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Güntersleben
Wie SPD-General Kevin Kühnert am Faschingsdienstag Genossen und Gäste in Güntersleben begeistert
Er poltert nicht. Er ist auch kein Stammtisch-Redner. Dennoch schafft es SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert in Güntersleben, Parteifreunde und Gäste zu begeistern.
'Klare Kante' sollte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert am Faschingsdienstag in Güntersleben zeigen - und enttäuschte nicht. 
Foto: Thomas Obermeier | "Klare Kante" sollte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert am Faschingsdienstag in Güntersleben zeigen - und enttäuschte nicht. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:49 Uhr

Am Rathaus in Güntersleben wummern am Faschingsdienstag die Bässe. Junge Leute springen und tanzen zur Musik. Ein paar Straßen weiter in der kleinen Schulturnhalle in der Weinbergstraße dröhnt auch der Lautsprecher. Ein technisches Problem, das die Genossen des SPD-Ortsvereins aber in den Griff bekommen. Zumindest als SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert mit seiner Rede beginnt, ist das Wummern vorbei. Aber nur im Lautsprecher.   

Für den Politiker aus Berlin ist der Faschingsdienstag in Bayern ein normaler Werktag. Für den stellvertretenden SPD-Bürgermeister und Ortsvereinsvorsitzenden Gerhard Möldner ist er das nicht. Kurz nutzt er auch die Chance zu zeigen, dass er neben politisches auch Faschings-Talent hat. Die gut 180 Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßt er mit einer Büttenrede auf gut Fränkisch.

Genossinnen und Genossen unter sich: In Güntersleben begrüßten führende SPD-Politiker und Politikerinnen aus Stadt und Landkreis Würzburg ihren Generalsekretär Kevin Kühnert. 
Foto: Thomas Obermeier | Genossinnen und Genossen unter sich: In Güntersleben begrüßten führende SPD-Politiker und Politikerinnen aus Stadt und Landkreis Würzburg ihren Generalsekretär Kevin Kühnert. 

Welche Botschaften SPD-Generalsekretär Kühnert am Faschingsdienstag hat   

Es ist nicht das erste Mal, dass Kevin Kühnert den Faschingsdienstag im Landkreis Würzburg verbringt. Vor vier Jahren war er auf der anderen Mainseite in Zell, um dort als Bundesvorsitzender der Jusos den jungen SPD-Kandidaten im Bürgermeisterwahlkampf zu unterstützen. Schon damals ließ er anklingen, Fasching sei nicht sein Ding. Und auch in Güntersleben gibt er keine Schüttelreime zum Besten. "Es ist eine Zeit, in der eine Faschingsdienstagsrede anders ausfällt als noch vor zehn Jahren", sagt er. 

Um es vorweg zu nehmen: Kühnert wird nicht poltern. Er wird nicht, wie es zu Beginn der Fastenzeit bei der CSU-in Passau üblich ist, in Stammtisch-Manier verbal auf den politischen Gegner eindreschen, sondern feinfühlig erklären, klare Kante zeigen und dabei durchaus auch selbstkritisch auf die SPD blicken.

"Die SPD ist das Bollwerk gegen Faschischmus."
Freya Altenhöner, SPD-Vorsitzende in Würzburg

Dass deren schlechtes Abschneiden bei der Landtagswahl in Bayern "auch Fragen an uns richtet", ist sich SPD-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib bewusst. Auch, dass seine Partei Antworten geben muss. 

Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität - die sozialdemokratischen Grundwerte - würden Antworten auf die Fragen unserer Zeit geben, "nicht Hass und Hetze", ist Würzburgs SPD-Vorsitzende Freya Altenhöner optimistisch: "Die SPD ist das Bollwerk gegen Faschismus." Dass "Populismus keine Fragen löst", diese politische Botschaft geben auch die Musiker Michael Fritz und Olli Thedieck von der Band Castle Ghosts aus Rimpar in ihrem Lied "Fünf vor zwölf".

Wie SPD-General Kühnert das Problem dieser Gesellschaft skizziert

"Wir dürfen uns nicht ins Schneckenhaus zurückziehen, sondern müssen im Gespräch bleiben, auf die Stimmung im Land reagieren", nimmt Kühnert den Refrain der Musiker auf und sagt zu einem Geheimtreffen radikaler Rechter in Potsdam: "Man muss sie ernst nehmen, wenn sie ihre Phantasien äußern." Noch unter dem Eindruck der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 31. Januar im Deutschen Bundestag zitiert der 34-Jährige die Auschwitz-Birkenau-Überlebende Eva Szepesi: "Die Shoah begann nicht mit Auschwitz. Sie begann mit Worten. Sie begann mit dem Schweigen und dem Wegschauen der Gesellschaft."

