich in einer Mischung aus Urin, Kippen und manchmal auch Erbrochenem. "Seit längerem verschmutzen Wildpinkler und Passanten den Durchgang vor seiner Haustüre in der Kärrnergasse zum Mainkai, mit Müll und anderen Hinterlassenschaften. 

Der Heilpraktiker aus Würzburg wohnt und arbeitet über dem sogenannten "Porta Lingnorum",wie der Durchgang genannt wird, und veranstaltet dort auch regelmäßig Seminare in den darüberliegenden Praxisräumen in der Kärrnergasse. Er schäme sich, wenn seinen Patienten oder Seminarteilnehmern eine Mischung aus Kippen und Urin entgegen strömt.

Der Abschnitt zwischen Alter Mainbrücke und Mainkai hat sich während Corona zur Hotspot Party-Meile entwickelt. Vor allem bei schlechtem Wetter versammeln sich die Menschen am Holztor und hinterlassen dort eine Spur der Verwüstung. Von der Stadt und dem Ordnungsamt fühlt sich Assian im Stich gelassen. Wenn er die Passanten selbst zur Rede stelle, gingen diese ihn bösartig an oder bedrohten ihn gar. 

"Hier findet ein Katz- und Maus-Spiel mit den Behörden statt."
Staffan Assian, Anwohner und Heilpraktiker aus der Kärrnergasse. 

"Hier findet ein Katz- und Maus-Spiel mit den Behörden statt", meint Assian. Nach mehreren Beschwerden haben Polizei und Ordnungsamt das Holztor zwar regelmäßiger und auch in den Abendstunden kontrolliert, gelöst sei das Problem damit allerdings nicht, sagt Assian. 

Im Durchgang 'Porta Lingnorum' von der Kärrnergasse zum Mainkai finden sich Spuren von Urin und Unrat wieder. Der Eigentümer ist verärgert und sieht die Zuständigkeit bei der Stadt Würzburg.
Foto: Steffan Assian | Im Durchgang "Porta Lingnorum" von der Kärrnergasse zum Mainkai finden sich Spuren von Urin und Unrat wieder. Der Eigentümer ist verärgert und sieht die Zuständigkeit bei der Stadt Würzburg.

Pressesprecherin Claudia Lother meint auf Anfrage dieser Redaktion: "Es liegt in der Natur der Sache, dass niemand ans Wildpinkeln denkt, wenn das Ordnungsamt in Sichtweite ist." Wildpinkeln auf öffentlichen Wegen wird in Würzburg mit einem Verwarngeld von 35 Euro bestraft. Auf die Frage, ob höhere Bußgelder das Problem lösen würden, meint Lother: "Grundsätzlich wäre die Verhängung erhöhter Bußgelder denkbar." Die Bedingung dafür sei jedoch, dass der Verursacher auch auf frischer Tat ertappt werde.

Intensive Reinigungen werden nicht von den Stadtreinigern abgedeckt

Generell habe die Stadt aber nur begrenzten Spielraum, um etwaige Verstöße zu ahnden, meint Lother weiter. Beim Holztor handelt es sich um einen privaten Durchgang, der aber von Passanten genutzt werden darf. Im Gegenzug hat sich die Stadt vertraglich dazu verpflichtet, die Unterhaltung, Reinigung und Instandsetzung der Passage zu übernehmen. 

Die Stadtreiniger Würzburg säubern derzeit zweimal pro Woche den Fußgängerdurchgang, sagt Lother. Intensive Reinigungen, die jedoch einen Dampfstrahler erfordern, werden von den Stadtreinigern nicht abgedeckt. 

Toilettensituation hat sich verschärft 

Durch die coronabedingte Schließung der Gasstätten und den damit verbunden Ausfall der "netten Toiletten", habe sich die Toilettensituation in der Stadt verschärft, meint Lother. Die öffentlichen Toiletten seien jedoch weiterhin geöffnet, vorausgesetzt es finden keine Reinigungen oder Reparaturen statt.

Die Toiletten im Parkhaus Alter Kranen waren jedoch sehr wohl zwischenzeitlich geschlossen. Die Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG), welche die öffentlichen Toiletten im Parkhaus Alter Kranen betreibt, erklärten dieser Redaktion gegenüber, dass diese aufgrund der "Corona-bedingten schlechten Frequentierung des Parkhauses" vorübergehend geschlossen wurden. Seit einigen Wochen seien diese jedoch wieder geöffnet.

