Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) hat aktuell 43 Studierende im Ausland und 68 Gaststudierende von anderen Partnerhochschulen. Die geplante Zahl für das Sommersemster war jedoch eine deutlich höhere mit 69 Studierenden im Ausland und 133 Gasstudierenden in Würzburg und Schweinfurt. Dass viele ihren Auslandsaufenthalt frühzeitig beendet oder nicht angetreten haben, ist dem Coronavirus zu verschulden - die Heimreise der Studierenden gestaltete sich jedoch nicht einfach. Trotz der besonderen Situation stellt sich eine Großzahl der Studierenden der Herausforderung Auslandsstudium - das allerdings unter speziellen Bedingungen und nicht ohne Sorgen.
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Digitales "Kennenlernen" und Sorge um Studiumsfinanzierung
Gerade die Austauschstudierenden, die ihr erstes Semester an der FHWS verbringen wollten, stehen vor größeren Herausforderungen: sie sind erst seit kurzem in Würzburg oder Schweinfurt – das heißt, sie konnten sich aufgrund der Ausgangsbeschränkung noch gar nicht mit den Städten, der Region und ihrem neuen Lebensumfeld vertraut machen. Um diesem Fakt entgegenzuwirken, bietet die Hochschule nun digitale Deutschkurse und Info-Vorträge zur Interkulturalität und zum International Career Service an. Es handelt sich hierbei um Angebote, die eigentlich physisch stattgefunden hätten, auf Grund der Entwicklungen aber per Videokonferenz digitalisiert werden konnten. Laut Dr. Daniel Wimmer, Leiter des Hochschulservice Internationales, wird dieses Angebot auch von vielen genutzt. "So leisten wir auf diese Weise doch einen Beitrag zum Kennenlernen und Einfinden unserer Studierenden."
Neben den Einschränkungen bei Lehr- und Informationsveranstaltungen haben manche Studierende auch Probleme mit der Finanzierung ihres Auslandsstudiums. Durch die Schließung vieler Unternehmen, vor allem im Gastronomie- und Einzelhandelsbereich, sind mögliche Nebentätigkeiten für die Studierenden weggefallen. Diese sorgen sich nun, dass Ersparnisse aufgebraucht sind, noch bevor sie ihren Auslandsaufenthalt beendet haben. "Insgesamt muss man aber sagen, dass wir im Hochschulservice Internationales nur vereinzelte Meldungen bezüglich der Jobsituation erhalten haben – bisher handelt es sich offenbar um kein Massenproblem." so Wimmer.
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Die Heimreise war keine Option
Die Studierenden machen das Beste aus ihrer Situation und versuchen ihren Alltag an der Hochschule trotz den besonderen Umständen zu meistern. So auch Milena Pavlova aus Russland, sie ist für das Sommersemester an die FHWS in Würzburg gekommen, um "International Management" zu studieren. Als sie von den Ausgangsbeschränkungen erfuhr, dachte sie: "Ich bin neu in Deutschland und es ist überhaupt mein erster Aufenthalt in diesem Land und es ist einfach traurig, dass ich mein Haus nicht verlassen kann." Trotzdem seien die Maßnahmen für sie verständlich und sie habe auch nicht darüber nachgedacht, wieder zurück nach Russland zu gehen. "Es war mein Wunsch, hier zu studieren, also nutze ich diese Chance und hoffe, dass die Situation sich bald verbessert." Sie nimmt unter anderem an einem Online-Deutschkurs teil und begrüßt die Möglichkeit, auf diesem Wege zu lernen. Pavlova freut sich darauf, hoffentlich bald wieder die Hochschule und auch die Mensa mit ihren Kommilitonen besuchen zu dürfen.
Der Nebenjob liegt auf Eis
Rohan Aiyappa Karthamada Somaiah aus Indien studiert mittlerweile im vierten Semester "Mechatronics" an der FHWS in Schweinfurt. Auch er hat sich dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben. Ein Grund dafür sei das gute Gesundheitssystem. Er hat sich mittlerweile mit der Situation arrangiert. "Ich habe mehrere Online-Kurse absolviert und bin sehr zufrieden damit. Außerdem nutze ich die Zeit, um Hobbys nachzugehen." Mit dem Selbststudium kann er gut umgehen und lernt meist den halben Tag. Trotzdem ist die Einsamkeit manchmal ein Problem für ihn. "Geselligkeit ist in dieser Zeit nur über Videoanrufe möglich und Pläne für Treffen wurden verschoben." In Punkto Nebenjob erging es Somaiah wie vielen. Er habe zum Glück seinen Teilzeitjob nicht verloren, aber darf im Moment trotzdem nicht arbeiten. Dem Ende der Maßnahmen sieht auch er mit Freude entgegen. "Sobald die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben sind, mache ich mit meinem Freund eine Radtour."