Fotoserie

Es sind ernste Töne, die der SPD-Generalsekretär spricht. Das leichte Dahinschmettern politischer Parolen ist nicht sein Stil. Das ist aber auch das, was das Publikum, etwa die Hälfte sind SPD-Mitglieder, am Faschingsdienstag zum Ausklang der Narretei hören möchte. "Das ist Balsam für die sozialdemokratische Seele", sagt ein Genosse im Publikum, weil Kühnert die Erfolge der viel gescholtenen SPD vermittelt - vom Mindestlohn und Kindergeld bis hin zum Rentenpaket in diesem Sommer, "das nicht der Knall aus dem All sein wird, aber die SPD ist die letzte Partei, die sich noch für die Rentenversicherung einsetzt, während alle anderen nur noch von privater Vorsorge reden". 

Wie SPD-Generalsekretär Kühnert die Kommunikation der SPD bewertet

'Auch wenn manches scheiße läuft, löst Populismus keine Fragen', sangen Michael Fritz und Olli Thedieck.
Foto: Thomas Obermeier | "Auch wenn manches scheiße läuft, löst Populismus keine Fragen", sangen Michael Fritz und Olli Thedieck.

Am Ende dann vielleicht die entscheidenste Frage aus dem Publikum: "Wie können wir unsere Kommunikation verbessern?" Kühnert gibt zu, dass es nicht die eine Lösung gebe, aber es auch nicht sein kann, dass nach Wochen intensiver Debatten über Haushaltseinsparungen plötzlich verkündet wird, Landwirte bekommen weniger. "Das ist keine gute Kommunikation, weil niemand nachvollziehen kann, dass diese Entscheidung gerecht abgewogen ist", sagt er und verspricht: "Dass wir in einem Hochkommunikationszeitalter mit Methoden von vorgestern arbeiten: das wird nicht so bleiben."      

Die Genossen und Genossinen, die Gäste, danken es ihm mit minutenlangem stehenden Applaus - und andere mit ihrer Unterschrift auf einem Mitgliedsformular.

 
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  • Willi Rößner
    Die Poltiker-Qualifikation betrifft nicht allein den "Fall Künert", sondern alle Parteien. Einige Parteien aber besonders stark. Von 21 EU- Abgeordneten der Grünen geben 12 keinen Lebenslauf an??? Von den übrigen Abgeordneten geben 4 an, einen Abschluss zu haben. Drei geben an, ein Studium zu haben, verweisen aber auf keinen Abschluss??? Nur einer, Herr Martin Häusling, hat eine Berufsausbildung und eine nachgewiesene Berufsleistung in der Landwirtschaft vorzuweisen.
    Eloquenz, wie z. B. auch bei Herrn Künert sind kein Nachweis für Fähigkeiten. Nicht an großen Worten, sondern an Leistungen ist die Messlatte anzulegen.
    Das Parlament sollte die Bevölkerung abbilden, nämlich Handwerker, Bauern, Unternehmer, Werktätige usw. Aber nur ein ganz bestimmter Personenkreis ohne Berufsleistung bedient sich derzeit am Futternapf der EU.
    https://www.europaparl.europa.eu/meps/de/full-list
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  • Dietmar Eberth
    Sie haben recht. Zuallererst sollten die Juristen gedeckelt werden.
    13,7 Prozent der Abgeordnete sind Juristen/Steuerberater/Unternehmensberater, aber nur 1,4 Prozent der Bevölkerung. 5,8 Prozent sind Hausfrauen/Hausmänner aber nur 0 Prozent der Abgeordneten.
    Wo bleibt die Quote?
    https://www.bz-berlin.de/deutschland/unsere-politiker-sind-fast-nur-beamte-und-juristen
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  • Karl Weeth
    Es ist sicherlich bemerkenswert, dass eine Person ohne Schulabschluss eine verantwortungsvollere Rede halten kann als jemand mit einem Doktortitel in Jura. Dies wirft jedoch die Frage auf, ob eine Promotion automatisch mit einem höheren Maß an Verantwortungsbewusstsein oder rhetorischem Geschick einhergeht. Eine akademische Ausbildung kann zweifellos dazu beitragen, das analytische Denken und die Fachkenntnisse einer Person zu verbessern, aber es gibt viele andere Faktoren, die die Fähigkeit einer Person beeinflussen, verantwortungsbewusst zu handeln oder überzeugend zu sprechen. Letztendlich ist es nicht der formelle Bildungsabschluss, der zählt, sondern die persönlichen Qualitäten, die jemand mitbringt, wie Empathie, Integrität, kommunikative Fähigkeiten und die Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu erklären und überzeugend zu vertreten.
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  • Willi Rößner
    Wir brauchen Handwerker nicht Mundwerker!
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  • Karl Weeth
    Das eine schließt das andere aber nicht zwangsläufig aus.
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  • Georg Ries
    täuscht das, oder übermannen den Redakteur wieder einmal seine politischen Vorlieben? 🤔🤪
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  • Gerhard Kreßmann
    Es verwundert mich doch ein wenig, dass jemand der keinen Schulabschluss hat, eine verantwortungsvollere Rede halten kann als ein promovierter Jurist.
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  • Helga Scherendorn
    @Kressman, Kühnert hat in einem Callcenter gearbeitet, da war er fast 2 Jahre in der freien Wirtschaft, hat also eine "gute" Arbeitsleistung. Was lernt man da? Leute vollquatschen und zu überreden, mehr nicht!
    Außer reden kann er nichts, und was er redet ist Unsinn
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  • Dietmar Eberth
    "Außer reden kann er [Kühnert] nichts, und was er redet ist Unsinn"

