Das Coronajahr 2020 brachte auch für die Schulabgänger Veränderungen mit sich. Sie mussten auf vieles verzichten – von der Abschlussfahrt bis zum Abschlussball. Wir haben mit drei Abiturienten über ihre Erfahrungen gesprochen und was sie Positives aus der Zeit mitnehmen.
Stephan Ruppert fand das Abi durch Corona nicht schwerer als sonst, für ihn hatte es sogar Vorteile. "Da die Nebenfächer weggefallen sind und man online nur die Hauptfächer hatte, konnte ich meinen Fokus direkt auf die Abi-Fächer legen", sagt er.
Anders sieht das Anna Lender: "Ich bin ein Mensch, der sich nicht immer so aufraffen kann, da fehlt einem manchmal die Motivation, wenn der Tagesablauf nicht durch die Unterrichtszeiten geregelt ist", so Lender, die in Würzburg Grundschullehramt studiert.
"Ich frage mich schon, ob die Note ohne Corona besser gewesen wäre", sagt Karim Qureshy. Der 18-jährige hat sein Abitur auf einem Internat in Baden-Württemberg gemacht und studiert jetzt Politikwissenschaft und Soziologie. Nach dem Abitur hat er Reisen nach Frankreich und Österreich gemacht, da es sich im Sommer so angefühlt habe, "als wenn es wieder in Richtung Normalität geht und keiner wusste, dass das Schlimmste erst noch kommt".
Kommilitonen nur "Nummern auf dem Bildschirm"
Auch Lender wollte in den vier freien Monaten eigentlich Reisen gehen. Ihr sei jedoch schon früh klar gewesen, dass das schwierig wird, weshalb sie nichts Konkretes geplant hat. Da sie viel für die evangelische Jugendhilfe gearbeitet hat, ging ihr Sommer aber trotzdem schnell vorüber. Ruppert dagegen hat schon vor Corona eine Reise nach Spanien gebucht, um dort sechs Wochen lang einen Sprachkurs zu machen. "Bis zum Schluss hab ich gebibbert, aber letztlich konnte die Reise zum Glück doch stattfinden", sagt er.
Auf Abifeier und Abifahrt mussten Lender und Ruppert verzichten, obwohl sie schon komplett geplant waren. Die Abifeier von Lender soll wie die abgesagte Abireise an die Costa Brava zwar im nächsten Jahr nachgeholt werden, sie glaubt aber nicht wirklich daran. Die geplante Abireise nach Amsterdam von Qureshy musste ebenfalls abgesagt werden, sein Abiball konnte im Freien mit einem Elternteil stattfinden.
Studium komplett online
Sein Studium bedeutete für ihn auch den Umzug nach Würzburg. Inzwischen hat Qureshy sich gut in der Stadt eingelebt und Freunde gefunden. Schade finden alle drei, dass ihr Studium komplett online stattfindet, das erschwere auch den Kontakt zu den Kommilitonen. "Es ist schon eine Überwindung, in Online-Kursen vor 40 Leuten etwas zu sagen, die Mitarbeit ist insgesamt recht verhalten", sagt Ruppert.
"Man arbeitet mit einigen Leuten zusammen, aber es sind keine großen direkten Kontakte, sondern eher, so hart und traurig wie es klingt, Nummern auf dem Bildschirm", ergänzt Lender. Ohne Corona hätte sie sich überlegt, woanders zu studieren. Qureshy ist für das Studium nach Würzburg gekommen. Es läuft aber bisher nicht so gut wie erhofft, da online die Konzentration schwieriger sei. "Ich frage mich aktuell schon, ob das Studium überhaupt das richtige ist. Das ist schade, da ich mich jahrelang darauf gefreut habe", sagt er.
Würzburg neu entdecken
Was die drei Positives aus der Corona-Zeit mitnehmen? "Der Kontakt zur Familie ist enger geworden", sagt Qureshy. Ruppert findet, dass die Leute deutlich einfallsreicher geworden sind. "Im Sommer gab es viel mehr Biergärten in der Innenstadt, das könnte man beibehalten", so Ruppert. Und auch Lender erzählt, dass sie kreativer geworden ist: "Ich habe so viele schöne Orte von Würzburg gesehen, wie noch nie. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, diese zu entdecken."
Feiern, Freunde treffen und das normale Leben vermissen alle drei. "Hart ist für mich, Weihnachten ohne die Verwandtschaft zu feiern, das wäre für mich ein Highlight gewesen. Das macht mich schon sehr traurig", sagt Lender.