Um gegen das Wildpinkeln vorzusorgen, empfiehlt die Stadt dem Eigentümer eine hellere Beleuchtung im Durchgang anzubringen. Das halte erfahrungsgemäß davon ab, sagt Lother. Eine Videoüberwachung durch die Stadt, wie von Anwohnern vorgeschlagen, dürfe - wenn überhaupt - nur vom Eigentümer selbst angebracht werden.

Um öffentlich zugängliche Plätze jedoch zu überwachen, bedarf es einiger Voraussetzungen, erklärt Thomas Wittmann, vom Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht, auf Anfrage dieser Redaktion. Der Kamerabetreiber muss dafür plausible Gründe darlegen, weshalb andere Alternativen nicht ausreichen. Das vereinzelte Urinieren mag zwar unangenehm für den Eigentümer sein, jedoch stelle es noch keinen schwerwiegenden Grund für eine Überwachung dar, sagt Wittmann.

Videoüberwachung nicht ausgeschlossen

Die Stadt Würzburg habe sich außerdem zur Unterhaltung, Reinigung und Instandsetzung verpflichtet. Dem Eigentümer würden dadurch etwaige Schäden ersetzt werden, meint Wittman weiter, was gegen eine Überwachung spreche. Bei einer genaueren Prüfung des Falls, sei es allerdings nicht auszuschließen, dass Kameras angebracht werden können. Jede Videoüberwachung sei eine Abwägungsentscheidung. Er rät dazu, mehr mobile Toiletten aufzustellen.

Auch der Partylärm in den frühen Morgenstunden belaste die Anwohner zusehends, wie Assian stellvertretend für seine Nachbarn anmerkt. Durch Corona habe sich die Situation deutlich verschärft und die Massen konzentrieren sich seit Wochen auf diesen Bereich. 

Als letzte Alternative bleibe Steffan Assian nur die Schließung des Durchgangs: "Ich hatte schon überlegt, eine Garage daraus zu machen und den Vertrag mit der Stadt zu kündigen." Er wolle den Menschen aber den Zugang zum Main eigentlich nicht versperren. Gegen das Feiern habe er grundsätzlich nichts: "Ich verstehe die jungen Leute ja, aber was zu viel ist, ist zu viel". 

 
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  • Walger14591609
    Würzburg macht halt wieder richtig Spaß!

    Und wie wir stets zu ergänzen pflegten: Fragt sich halt nur, wem?