    Das ist das Berufsbild ALLER Generalsekretäre. Außer viel reden machen die nichts. Schauen Sie sich an:
    Martin Huber (CSU), vorher Stephan Mayer
    Carsten Linnemann (CDU), vorher Paul Ziemiak
    Gregor Voht (FW)
    Bijan Djir-Sarai (FDP)
    Emily May Büning (Grüne)

    Kennen Sie irgendwelche "Taten" der aktuellen Generalsekretäre außer ihrem Gequatsche?
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  • Helga Scherendorn
    @Dietmar, es ist aber schon ein Unterschied, ob jemand eine Ahnung von dem hat, was er verzapft, oder eben nicht!
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  • Dietmar Eberth
    Gilt das auch für geschreibsel von anderen ? "Martin Huber (CSU) verzichtet nach Plagiats-Prüfung auf Doktortitel"
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  • Helga Scherendorn
    richtig Dietmar, aber er hat es wenigstens versucht!
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  • Michael Albert
    Finden Sie es etwa richtig, dass Martin Huber versucht hat zu betrügen? Passt.
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  • Helga Scherendorn
    oh Albert, er hat wenigstens seinen Doc versucht. Ob er wissentlich mit Vorsatz betrogen hat, ist gar nicht bewiesen. Aber wenn wir schon mal dabei sind, was ist mit Scholz von deiner SPD, kann er sich wieder erinnern?
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  • Peter Bartosch
    "Ob er wissentlich mit Vorsatz betrogen hat, ist gar nicht bewiesen."

    Oh Helga, das ist nicht nur ein Schenkelklopfer sondern ganz viele wert.
    Ob ich einen Dr. habe oder ob ich mich Dr. nenne , weiß ich, besser gesagt doch Hr. Huber am allerbesten. Aber dies hin zu stellen, dass das nicht bewiesen ist, ist schon derart von dreist. Machen Sie das mit Absicht???
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  • Hiltrud Erhard
    Der zuständige Promotionsausschuss hatte laut Mitteilung der LMU letztlich zwar keine "nachgewiesene Täuschung" gesehen, aber festgestellt, "dass die Handhabung der Formalia als wissenschaftliche Technik nicht den wissenschaftlichen Anforderungen an eine Dissertation entspreche".

    CSU-Generalsekretär Martin Huber verzichtet auf Doktortitel
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/csu-generalsekretaer-huber-verzichtet-auf-doktortitel,TMsWOoM

    Das heißt keine Täuschung, unsauber zitiert! Freiwilliger Verzicht!

    Also Leute, lasst bitte die Kirche im Dorf!
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  • Roland Albert
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Andreas Gerner
    Publikum Altersdurchschnitt knapp 60 ?

    Geht ja noch. Neulich in Bad Königshofen auf SPD Veranstaltung mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas waren es noch mal 10 Jahre mehr. Der Personenaufzug neben den 10 Treppenstufen im Kurzentrum ist an dem Tag wohl so viel gefahren, wie sonst im ganzen Jahr nicht.

    Vielleicht liefert das Rückschlüsse über die Zukunft der SPD ?

    Vielleicht war den meisten jungen Leuten Fasching einfach wichtiger als SPD Blabla ?

    -

    Aufschlussreich die Entwicklung der Wahlabsicht der Bevölkerung:

    Aktuell 15,2 % nach 25,7% zur Bundestagswahl.

    Alle Achtung. Satte 10,5% verloren in gut 2 Jahren Ampel Regierung. Am besten noch bis zur regulären Wahl Herbst 2025 so weitermachen, dann kommt die 5er Hürde nahe...

    Man darf gespannt sein, ob dann kurz vor der Wahl die kürzlich gestrichene Grundmandatsklausel doch eilig wieder reaktiviert wird...
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  • Dietmar Eberth
    "Publikum Altersdurchschnitt knapp 60 ?"

    Da geben SPD und CDU/CSU nicht viel. Vorwiegend Ältere ab 50 Jahre wählen SPD, CDU/CSU.
    Sie können sich vorstellen was die vorwiegend jüngeren Wähler wählen: FDP/Grüne

    https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2021-09-26-BT-DE/umfrage-alter.shtml
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  • Roland Rösch
    SPD ist eine Partei die sich selbst abschafft und das ist sehr beschämend wenn man die Geschichte seit Gründung der Parteien mal ansieht. Unglaublich das ganze.
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