Ein aufwendiges Musikvideo produzieren oder einen plastikfreien Laden eröffnen und damit etwas für die Umwelt leisten – gute Ideen haben Gründer und Kreative oft, doch wie finanziert man sie? Viele Start-ups entscheiden sich für das sogenannte Crowdfunding (Gruppenfinanzierung).
Das Prinzip ist schnell erklärt: Initiatoren – das können beispielsweise Freischaffende oder Künstler sein – beschreiben ihre Ideen möglichst genau auf einer Internet-Plattform, legen ein Finanzierungsziel, eine Laufzeit für die Kampagne und Belohnungen für die Unterstützer fest. Jeder kann das Projekt mit selbst gewählten Beträgen auf der Website unterstützen. Wird das Ziel erreicht, fließt das Geld an die jeweiligen Gründer, um das Projekt umzusetzen. Die Spender bekommen dann ein Dankeschön in verschiedensten Formen. Falls das Ziel nicht erreicht wird, wandert das Geld an die Unterstützer zurück.
Viele Kunstprojekte
Doch ist das überhaupt ein Thema in Würzburg? Auf dem Portal "Kickstarter" lassen sich 17, auf "Startnext" sogar 40 Projekte finden, die schon angelaufen oder mittlerweile auch beendet sind. Romane, CDs, Kochbücher: Hier fällt vor allem auf, dass vermehrt Künstler und Kultur-Projekte auf den Plattformen nach Geldgebern suchen. Der Verein Viertelkultur konnte durch die Unterstützung zum Beispiel kürzlich ein Café in der Zellerau eröffnen. Mehr als 11 000 Euro von 190 Unterstützern haben sie sammeln können.
Und die Band "Hazel The Nut" – sie stammt aus Großlangheim (Lkr. Kitzingen), ist aber auch in Würzburg aktiv – sucht aktuell Unterstützer für ein neues Studio-Album. "Vor ein paar Jahren haben plötzlich sehr viele junge Bands damit angefangen. Am Anfang waren wir skeptisch, aber dann haben wir gesehen, was für tolle Platten dabei herausgekommen sind", sagt Bandmitglied Nick Ruth. 2016 hatten sie den ersten erfolgreichen Versuch gestartet, nun haben sie über "Startnext" und soziale Plattformen wieder um finanzielle Unterstützung gebeten.
Die benötigten 2000 Euro werden sie vermutlich auch zusammenbekommen. "Auf keinen Fall warten wir nur ab! Wir haben im Vorfeld Fotos gesammelt, Texte für die Kampagne verfasst und sogar ein Promotion-Video dafür gedreht", so Ruth. Er und die Band hoffen, dass diese Art der Geldsuche auch weiterhin populär bleibt, weil es eine gute Sache sei, die jungen Musikern unter die Arme greife. "Wenn die Produkte am Ende des Tages dann auch noch gut sind und alle Unterstützer zufrieden sind, wird Crowdfunding auch in Zukunft immer so beliebt bleiben", meint Ruth.
Geld für Umzug gesammelt
Aus einem ganz anderen Bereich stammt die Kampagne von zehn Hebammen. Unter dem Aufruf "Mehr Platz für mehr Babys!" suchten sie nach "Hobby-Investoren" für den Umzug des mainGeburtshauses von Grombühl nach Lengfeld. "Da viele Familien, die wir betreut haben, in der Vergangenheit wiederholt fragten, wie sie uns unterstützen könnten, sahen wir das Crowdfunding als gute Möglichkeit, den Umzug zu finanzieren", sagt Hebamme Kathrin Fleischmann auf Nachfrage dieser Redaktion. Die Finanzierung sei damals super angelaufen und das Team habe problemlos das Ziel erreicht. Die Unterstützer spendeten mit rund 26 600 Euro sogar mehr, als für das erste Finanzierungsziel gewünscht war. Das Geld wollen die Initiatorinnen nutzen, um unter anderem die Gebärräume zu renovieren und auszustatten.
Nicht jeder Gründer hat auf den Plattformen Erfolg, viele Projekte scheitern auch und verfehlen ihr Ziel zum Teil deutlich, wie die Übersicht der Würzburger Kampagnen auf den Portalen zeigt. Unter den Projekten sind beispielsweise eine Würzburger Modemarke, ein Buch über "Geburt, Leben und Tod" und auch eine LED-Leuchte, die ihr Ziel komplett verfehlte (1100 Euro statt gewünschter 63 000 Euro). Oft sind die Beschreibungen knapp und undurchsichtig, Videos oder Bilder gibt es kaum, oder die Themen bedienen Nischen, die zu speziell sind. Das einfache Geld lässt sich somit auch durch die scheinbar komfortable und moderne Finanzierungsmethode nicht ohne weiteres machen.