    Sind wir froh, dass wir nicht mehr fast am Alten Kranen wohnen. Dieses Gschwerl endlich los zu sein, ist sehr befreiend.
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  • WueMich
    Unabhängig davon, dass so ein Verhalten natürlich überhaupt nicht in Ordnung ist, gibt es m. E. viel zu wenig öffentliche Toiletten in Würzburg. Und die wenigen vorhandenen sind sehr schlecht ausgeschildert. Hier besteht unbedingt Handlungsbedarf.
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  • saufhauerl
    Steffan Assian: Pfeif auf die Leute, Bau Deine Garage, dann ist Ruhe!
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  • Nachtrag: früher wurden die Würzburger "Meebrunzer" genannt!
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • webewue
    Dann sollten am Main derartige Geräte aufgestellt werden:
    https://www.google.com/search?client=firefox-b-m&biw=360&bih=612&tbm=isch&sxsrf=ALeKk01h3myypfMS_c_F-M8PnheTiIBcng%3A1622219830980&sa=1&q=pissoir+mobil&oq=pissoir+mobi&aqs=mobile-gws-lite.0.0l3#imgrc=GGyBIFknJu_nhM
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  • Auf Facebook werden immer wieder Fotos vom ach "so schönen alten Würzburg" gezeigt und dann bedauert,dass es das nicht mehr gibt. Kanalisation gab's in Würzburg erst seit den späten 1890 Jahren. Wie muss nur dieses "schöne.alte Würzburg" gestunken haben, als man seine Notdurft erst im Nachttopf verrichtete und den dann vom Fenster auf die Straße entleerte! Wer dann da zufällig vorbeilief war wirklich beschissen dran. Überall nur Plumpsklos im Hof, selbst die Residenz hatte nur 2 Plumsklos für Gäste, die es deshalb vorzogen, im Hofgarten zu urinieren. In der ganzen Stadt gab es keine öffentlichen Toiletten, sog.Wildpinkler waren deshalb in jeder Gasse -es gab nur sehr wenige Straßen - anzutreffen. Vor allem in all den Durchgängen: am, den Kürschnerhof bis 1894 versperrenden Landgericht, am Burkardertor noch bis in die 1970er Jahre, am Holztor usw. hat es fürchterlich gestunken! Da sind die heutigen Problemchen überhaupt nichts dagegen.
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  • rolandroesch@web.de
    Zu wenig Toiletten im gesamten Stadtgebiet sind das selbstgemachte gewollte Versäumnis der Stadt weil sie sehr hohe Unterhalt und Reinigungkosten dadurch spart. Toiletten in Würzburg sind 99% alle unterirdisch zugänglich und für behinderte Menschen bleibt ja Dm, Drogerie Müller für Windel zu kaufen. Die Stadt macht es sich nicht einfach sondern gar gar nix. Rathaus sind gut beschildert daher einen Toiletten Aufkleber auf jeden Schild im,um,ans Rathaus sein Geschäft verrichten erwünscht.
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  • Kluespies
    Vielleicht hilft das
    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/einsatz-von-speziallack-st-pauli-pinkelt-jetzt-zurueck/11451474.html
    viel Spaß!
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  • dieter.hanakam@Kanzlei-hanakam.de
    Das Problem ist nicht neu. Anwohner in der Sanderstraße, um den Markt herum und an weiteren "Hotspots" kämpfen seit Jahren dagegen. Stadt: Schulterzucken, Polizei: kein Personal.
    Vor kurzem: Auf der Juliuspromenade wird Freitag/Samstag Bier und anderes to go ausgeschenkt. Publikum geht in die angrenzenden Gassen zum urinieren, auch Frauen. Auf Ansprache kommt persönliche Bedrohung. Es liegt am Publikum, das leider immer primitiver wird.
    Zumachen das Ding. Andere Sprache wird nicht mehr verstanden. Weichspüler mit Schildern und Toilettenwagen, nutzlos.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Eine weitere Möglichkeit, diese Asoziale zu stoppen, wäre, Schilder anzubringen, auf denen steht:

    "Achtung! Videoüberwacht! Aufnahmen werden bei Facebook online gestellt!" ...
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  • peterlesbub
    Oder vielleicht einen kleinen smarten Elektrozaun, der auf Flüssigkeit zurückschlägt
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Noch besser:

    Eine Einrichtung, die auf "bestimmte Vorkommnisse" reagiert und die Leute von oben duscht ...
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  • info@softrie.de
    Wenn das Problem doch bekannt ist, wieso dann nicht einen Klowagen einer Gemeinde anmieten und dort aufstellen? Die Mieten sind sehr günstig und ja, es muss auch gereinigt werden. Die Partygänger werden nicht aufhören, das kann ich schon verstehen.

    Im Übrigen wissen bestimmt viele nicht, wo die nächste Toilette ist. Auch hier sollte man ein großes Schild anbringen und auf die Tiefgarage hinweisen.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Man kann das aber auch anders angehen:

    Nicht soviel saufen, dann drückt auch die Blase nicht und man muss auch nicht kübeln wie blöd!

    Denn was dort und an anderen Orten statt findet, ist nichts anderes als wie ein Saufgelagere!
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  • info@softrie.de
    Wir fordern Respekt gegenüber der Jugend, wollen aber den Feierwillen der Jugend nicht respektieren. Doppelmoral!
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Also, der Satz kommt jetzt (einzig und alleine) von Ihnen ...
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  • matthiasr
    Übrigens hat man das Problem in Sankt Pauli sehr kreativ gelöst...

    https://www.dailymotion.com/video/x2ixnsk

    ...mit peeback-Farbe
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  • matthiasr
    Einfachste Möglichkeit, wenn es ein privater Durchgang ist, ihn einfach zu schließen!
    Sollen sie halt außenrum latschen!
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  • kej0018@aol.com
    @matthiasr

    Das Problem ist, daß alle anderen dann ebenfalls aussenrum laufen müssen.

    Meiner Ansicht nach hilft nur eines gegen pissende Rüpel ubnd abfallwütige Ferkel: Polizeistreife zu Fuß, gerne auch mit Hund, aber nicht nur einmal im Monat und nicht auf die andere Straßenseite schauen, wenn Knatsch droht, sondern Tickets verteilen, die auch richtig weh tun..
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