Die Hängepartie um das Würzburger Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) hat ein Ende: Zum Jahreswechsel hat ein neuer, gemeinnütziger Trägerverein die renommierte Einrichtung am Hubland übernommen. Er führt die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zur Energieeffizienz fort. Damit verbunden ist ein neuer Name beziehungsweise ein Wechsel ins Englische: Das Zentrum firmiert seit 1. Januar als "Center for Applied Energy Research" (CAE).
Zentrum wurde in seine drei Standorte zergliedert
Mit seinen weiteren Standorten war das ZAE in Erlangen bereits unter das Dach des Helmholtz-Institutes geschlüpft, die Einrichtung in Garching (Oberbayern) führt den geschrumpften ZAE-Verein weiter. Die Zerschlagung des vor 30 Jahren in Würzburg gegründeten ZAE in drei Standorte war nötig geworden, weil das bayerische Wirtschaftsministerium die Grundfinanzierung zum Jahresende 2021 auslaufen ließ.
In der Folge suchten die drei Einrichtungen mit jeweils eigenen Schwerpunkten nach neuen Trägerschaften. In Würzburg hatte das ZAE zunächst auf eine Übernahme durch die Technische Hochschule gehofft, wie die frühere Hochschule für Angewandte Wissenschaften (FHWS) seit 1. Januar heißt. Doch die Sache wurde zum Politikum zwischen zwei Ministerien – und scheiterte.
CAE-Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Ebert ist erleichtert, dass mit dem neuen Konstrukt jetzt der Fortbestand gesichert ist. "Wir forschen und entwickeln weiter an den zentralen Zukunftsthemen unserer Gesellschaft", wird der Physiker in einer Mitteilung zitiert. "Die Energiekrise und der gerade in unserer Region spürbare Klimawandel machen deutlich, wie wichtig innovative und anwendungsnahe Energieforschung ist."
Gründungsmitglieder des CAE sind unter anderem die Stadt Würzburg, die IHK Würzburg-Schweinfurt, die Würzburger Gründerzentren TGZ und IGZ, die VR-Bank Würzburg sowie Unternehmen der Wirtschaft.
Spezialisiert ist das Zentrum seit vielen Jahren auf das Thema energieeffizientes und klimagerechtes Bauen. Das 2013 in Betrieb genommene ZAE-Gebäude am Hubland ist nicht nur Sitz für Wissenschaftler und Verwaltung, sondern in sich ein "lebender" Forschungsbau: Hier können vor Ort neue Techniken erprobt werden.
Erforscht werden Materialien, Komponenten und Systeme, um Gebäude und ganze Quartiere energetisch zu verbessern. Neu aufgenommen wurden vom CAE nun Themen aus der Wasserstofftechnologie und zur Digitalisierung in der Energietechnik.
Das CAE will – wie zuvor das ZAE – Ideen zur Energieeffizienz in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen und weiteren Forschungspartnern in die Praxis bringen und einen Beitrag für ein nachhaltiges und möglichst CO2-freies Energiesystem leisten. Dabei setzt man auf eine enge Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg und der Technischen Hochschule. Möglich wurde die Neuaufstellung als CAE durch eine zweijährige Anschubfinanzierung des bayerischen Wirtschaftsministeriums.
Um die Umsetzung der Forschungsergebnisse noch weiter voranzubringen, ermöglicht das CAE künftig in einem sogenannten "Makerspace" Gründerinnen und Gründern den schnellen und unbürokratischen Zugriff auf moderne Methoden und Verfahren der Energietechnik.
Zentrum mit 45 Mitarbeitenden und über 30 Projekten
Das CAE hat 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist aktuell mit über 30, meist öffentlich geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten gestartet und koordiniert in meist interdisziplinären Projekten die Forschungsarbeiten von rund 80 Partnern aus Wissenschaft und Industrie.
Laut eigenen Angaben verantwortet das CAE damit ein Gesamtforschungsvolumen von rund 50 Millionen Euro. Der Jahresumsatz beträgt 3,5 Millionen Euro. "Besonders wichtig ist die regionale Verwurzelung", betont Vorstand und wissenschaftlicher Leiter Prof. Jürgen Hartmann, "aber natürlich wirken wir weit über die Region hinaus."