Die frisch sanierte Spitalanlage mit ihren 600 Jahren Baukultur gab die Kulisse. Als Kunstwerk für sich und als eine der Keimzellen der Stadt Ochsenfurt präsentierte sie stolz Bürgermeister Peter Juks den zahlreichen Gästen, darunter viele der politischen Akteure vom Stadtrat bis zum Landtag. Es war der Dank des Hausherrn für die Unterstützung bei fünf Millionen Euro Baukosten.
Die Führung von Restaurator Siegfried Scheder als Teil des abendlichen Programms weckte einmal mehr Begeisterung und Erstaunen für das bauliche und geschichtliche Kleinod. Dass hinter dem Erhalt des Baudenkmals "Spital" mit dem Förderverein Spital-Ehrenhof einmal mehr bürgerschaftliches Engagement steht – Landrat Thomas Eberth wusste es zu würdigen: Maßgeblich mit Kultur-Veranstaltungen war es dem Verein um die Vorsitzende Renate Lindner gelungen, Geld für dringende Maßnahmen und gleichzeitig Öffentlichkeit und Politik zu gewinnen. Stand diesmal das Bauwerk im Mittelpunkt, freue er sich sehr, dass der Landkreis mit dem Museum "Main und Mensch" schon bald "um eine ganz besondere Ausstellung reicher wird", so Eberth.
Hineingeswingt in die pralle Kultur mit Gautracht und süßen Ochsenfurter Zuckerrüben hatte das Ochsenfurter SAX-tett mit vergnügt frechem Spiel. Für Kulturreferentin Renate Lindner sind sie eines der Aushängeschilder für die Stadt. Für ein anderes kulturelles Highlight starten gerade die Proben: Joseph Haydns "Schöpfung". Das Oratorium ist das nächste großes Chorprojekt für Soli, Chor und Orchester unter der Gesamtleitung von Professor Wolfgang Kurz, die Aufführung im Kultursommer 2024.
"Mee-Martre" und die Wiederentdeckung des Malers Rudolf Hirth
Während im Spitalhof Mitglieder der Künstlergruppe Ox.Art und Kunsthandwerkerinnen in Aktion ihr Schaffen bei einem "Mee-Martre" zeigen, führt Kulturreferentin Lindners kleiner Überblick über die Ochsenfurter Kulturschaffenden hin zu Rudolf Hirth. Die große Ausstellung in der Spitalkirche zeigt ihn "als bedeutendem Landschaftsmaler mit großer Verbundenheit zu seiner mainfränkischen Heimat". Zu seinem 100. Geburtstag ist er eine Wiederentdeckung, über die sich nicht zuletzt die anwesenden Söhne sehr freuten: Schauspieler und Regisseur Hannes Hirth (Winterhausen) und Schriftsteller Matthias Hirth (München) sowie in der Enkel-Generation Schauspielerin Mascha Obermeier mit dem einjährigen Jonas.
Sehr sehenswerte, detailreiche Ansichten Ochsenfurts und der Umgebung, Portraits, Skizzen und Plastiken sind zu sehen. Herzstück der Ausstellung – am Altartisch lehnend – sind Rudolf Hirths Friedenstauben. Gelb und Blau sind die zentralen Farben – es sind die Farben der Ukraine, verweist Lindner. Hirth hatte den Zweiten Weltkrieg, Verwundung und Gefangenschaft in Russland erlebt. Wortkünstler Jürgen Schuhmann trug zuletzt "Feuer" bei, das das trockene Land bedroht. Nicht, dass es nicht genug Wasser gäbe, wie er schließt: "Es gibt nur zu viele Brandstifter". Der Ochsenfurter hat gerade den Band "Rostige Zeiten" mit Lyrik und Wortbildern veröffentlicht.
Ein Überblick zu allen Veranstaltungen des 33. Kulturherbstes, der jeweils im Landratsamt koordiniert wird noch bis zum 15. Oktober mit einer breiten Palette aus allen Kunstsparten aufwartet, ist im 150 Seiten starken Programmheft zu finden. Es liegt in den Gemeinden aus und steht zum Download bereit unter www.landkreis-wuerzburg.de/kulturherbst.
Die Rudolf-Hirth-Ausstellung in der Ochsenfurter Spitalkirche, Spitalgasse, ist noch bis 8. Oktober täglich von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Die Künstlergruppe Ox-Art betreibt ihren Kunstmarkt "Mee-Martre" ist bis einschließlich 3. Oktober unter den Arkaden im Spitalhof.
Sänger und Solisten, die am Chorprojekt "Die Schöpfung" von Joseph Haydn interessiert sind, bekommen bei Renate Lindner nähere Informationen, unter Tel. (0176) 554 818 53 oder Email: lindner.ochsenfurt@web.de.